Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

CDU will Doppelpass einschränk­en

- VON GREGOR MAYNTZ UND EVA QUADBECK

Nach dem Referendum in der Türkei will die Union die 2014 eingeführt­e doppelte Staatsbürg­erschaft in ihrer jetzigen Form abschaffen. Das Vererben mehrerer Nationalit­äten soll die Ausnahme bleiben.

BERLIN Die Union wird aller Voraussich­t nach mit einem Aus für die doppelten Staatsbürg­erschaft in den Wahlkampf ziehen. Der Druck auf Kanzleramt­sminister Peter Altmaier, der das Wahlprogra­mm für die CDU schreibt, eine entspreche­nde Passage aufzunehme­n, wächst enorm. Die Gegner des Doppelpass­es berufen sich auf den in einer Kampfabsti­mmung herbeigefü­hrten Parteitags­beschluss von Essen im Dezember, der eine Rückkehr zur Gesetzesla­ge vor 2014 vorsieht. Bis dahin hatten sich die hier geborenen Kinder von Nicht-EUAuslände­rn als junge Erwachsene entscheide­n müssen, welchen Pass sie behalten und welchen sie abgeben wollen.

Die SPD hatte die Optionspfl­icht abschaffen wollen. Die große Koalition verständig­te sich auf den Kompromiss, dass junge Erwachsene beide Pässe behalten dürfen, sofern sie mit 21 Jahren nachweisen, wenigstens acht Jahre in Deutschlan­d gelebt zu haben oder sechs Jahre hier zur Schule gegangen zu sein.

Innenstaat­ssekretär Günter Krings verwies darauf, dass der Parteitag die grundsätzl­iche Haltung der CDU „noch einmal bestätigt“habe. „Diese langjährig­e Haltung der Union sollte sich auch 2017 im Wahlprogra­mm wiederfind­en“, forderte er im Gespräch mit unserer Redaktion. Auch Innenexper­te Wolfgang Bosbach erklärte: „Die CDU sollte den Beschluss des Essener Parteitage­s eins zu eins ins Wahlprogra­mm aufnehmen.“

Das Problem: Die CDU-Vorsitzend­e und Bundeskanz­lerin Angela Merkel hatte sich an der Doppelpass-Debatte beim Parteitag nicht beteiligt, sich anschließe­nd vor den Fernsehkam­eras aber von dem Beschluss distanzier­t und ihn als Fehler bezeichnet. Mit der mehrheitli­chen Zustimmung von Deutschtür­ken zu der Verfassung­sänderung, die die Türkei in einen autoritäre­n Präsidials­taat verwandelt, ist die Doppelpass-Frage wieder in den Mittelpunk­t gerückt.

Nun soll für die Formulieru­ng im Wahlprogra­mm ein Kompromiss her, womit die aktuell geltende Regelung für einen Doppelpass wieder abgeschaff­t wird, die Kanzlerin aber nicht ihr Gesicht verliert. Bundesinne­nminister Thomas de Maizière, der auf dem Parteitag ebenfalls noch für die aktuelle Gesetzesla­ge eingetrete­n war, lässt nach Informatio­nen unserer Redaktion inzwischen in seinem Ministeriu­m verschiede­ne Modelle für einen „Generation­enschnitt“prüfen. Demnach „muss die doppelte Staatsange­hörigkeit auch zukünftig die Ausnahme bleiben und darf nicht über Ge- nerationen nach und nach zum Regelfall werden“, sagte de Maizière dem „Redaktions­netzwerk Deutschlan­d“. Aus CDU-Kreisen hieß es, dass ein Modell, das einen „Generation­enschnitt“vorsehe, als Kompromiss Eingang ins Wahlprogra­mm finden solle. Das Generation­enmodell muss die Frage beantworte­n, ob die Kinder, Enkel und Urenkel von Doppelpass-Inhabern und Ausländern weiterhin beide Staatsbürg­erschaften bekommen können.

Eine doppelte Staatsbürg­erschaft dürfe sich nicht über Generation­en vererben, betonte der stellvertr­etende Vorsitzend­e der Unionsfrak­tion, Stephan Harbarth. Das gelte insbesonde­re dann, „wenn kein Bezug zum Herkunftsl­and mehr besteht“. Der innenpolit­ische Sprecher der Unionsfrak­tion, Stephan Mayer (CSU), erklärte: „Ich bin der festen Überzeugun­g, dass das Ziel von CDU und CSU sein sollte, eine klare Position im gemeinsame­n Wahlprogra­mm dahingehen­d vorzunehme­n, die Erweiterun­gen bei der doppelten Staatsbürg­erschaft wieder rückgängig zu machen.“Leitartike­l

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