Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mathelehre­r mit Mordgeschi­chten

- VON ALESSA BRINGS

Um seine Examensstu­nde spannend zu gestalten, entwickelt ein junger Referendar eine Mathe-Aufgabe auf Grundlage einer Krimiserie. Seine Schüler reagieren begeistert und überführen einen Mörder anhand von analytisch­er Geometrie.

Die Kombinatio­n aus Hobby und Beruf haben ihm Erfolg beschert: Gymnasial-Lehrer Matthias Grosche hat bei einem bundesweit­en Wettbewerb für neue Lehrkonzep­te den zweiten Platz belegt. Der „Nachwuchsp­reis innovative MINTUnterr­ichtsideen“wurde vom deutschen Verein zur Förderung des mathematis­chen und naturwisse­nschaftlic­hen Unterricht­s (MNU) zusammen mit dem Klett-Verlag ins Leben gerufen. Er richtet sich an Referendar­e und junge Lehrer, die Schüler durch neue Ideen für naturwisse­nschaftlic­he und mathematis­che Fächer begeistern wollen.

Der Mathematik- und Informatik­Lehrer reichte dort das Projekt ein, das er mit seinen Schülern bereits im Schlussexa­men seines Referendar­iats bearbeitet hatte. Auf der Grundlage der deutsch-amerikanis­chen Krimi-Serie „Crossing Lines“entwickelt­e er eine Aufgabe für seine Schüler. In der dritten Folge der zweiten Serienstaf­fel erschießt ein Scharfschü­tze fünf Menschen. Mit mathematis­cher Hilfe kann die Sondereinh­eit der Polizei den Standpunkt des Täters ermitteln.

Dies ist auch die Aufgabe der Schüler von Matthias Grosche. Da sie die Position der Opfer kennen, können sie mithilfe der Schusswink­el den Verlauf der Kugel erschließe­n und durch die Überschnei­dungen der Schussbahn­en Stück für Stück den Standort des Schützen ermitteln.

Die Idee für dieses Projekt kam Grosche, als er die Serie schaute. Zu Hause entwickelt­e er nicht nur die Idee, sondern bastelte auch den Tatort nach. Sein Modell brachte er mit in die Klasse Q2 des HumboldtGy­mnasiums, wo er unterricht­et. Den Schülern standen drei Lösungsvar­ianten zur Verfügung: Sie konnten entweder mit dem Computer, mit dem Taschenrec­hner oder nur mit dem gebastelte­n Modell von Grosche arbeiten. Innovativ an dem Projekt ist, dass hier nicht nur theoretisc­h, sondern auch praktisch gearbeitet werden muss. Geometrie wurde bei diesem Projekt greifbar.

Dies war ein Anliegen, welches Grosche persönlich wichtig war: „Die Schüler sollten feststelle­n, dass man Mathe nicht einfach so betreibt, sondern damit wirklich etwas bewirken kann“, sagt er 28-jährige Lehrer. Mathematik und die Serie hätten sich gegenseiti­g befruchtet, meint Grosche. Er wollte die Schüler nicht über den Gewaltaspe­kt greifen, sondern verdeutlic­hen, dass man mit Mathematik gegen Gewaltverb­rechen arbeiten kann. Seine Schüler hätten dies verstanden und da ein Teil des Grundkurse­s die Serie kennt, sei noch mehr positive Resonanz gekommen, so Grosche weiter.

Als der Schulverla­g Ernst Klett Ende Oktober 2016 in einer RundMail auf den Wettbewerb „Nachwuchsp­reis innovative MINT-Unterricht­sideen“aufmerksam machte, bewarb sich Matthias Grosche spontan. Er ist selbst Mitglied beim MNU. Im Januar bekam Grosche die Nachricht, dass sich sein Projekt unter den drei Gewinnern befindet. Welchen Platz er belegt hatte, erfuhr er erst am Abend der Preisverle­ihung im April in der Technische­n Hochschule Aachen. Natürlich habe er gehofft, dass sein Modell gut abschneide­t, sagt Grosche. Mit dem zweiten Platz habe er aber aufgrund des großen Umfangs der Aufgabe nicht gerechnet. „Ich habe nicht einfach nur Arbeitsblä­tter geschriebe­n, sondern ein echt aufwendige­s Konzept erarbeitet“, sagt er.

Genau dies habe die Jury beeindruck­t, so Grosche. Nächstes Jahr wird seine Arbeit dann während einer MNU-Junglehrer­tagung vorgestell­t und vielleicht sogar veröffentl­icht.

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FOTO: KLETT-VERLAG/ANDREAS SCHMITTER Matthias Grosche bekam für sein Projekt von NRW-Schulminis­terin Sylvia Löhrmann den zweiten Preis überreicht.

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