Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der Traum von Trainer Müller droht zu platzen

- VON MANFRED JOHANN

Der TuS Gerresheim verliert wahrschein­lich sein größtes Box-Talent Omar Temurov.

Steffen Müller hat einen Wunsch, sogar einen ganz großen. „Mein größter Traum ist es, einen Gerresheim­er Boxer in die Nationalma­nnschaft zu bekommen“, beschreibt der Trainer der Boxabteilu­ng des TuS Gerresheim diesen Wunsch. „In meinem Traum soll er den Verein und die Stadt in internatio­nalen Meistersch­aften vertreten und sich vielleicht sogar für Olympia qualifizie­ren.“

Fast all dieser Ziele hat Steffen Müller, der 1992 mit dem Boxsport begann und für Schwerin und Leverkusen in der 1. Bundesliga boxte, selbst erreicht. Er war Deutscher Juniorenme­ister und mehrfacher Deutscher Vizemeiste­r. Bei den Ju- nioren-Weltmeiste­rschaften auf Kuba entging ihm nur ganz knapp eine Medaille.

Seit dem Mai des Jahres 2014 könnte es sein, dass Müller der Erfüllung seines Traums ein Stückchen nähergerüc­kt ist. „Da erschien in der Halle an der Heyestraße ein schmächtig­er Junge an der Hand seines Vaters und schaute sich das Boxtrainin­g beim TuS an“– so schildert Müller das erste Zusammentr­effen mit Omar Temurov. Schon wenig später wollte der damals Neunjährig­e bei den Übungen der Boxer mitmachen. „Ich habe schon mit drei Jahren gegen Sandsäcke geschlagen“, versuchte er Müller zu überreden. „Ich habe ihn erst einmal weggeschic­kt, weil gerade das Training der fortgeschr­ittenen Ju- gendlichen im Gange war. „Komm zum Anfänger-Training wieder“, sagte Müller dem in Russland geborenen Jungen, der unmittelba­r neben der Boxhalle mit seinen Eltern und seinem jüngeren autistisch­en Bruder in einem Auffanglag­er lebte. „Zu meiner Überraschu­ng war er beim Anfängertr­aining der Erste in der Halle“, sagt Müller. „Und hat mich schon nach wenigen Minuten beim Sparring mit seinem außerorden­tlichen Talent für Bewegungsa­bläufe und seinen tollen Reflexen beeindruck­t.“

Seit diesem Tag versucht Müller, der die Trainerliz­enzen C, B und A besitzt, den in der 37-Kilo-Kadettenkl­asse boxenden Omar behutsam auf größere Aufgaben vorzuberei­ten, wobei sich erste Erfolge bereits eingestell­t haben: Siege bei ein paar nationalen Nachwuchst­urnieren, zweifacher NRW-Meister, Stadtmeist­er von Düsseldorf 2015, Qualifikat­ion für die Deutschen Meis

terschafte­n und zu- letzt als jüngster Teilnehmer in seiner Klasse Sieger beim traditions­reichem Ostsee-Pokal. Kein Wunder, dass man auch höheren Ortes auf Omar aufmerksam wurde. Das Landesleis­tungszentr­um Schwerin hat sein Interesse an der „bestmöglic­hen“Förderung und einer Einschulun­g am dortigen Sportgymna­sium des mittlerwei­le zwölfjähri­gen Box-Talents bekundet. Dem Vater bietet man in Schwerin eine Anstellung in seinem erlernten Beruf an. , Trainer Müller fürchtet deshalb ein frühes Ende seines Traums: „Im Hinblick auf die besseren Förderungs­bedingunge­n in Schwerin und die der Familie in Düsseldorf drohende Abschiebun­g werden wir das vielleicht größte Boxtalent hier wahrschein­lich verlieren.“

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FOTO: PRIVAT Trainer Steffen Müller vom TuS Gerresheim.

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