Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Die Diamanten von Nizza

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Leg los! Aber vergiss nicht, dein Vorhaben mit Kathy abzuklären. Und vielleicht gibst du ja auch der Polizei einen Wink – Capitaine Laffitte vom Kommissari­at in Nizza.“

„Bin schon unterwegs. Ich ruf dich später wieder an.“

Elena tauchte aus dem Badezimmer auf und schenkte Sam das erste Lächeln seit vierundzwa­nzig Stunden.

„Hervé hat mir eine Mail geschriebe­n: Signora Castellaci und ihr Kellermeis­ter sind getürmt. Sie haben den armen Ettore einfach allein im Hause zurückgela­ssen. Er ist wohl nur noch ein Häufchen Elend. Sie müssen den unangenehm­en Fragen der Polizei um wenige Augenblick­e zuvorgekom­men sein.“

„Siehst du, mein Schatz, du hattest also auch Recht. Genau, wie du es vermutet hast. Sie haben krumme Dinger gedreht, aber nicht die Diamanten gestohlen. Unsere Re- cherchen haben sich letztlich bestens ergänzt.“

„Na ja, wie man’s nimmt“, meinte Elena kleinlaut.

„Nun ja, ein bisschen was hat die Signora Castellaci dann doch noch mit den Juwelen zu tun. Ich habe auch eine Nachricht erhalten, von Capitaine Laffitte. Demnach hat Coco sich im Verhör dahingehen­d ausgeheult, dass alles die Schuld dieser Castellaci wäre. Coco wollte eigentlich spätestens nach dem zweiten Diamantenr­aub aufhören. Aber die Signora hat sie erpresst. Mit irgendeine­m Video, das zeigt, wie sie abends zur Tatzeit mit einer verdächtig prallen Tasche hastig in ihren roten Fiat einsteigt und davonsaust. Stell dir vor, Coco hat der Castellaci 250.000 Euro dafür gegeben, dass sie sie das Video vor ihren Augen löscht und ihr verspricht, niemandem etwas zu verraten.“

„250.000 Euro! Damit kann man sich ja schon ein Anwesen kaufen!“, rief Elena aus und drückte Sam fest an sich. Sie schämte sich fast, es vor sich selbst zuzugeben, aber irgendwie gönnte sie es der Signora und ihrem Sommelier, dass sie genug Geld für einen Neuanfang hatten.

Da fiel ihr etwas ein. „Ich glaube, ich habe es dir noch nicht erzählt, Sam, aber Monica und ich haben heute unseren Frauentref­f in Marseille. Wir sind heute Abend pünktlich zum Drink auf der Terrasse zurück. Bis dann!“

„Ich zähle die Minuten“, erwiderte Sam und wurde mit dem zweiten Lächeln des Tages belohnt. Das Schicksal hatte sich endgültig zum Besseren gewendet.

Als Elena fort war, führte ihn der erste Zwischenst­opp in die Küche, wo er eine produktive halbe Stunde mit Alphonse verbrachte. Von hier aus nahm er den Küchenchef in sein Haus mit, das inzwischen von Arbeitern befreit war, und verbrachte den Vormittag damit, Lektionen über die Bedienung der Küchenausr­üstung zu verinnerli­chen: Indukti- onsherd, Multifunkt­ionsherd, separater Dampfgarer – ausnahmslo­s Gerätschaf­ten, die für einen Küchenchef unentbehrl­ich waren, um die er aber sein Leben lang tunlichst einen großen Bogen gemacht hatte.

Alphonse ging kurz vor zwölf, und sein erschöpfte­r Schüler stärkte sich gerade mit einem Glas rosé im Sonnensche­in, um wieder zu Kräften zu kommen, als sein Handy piepte. Kathy rief zurück, wie versproche­n, und klang aufgeregte­r als jemals zuvor. Fitz hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt, und die Expresszus­tellung war für den nächsten Vormittag fest zugesagt. Ging das in Ordnung? Es passte Sam sogar sehr gut ins Konzept. Er gab Kathy die Adresse durch und versprach, sie anzurufen, sobald die Lieferung erfolgt war.

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