Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

HELMUT LOTTI „Ich bin der Alte – nur ohne Haare“

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Der Entertaine­r ist nach sieben Jahren Auszeit wieder auf Konzerttou­r. Eine Begegnung in Köln.

KÖLN Helmut Lotti möchte auf jeden Fall mit dem Rücken zur Lobby sitzen. Er möchte nicht nach hinten blicken, lieber nach vorne schauen. Vor knapp sieben Jahren nahm sich der 47 Jahre alte Künstler aus Belgien eine Auszeit. Die ist nun vorbei. Ende 2016 erschien „The Comeback Album“, jetzt geht er auf Tournee. Sie umfasst 22 Konzerte in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz. Wir trafen den Sänger in Köln kurz vor dem Start der Comeback-Tour, die am Donnerstag in Osnabrück beginnt. Am 22. Dezember tritt er in Düsseldorf in der Mitsubishi Electric Halle auf. Es ist noch nicht einmal 10 Uhr, und Sie sind bereits bester Dinge. Was brauchen Sie, um sich gut zu fühlen? HELMUT LOTTI Freiheit im Kopf, körperlich­e Energie und Vorfreude auf die Dinge, die kommen. Das alles habe ich. Wieder. Was hat Sie dahin gebracht? LOTTI Ich bin an die Seite getreten und habe viel nachgedach­t und einiges gelernt. Zum Beispiel? LOTTI Rechtzeiti­g , Nein’ zu sagen und eine gesunde Portion Egoismus zu entwickeln. Was man macht, muss man mit Leidenscha­ft machen. Und wenn das nicht mehr der Fall ist, muss man etwas ändern. Egal, ob beruflich oder privat. Ich stecke gerade mitten in meiner dritten Trennung. War das Fehlen all dieser Dinge der Grund für die Auszeit? LOTTI Ja klar. Ich spürte, dass da zu viel Routine war. Es hat nicht mehr so viel Spaß gemacht. Es war eigentlich immer das Gleiche. Manchmal brauche ich eine gewisse Portion Verrückthe­it. Ich nehme mir die Freiheit, etwas zu machen, was man normalerwe­ise nicht macht. Sich als erfolgreic­her Künstler für sieben Jahre aus dem Job zu nehmen, würden viele Leute als ziemlich verrückt bezeichnen. Was haben Sie noch Verrücktes gemacht? LOTTI Während meiner Auszeit ist ein Rockalbum auf Niederländ­isch entstanden. Mit Texten, die ziemlich verwirrend und neu waren. Wie ist das bei Ihren Fans angekommen? LOTTI Ich habe in Flandern eine Tournee mit 30 Konzerten gemacht. Es war eine Show, die die Geschichte eines 40-Jährigen erzählt, mit seinen Frustratio­nen und Hoffnungen. Das Ganze habe ich in einer Bühnendeko­ration gespielt, die an einen Speicher mit alten Sachen erinnerte. Das haben die Leute nicht verstanden. Was erwartet die Fans auf der neuen Tournee? LOTTI Keine Bange. Jetzt bin ich wieder normal. Es gibt das Bewährte. Ich trete mit dem „Golden Symphonic Orchestra“auf. Das sind 22 Musiker, darunter viele Bläser. Ist Elvis noch immer Ihr bester Freund? LOTTI Selbstvers­tändlich. Auf dem neuen Album gibt es fünf Titel, die Elvis noch gesungen hat. Auch „My Boy“. Das war das erste Lied, das ich im Fernsehen gesun

gen habe.

Da war ich 19 Jahre alt. Wann wussten Sie: Jetzt ist die Auszeit vorbei? LOTTI Als es wieder gekribbelt hat. Da bin ich wieder los. Aber Flandern ist so klein, da war die Tournee rasch vorbei. Deshalb das neue Album. Wie entspannen Sie sich? LOTTI Ich langweile mich nie. Gerade hat mir meine Tochter Messalina Snapchat gezeigt. Großartig, damit mache ich jeden Tag Blödsinn. Wie halten Sie sich fit? LOTTI Ich fahre viel Rennrad. Mein kleines Bauernhaus in den Ardennen liegt auf einer Anhöhe. Das trainiert ganz schön. Ich laufe auch gern, bin überhaupt sehr sportlich. Früher habe ich eine Zeit lang Fußball gespielt. Ich war schnell und wendig und vor allem beidfüßig. Was antworten Sie den Fans auf die Frage: Bekommen wir unseren alten Helmut zurück? LOTTI Auf jeden Fall. Nur ohne Haare. Jetzt, wo Sie es sagen. Keine Haare hatten Sie schon früher, aber da haben Sie ein Toupet getragen. Warum ist es weg? LOTTI Ich fühlte mich nicht wohl mit dem Ding auf dem Kopf. Ich hatte sogar Albträume. Wirklich. Ich fand das sehr schlimm. Ich bin doch der erste, der andere auslacht, wenn sie damit rumlaufen. MONIKA SALCHERT FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

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FOTO: DPA

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