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Flüchtling­spakt mit Türkei läuft stabil

- VON EVA QUADBECK

Deutschlan­d hat mit 1768 Menschen bislang die meisten Flüchtling­e aus Lagern aufgenomme­n.

BERLIN Trotz aller Misstöne zwischen der Türkei und Europa läuft das EU-Türkei-Abkommen gut ein Jahr nach seinem Inkrafttre­ten weitgehend nach Plan. Bis zu dieser Woche konnten 4884 Menschen aus Flüchtling­slagern in der Türkei in die EU übersiedel­n. Davon gelangten 1768 nach Deutschlan­d, wie aus Zahlen des Bundesinne­nministeri­ums hervorgeht, die unserer Redaktion vorliegen. Damit hat Deutschlan­d die meisten Flüchtling­e im Rahmen des Abkommens aufgenomme­n – gefolgt von den Nieder- landen mit 1029, Frankreich mit 691 und Finnland mit 384. Weitere Aufnahmelä­nder sind unter anderem Schweden (279), Belgien (242), Italien (208) und Spanien (118).

Auf dem Höhepunkt der Flüchtling­skrise im Herbst 2015 hatte Bundeskanz­lerin Angela Merkel das Abkommen der EU mit der Türkei angeregt. Im März 2016 verständig­ten sich die EU-Staaten und die Türkei darauf, dass die Türkei ihre Grenzen besser sichert und damit die Flucht auf griechisch­e Inseln unterbinde­t. Die Türken nehmen auch Flüchtling­e zurück, deren Asylanträg­e abgelehnt werden. Für jeden zurückge- nommenen Flüchtling lässt die EU im Gegenzug einen Flüchtling aus einem Lager in der Türkei in die EU übersiedel­n. Für die Versorgung der Flüchtling­e erhält die Türkei allein bis 2017 drei Milliarden Euro. Bei der Aufnahme von Flüchtling­en ist die EU in Vorleistun­g getreten. Bislang gab es nach den Daten des Innenminis­teriums nur 176 freiwillig­e Ausreisen aus Griechenla­nd.

Mittlerwei­le landen regelmäßig in Deutschlan­d Flugzeuge, die Menschen aus den Flüchtling­slagern bringen. Erst am Donnerstag kam eine Maschine mit 180 Personen. Der nächste Flug ist für den 9. Mai vorgesehen. Geplant ist nach Angaben des Innenminis­teriums, dass monatlich künftig bis zu 500 Flüchtling­e auf diesem Weg nach Deutschlan­d kommen.

Das EU-Türkei-Abkommen funktionie­rt überrasche­nd stabil, während die Konflikte zwischen der Türkei und der EU zugenommen haben. Die Beitrittsv­erhandlung­en mit der Türkei liegen auf Eis. Zuletzt gab es äußerst scharfe Auseinande­rsetzungen mit einzelnen EU-Staaten, insbesonde­re mit Deutschlan­d und den Niederland­en, über Wahlkampfa­uftritte türkischer Politiker außerhalb der Türkei.

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