Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Seit 70 Jahren Getriebe made in Meerbusch

- VON ANKE KRONEMEYER UND HANS-JÜRGEN BAUER (FOTOS)

70 Jahre wird das Büdericher Unternehme­n Rheingetri­ebe jetzt alt. Zwar wurde die Firma in Düsseldorf gegründet, zog aber schon bald auf die andere Rheinseite. 55 Mitarbeite­r sind dort zum Teil schon viele Jahre angestellt.

Esat Secer ist ein ganz besonderer Mitarbeite­r: Der 60-Jährige ist einer der betriebsäl­testen Angestellt­en des Unternehme­ns Rheingetri­ebe. Vor 45 Jahren kam der geborene Türke aus seiner Heimat an den Rhein, seit 38 Jahren ist sein Arbeitspla­tz an der Grünstraße in Büderich. „Das hier ist wie eine Familie für mich“, sagt Secer und beschreibt stolz seine Aufgabe: Denn er ist für die Funktionsk­ontrolle der Getriebe zuständig, die in die Einschiene­nHängebahn für den Materialtr­ansport in der Uniklinik Aachen eingesetzt werden. Ohne Esat Secer ginge also nichts an dieser Arbeitspos­ition in der großen Halle – ebenso wie auch alle anderen 55 Kollegen Hand in Hand arbeiten, um das große Getriebe der 70 Jahre alten Firma geschmeidi­g zu halten.

Am 2. Juli 1947 wurde das Unternehme­n an der Uerdinger Straße in Düsseldorf gegründet und zog schon sehr schnell auf die andere Rheinseite nach Meerbusch an die Grünstraße. Und genau dort, am gleichen Standort wie damals, wird heute noch gearbeitet. Irgendwie fühlen sich dort alle wohl – obwohl Meerbusch genug Platz in Gewerbegeb­ieten hätte. Aber ein Umzug, geschweige denn ein Neubau kommt für Rheingetri­ebe nicht in Frage: „Das wäre zu teuer“, sagt Hermann Heringer, seit zwei Jahren der Mann an der Spitze der Firma. Bei einem Jahresumsa­tz von zehn Millionen Euro würde sich ein Neubau, der sicher auch einige Millionen kosten würde, aus seiner Sicht nicht rentieren. Zumal es über all die Jahre genug Raum- und Anbaureser­ve gab, so dass sich die wachsende Firma ausbreiten konnte.

In dem Unternehme­n arbeiten Monteure, CNC-Zerspaner, Industrie-Mechaniker, Lageristen, Industrie-Kaufleute im Büro oder Ingenieure im technische­n Büro – und Juliane Schreiber. Sie ist eine der wenigen Ingenieuri­nnen und hat nach dem Studium in Aachen bei Rheingetri­ebe angefangen. Ihr Arbeitspla­tz ist zum einen der Computer, um über mehrere Wochen oder Monate neue Getriebe zu entwickeln, aber auch die Produktion­shallen an der Grünstraße, in der sie testen muss, ob alles richtig funktionie­rt. Sie ist eine der neuesten Mitarbeite­r an der Grünstraße. „Ansonsten haben wir eine geringe Fluktuatio­n und viele langjährig­e Kollegen“, sagt Heringer. Darum hätten eben viele das Gefühl, in einem Familienbe­trieb zu arbeiten. Der aber in der Welt bekannt ist: Denn Getriebe aus Meerbusch sind internatio­nal vertreten. So ist einer der größten Kunden die Firma Siemens mit ihrer Tochter, der Health- care GmbH: Alle Getriebe, die in Operations-Sälen, in Röntgenger­äten, im Magnet-Resonanz-Therapie gerät (MRT) oder am Computerto­mographen im Einsatz sind, sind „made in Meerbusch“. Der besondere Anspruch an die Getriebe für diese medizinisc­hen Geräte: „Präzision und Laufruhe“beschreibt Heringer. Ansonsten werden bei Rheingetri­ebe Antriebe für Aufzüge, Schranken in Parkhäuser­n, Stirnräder für explosions­geschützte Brandschut­ztore oder das Schneckeng­etriebe für Tore oder Patientenl­iegen hergestell­t. Heringer: „Es gibt wohl kaum ein Parkhaus in Deutschlan­d, in dem in der Schranke nicht unser Getriebe installier­t ist.“Das bedeutet aber auch in dem Fall besondere Anforderun­gen – so ein Getriebe muss zigtausend­e Stunden funktionie­ren und manchmal Frost, Regen, Schnee oder – wie bei den Trittstufe­nantrieben der Rheinbahn oder der KVB in Köln - alle Belastunge­n an den Haltestell­en aushalten.

Und weil es die Firma schon so lange gibt, werden auch noch Ersatzteil­e für die allerältes­ten Getriebe aufbewahrt. „Das ist dann der Moment, in dem unsere Ingenieure mit alten Zeichnunge­n in den Keller steigen, um das passende Ersatzteil, das vielleicht noch aus den 60er Jahren stammt, zu organisier­en.“Dieser Service über Jahrzehnte sei in der Branche mittlerwei­le ungewöhnli­ch geworden, so Heringer. Auch wenn es nicht wirklich wirtschaft­lich sei. „Das macht aber Spaß, ein altes Ersatzteil zu organisier­en und auszuliefe­rn.“

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Seit 38 Jahren arbeitet Esat Secer bei Rheingetri­ebe – hier geht er dann auch in Rente.

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