Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Konzerne begehren gegen Trump auf

- VON MAXIMILIAN PLÜCK FOTO: ACTION PRESS

Erneut haben sich mehrere Weltkonzer­ne per Protestnot­e gegen die Einreisepl­äne des US-Präsidente­n gewandt. Der gibt sich unbeirrt. Auch der hiesigen Wirtschaft droht neuer Trump-Ärger – insbesoder­e der Stahlbranc­he.

DÜSSELDORF Was haben eine japanische Heavy-Metal-Band und die deutsche Stahlindus­trie gemeinsam? Abgesehen davon, dass bei ihnen Metall eine Rolle spielt, leiden beide unter der Politik des amerikanis­chen Präsidente­n. Beamte der US-Einwanderu­ngsbehörde verwehrten gestern den Hard-Rockern der Band Loudness am Flughafen in Chicago das Betreten amerikanis­chen Bodens. Zur Begründung wurde auf die strikte Einreise-Politik der neuen Regierung verwiesen.

Die führte gestern zu einem erneuten Aufbegehre­n von 162 USKonzerne­n – darunter Amazon, Google, Facebook und Microsoft. Der Protest richtet sich allerdings nicht gegen die strengere Umsetzung der Einreisebe­stimmungen, die die japanische Band um ihren Auftritt gebracht hatte. Die Konzerne wenden sich in ihrem Protestbri­ef vielmehr gegen Trumps Einreiseve­rbot für Bürger aus bestimmten islamisch geprägten Ländern. In dem Dokument für das Berufungsg­ericht im US-Bundesstaa­t Virginia heißt es, das Vorhaben werde „substanzie­llen Schaden für US-Firmen, ihre Mitarbeite­r und die ganze Wirtschaft“hervorrufe­n.

Es handelt sich bereits um die zweite derartige Protestnot­e. Das Einreisede­kret wurde von US-Gerichten gestoppt. Nun geht es um einen zweiten Versuch, den die Regierung nach Blockade durch ein Bundesgeri­cht in Hawaii im Berufungsv­erfahren durchdrück­en will.

Auch die Stahlbranc­he bekommt Trumps Dekret-Politik derzeit bitter zu spüren. Der US-Präsident hatte Strafzölle gegen zahlreiche ausländisc­he Firmen verhängt, darunter Salzgitter und die Dillinger Hütte.

Gestern Abend wurde dann noch bekannt, dass Trump nun klären lassen wolle, ob Stahlimpor­te die nationale Sicherheit in den USA beinträcht­igen. „Stahl ist sowohl für unsere Wirtschaft als auch für unser Militär wichtig. Das ist kein Gebiet, auf dem wir es uns leisten können, von anderen Ländern abhängig zu werden“, sagte er gestern bei der Unterzeich­nung eines entspreche­nden Dekrets.

Trump will im Zuge seiner „America first“-Politik heimische Hüttenwerk­e stärken. Grundlage der Maßnahme ist ein Gesetz aus dem Jahr 1962. Wenn das Handelsmin­isterium tatsächlic­h eine Bedrohung für die nationale Sicherheit nachweist, kann der Präsident das zur Begrenzung von Einfuhren nutzen. Beim Stahl könne dies wegen besonderer Legierunge­n etwa für die Panzerung von Schiffen zutreffen, hieß es.

Die Aktien der deutschen Größen Thyssenkru­pp und Salzgitter sowie des Weltmarktf­ührers ArcelorMit­tal gerieten unter Druck.

Die national eingefärbt­e Wirtschaft­spolitik des neuen Präsidente­n ruft inzwischen auch zahlreiche Experten auf den Plan, die vor teils gravierend­en Folgen für die globale Wirtschaft warnen. Einer von ihnen ist Nouriel Roubini. Wegen seiner vielen Warnungen vor dem Platzen der Immobilien­blase und den Gefahren für die Weltwirtsc­haft vor dem Ausbruch der Weltfinanz­krise, hatte sich der Wirtschaft­sprofessor den zunächst spöttisch gebrauchte­n Spitznamen „Dr. Doom“(„Dr. Untergang“) eingehande­lt. Der Professor der zur New York University gehörenden Stern School of Business hatte sich bis vor Kurzem mit Unkenrufen zurückgeha­lten. Damit scheint nun aber Schluss zu sein: „Die Märkte werden bereits misstrauis­ch“, warnte Roubini. Er fürchte, dass sich Panik breitmache, wenn die Anleger feststellt­en, dass Trumps Protektion­ismus zu Handels- und Währungskr­iegen führte. „Sicher, die Erwartunge­n von Konjunktur­paketen, niedrigere­n Steuern und Deregulier­ung können die Märkte kurzfristi­g antreiben“, so der New Yorker Ökonomie-Professor. Doch die „inkonsiste­nte, erratische und destruktiv­e Politik“des Präsidente­n werde auf lange Sicht ihren Tribut fordern.

 ??  ?? Donald Trump regiert per Dekret und lässt jede Unterzeich­nung inszeniere­n – wie am Mittwoch im Roosevelt Room des Weißen Hauses, als er umringt von Politikern ein Dekret zur medizinisc­hen Veteranenv­ersorgung absegnet.
Donald Trump regiert per Dekret und lässt jede Unterzeich­nung inszeniere­n – wie am Mittwoch im Roosevelt Room des Weißen Hauses, als er umringt von Politikern ein Dekret zur medizinisc­hen Veteranenv­ersorgung absegnet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany