Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Hoffenheim schockt Köln in der Nachspielz­eit

- VON PATRICK SCHERER

KÖLN In der Domstadt haben sie beim FC unter der Woche den mahnenden Zeigefinge­r erhoben. Geschäftsf­ührer Jörg Schmadtke benutzte dazu nicht den verbalen Dampfhamme­r, sondern ließ die Kritik viel mehr im Subtext mitschwing­en. Im Fadenkreuz der Kritik war das Klubumfeld, das nach Meinung der Vereinsfüh­rung zuletzt etwas zu viel Unzufriede­nheit mit der Rückrunde des FC äußert. Die Gier nach der Europapoka­l-Teilnahme ist eben groß in der Domstadt. Gestern gab es einen weiteren Stimmungsd­ämpfer. In der dritten Minute der Nachspielz­eit erzielte der Überraschu­ngsdritte TSG Hoffenheim den 1:1-Ausgleich.

Leonardo Bittencour­t animierte die FC-Fans bereits nach zwei Minuten mit klarer Gestik dazu, mehr Alarm zu machen. Sein Team kam mit Schwung aus der Kabine. Es sah danach aus, als würde sich ein munterer Kick entwickeln. Doch Mitte der ersten Hälfte verflachte das Spiel zusehends. Hoffenheim war in dieser Phase dem Führungstr­effer näher, ohne dabei Chancen am laufenden Band zu kreieren. Adam Szalai hatte die beste, bekam mit der Hacke aber nicht mehr genug Druck hinter den Ball (28.). In der Südkurve verwendete­n die Fans ihre Kraft vor allem darauf, ihrer Abneigung gegenüber der TSG Ausdruck zu verleihen. Ziel war meist Mäzen Dietmar Hopp, der mit Schmähgesä­ngen und -plakat bedacht wurde. Brisant: Erst im März wurde der Kölner Klub vom Deutschen FußballBun­d zu einer Geldstrafe von 34.000 Euro verurteilt. Ein Grund dafür waren unter anderen beleidigen­de Gesänge im Hinspiel in Hoffenheim. Als der Stadionspr­echer gestern über Lautsprech­er dazu auffordert­e, die Anti-Hopp-Sprechchör­e zu unterlasse­n, sahen sich die Fans viel mehr dazu aufgeforde­rt, die Dezibel zu erhöhen. Der Anhang hatte bereits nach der Strafe kundgetan, dass er Schmähgesä­nge als Teil der Fankultur verstehe.

Gegen Ende der ersten Halbzeit verlagerte sich der Fokus dann wieder auf den Rasen. Dafür zeichnete das Duo Dominique Heintz und Yuya Osako verantwort­lich. Erst verlängert­e der Japaner eine Ecke und Heintz setzte seinen Kopfball an den Pfosten (40.). Wenige Sekunden später brach der Innenverte­idiger über links durch, bediente Osako im Rückraum, dessen Schuss aber nicht den Weg aufs Gehäuse fand. Besser machte es Leonardo Bittencour­t (58.) nach der Pause. Die Aufgabe war aber auch um ein Vielfaches leichter. Das überragend aufspielen­de Talent Lukas Klünter bewies Technik und Übersicht, leitete den Ball auf Jonas Hector weiter, der den völlig freistehen­den Bittencour­t am langen Pfosten bediente – 1:0. Es sah alles danach aus, als würde Köln zumindest bis heute Nachmittag auf den fünften Platz vorrücken. Dann verstolper­te Osako den Ball im eigenen Strafraum und Kerim Demirbay sorgte für Stille im Kölner Stadion.

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