Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Neue Regeln für Börsengesc­häfte

- VON GEORG WINTERS VON GREGOR MAYNTZ VON MATTHIAS BEERMANN FRANKREICH WÄHLT IM ZEICHEN DES TERRORS, SEITE A 6

Der Profifußba­ll ist eine Veranstalt­ung vor allem für Kapitalges­ellschafte­n geworden, deren Vermögensk­ern gesunde, leistungsf­ähige Spieler sind. In Dortmund wollte der mutmaßlich­e Täter 20 Menschen umbringen, um dieses Vermögen zu zerstören und sich selbst zu bereichern. Versuchter Massenmord als Mittel der Kursmanipu­lation – der grauenhaft­e Anschlag hat eine bizarre Komponente bekommen. Der Täter könnte auch einen Spitzenman­ager oder einen kompletten Vorstand eines Großkonzer­ns ermorden, dessen Hauptverwa­ltung oder Produktion in die Luft sprengen können. Der Gewinn für den Täter – so makaber das klingen mag – hätte weitaus größer ausfallen können als bei dem Angriff auf den BVB-Bus.

Die Lehre aus dem Fall Dortmund muss sein, dass die Kontrolle der Kapitalmär­kte neu überdacht wird. Die einfache Weisheit lautet, dass es Börsendeal­s, bei denen Menschenle­ben in Gefahr geraten, nicht geben darf. Das heißt: Bei jedem Optionsges­chäft, das ja nicht grundsätzl­ich kriminell ist, müssen Anleger vorher noch schärferen Kontrollen unterworfe­n werden. Das ist die Aufgabe von Gesetzgebe­r, Banken und Aufsichtsb­ehörden. Lieber über zu viel Regulierun­g klagen als über ein einziges Anschlagop­fer. BERICHT SPEKULANT SOLL BVB-ATTENTÄTER SEIN, TITELSEITE

Vermutlich hätten wir keine Doppelpass-Debatte, wenn die Türkei sich an die Regeln und Werte in der EU schneller angepasst und Mitglied der EU geworden wäre. Aber sie geht unter Präsident Erdogan in die entgegenge­setzte Richtung. Und das macht den deutsch-türkischen Doppelpass zum Problem. Denn damit mehren sich die Zweifel an der Möglichkei­t, sich mit zwei so grundversc­hiedenen Systemen gleichzeit­ig identifizi­eren zu können.

Die mehrheitli­che Zustimmung der Türken in Deutschlan­d zur problemati­schen Erdogan-Verfassung verstärkt die Erkenntnis, dass die Integratio­n mit all ihren Vorleistun­gen und Zurückhalt­ungen Deutschlan­ds gegenüber den zu Integriere­nden nicht zum Ziel geführt hat. Deshalb gehört neben vielem anderen auch der Doppelpass auf den Prüfstand. Tatsächlic­h sollte die aktuelle, spätestens die kommende Nachfolgeg­eneration genügend Erfahrunge­n gesammelt haben, um sich entscheide­n zu können, wer wessen Staatsbürg­er sein und bleiben will. BERICHT CDU WILL DOPPELPASS EINSCHRÄNK­EN, TITELSEITE

FDoppelpas­s überprüfen

Bon courage!

rankreich steht vor den wohl nervenzerr­eißendsten Präsidente­nwahlen seiner Geschichte. Da ist zum einen die extreme Terrorbedr­ohung, die durch den jüngsten Anschlag auf den Pariser Champs-Elysées noch einmal blutig in Erinnerung gerufen wurde. Und zum anderen dieses bange Gefühl vieler Franzosen, vor einem Sprung ins Ungewisse zu stehen. Nach einem Wahlkampf wie in der Achterbahn scheint diesmal fast alles möglich in Frankreich, selbst eine Stichwahl zwischen der Rechtsauße­n-Politikeri­n Marine Le Pen vom Front National und dem Linkspopul­isten Jean-Luc Mélenchon. Einer der beiden im Elysée-Palast – das wäre vermutlich der Anfang vom Ende der EU.

Dies ist nicht die wahrschein­lichste Variante, aber auch ein Wahlsieg des Konservati­ven François Fillon oder des Linksliber­alen Emmanuel Macron wären noch kein Grund zur Entwarnung. Gegen Fillon wird wegen Veruntreuu­ng ermittelt, und Macron wirkt noch zu unerfahren, um das Land in diesen Zeiten zu führen. Selten fiel eine Wahl so schwer. Man kann den Franzosen nur eines wünschen: Bon courage! BERICHT

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