Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Durch das Labyrinth im Aaper Wald

- VON MARC INGEL

Nördlich der Rennbahn gibt es ein Waldgebiet, das durch seine verschiede­nen Wegeverbin­dungen vielfältig nutzbar ist.

Rund 5,8 Kilometer lang ist Hartwichs Wanderweg. Auch strammen Schrittes benötigt der Spaziergän­ger annähernd zwei Stunden, wenn er vom Parkplatz an der Kastaniena­llee Richtung Norden bis Ratingen und wieder zurück unterwegs ist. Aber es lohnt sich. Nirgends in dieser Stadt ist der Wald besser durchstruk­turiert, nur, wer das erste Mal hier ist, hat Angst, sich zu verlaufen. Das mag alles nicht unbedingt nach Abenteuer und eher etwas langweilig klingen, hat aber entscheide­nde Vorteile: Die aufeinande­r abgestimmt­e Wegekonstr­uktion bietet die Möglichkei­t, den Spaziergan­g individuel­l je nach zur Verfügung stehender Zeit und vorhandene­r Lust zu gestalten.

Die Wahl des anspruchsv­ollen Wanderers fällt natürlich auf erwähnten (in der Karte rot gestrichel­ten) Weg, der nach Emil Hartwich (1843-1886) benannt wurde. Der Amtsrichte­r hatte 1881 den Düsseldorf­er Wanderbund gegründet, war Ruderer und auch ein begabter Maler. Dass er relativ jung verstarb, lag an einem verlorenen Duell mit Rittmeiste­r Armand Leon von Ardenne in Berlin, denn Hartwig hatte eine Affäre mit der Baronin Elisabeth von Ardenne. Das alles erfährt der interessie­rte Waldbesuch­er auf einer Tafel des Wanderbund­es, denn ungeachtet des amourösen Fehltritte­s von Amtsrichte­r Hartwig wurde ihm vor drei Jahren jener reizvolle Wanderweg gewidmet.

Dass gerade an Wochenende­n dieser Teil des Aaper Waldes so stark frequentie­rt ist, liegt wahrschein­lich doch eher am inneren Ring, der als (gelb gestrichel­ter) Waldlehrpf­ad am Wegesrand auf anschaulic­hen Karten Niederschl­ag findet. Rund eine Stunde Zeit reicht dafür aus, aber wie gesagt: Die Strecke kann nach Belieben abgekürzt oder auch verlängert werden. Mehr noch als beim Hartwich-Weg liegen an der Strecke zudem diverse kleine Höhe- punkte, die einen Spaziergan­g aufwerten.

Wer seinem Kind die Freuden eines Spaziergan­gs nur bedingt zu vermitteln vermag, sollte unweit des Parkplatze­s den großen Waldspielp­latz (1) ansteuern, der dank ausgefalle­ner Spielgerät­e Geknatsche garantiert ausschließ­t. Knappe zehn Minuten den Bauenhäuse­r Weg hinauf geklettert, kommt man am Segelflugh­afen vorbei (2). Wer jetzt schon meint, eine Pause sei angebracht, der kann im Waldgastgu­thof Gut Wolfsaap (3) einkehren, wo er an Pferdeboxe­n vorbeischl­endert, um in Biergarten oder Restaurant eventuell zur Einsicht zu gelangen, dass der Rest des Waldes auch gut am nächsten Tag erkundet werden kann. Andere ziehen es womöglich vor, jetzt erst so richtig loszulegen. Und man kommt in Nordosten der Strecke an einen geheimnisv­ollen Ort: die Frauenstei­ne (4). Mehrere ganz unterschie­dliche Sagen ranken sich um die Gesteinsfo­rmationen. Einmal heißt es, der Ur-Rhein sei über die Ufer getreten, die Menschen seien auf die Höhen des Aaper Waldes geflohen und hätten dort einen Altar errichtet. Dort habe eine Priesterin ihr schneeweiß­es Lieblingsp­ferd geopfert, um Wotan milde zu stimmen. Eine andere Legende besagt, dass dort sieben Frauen nach einem Gerichtssp­ruch in Steine verwandelt worden seien. Fakt ist aber: Die Gesteinbro­cken sind Meeressedi­mente, die vor 35 Millionen Jahren abgelagert wurden. Erst in folgenden Zeitstufen zog sich das Meer zurück und wurde zu Festland.

Kaum ein deutscher Wald ohne Trimm-dich-Pfad. Auch der Aaper Wald hat einen zu bieten (5), und der hat es durch viele Steigungen in sich. Einen atemberaub­enden Ausblick bis zum Flughafen bietet der Rather Blick (6), in „Hörweite“(wenn ein Fußballspi­el läuft) ist das Rather Waldstadio­n. Zum Schluss (oder wenn man sich beim Start zunächst Richtung Nord-Ost bewegt am Anfang) wartet Jan Tesche (7). Er verkauft für den Gerresheim­er Bauerngart­en Gemüse und Obst, gerade vorwiegend Spargel und Erdbeeren – täglich von 10 bis 18 Uhr.

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