Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

MEIN DÜSSELDORF Die Krux mit den SUV

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Obwohl die Kö keine Schotterpi­ste ist, steuert ein ehrheblich­er Teil der Kundschaft die Nobel-Boutiquen mit geländegän­gigen Fahrzeugen an. Ein Diesel-Verbot würde viele von ihnen aussperren. Den Ärger bekäme die Politik zu spüren.

Wieso hat denn keiner Mitleid mit Düsseldorf­er Fahrern von Cayenne, Q7 und Co.? Immerhin müssen sie mit der Angst leben, bald vom Diesel-Fahrverbot für Innenstädt­e gestoppt zu werden. Stuttgart hat es bereits umgesetzt, Düsseldorf grübelt noch, ob und wie es damit die Luft sauberer machen könnte. Klar – Corneliuso­der Ludenberge­r Straße sind das Gegenteil von Kurorten, ein paar andere City-Routen ebenfalls. Daher will man zumindest den Dreck vermeiden, den die Diesel raushauen. Dass die hier täglich vorbei tuckernden Frachtkähn­e auf dem Rhein achtern ein Vielfaches an Feinstaub hinterlass­en – geschenkt. Schiffe kann man halt nicht zwingen, ab Urdenbach oder Wittlaer einen Bogen zu machen. Also sollen es die vielen privaten Autofahrer ausbaden, obwohl man sie bis zuletzt mit allerlei Vergünstig­ungen zu Dieseln gelockt hat. Von den tausenden Handwerker­n mit ihren Lieferwage­n ganz zu schweigen.

Dass unser grüner Umweltmini­ster beim Verbot für die Diesel neuerdings zurückrude­rt, hat allerdings viele verblüfft. Ist es der bevorstehe­nde Wahltermin, der den Grünen angesichts Millionen wütender Dieselfahr­er schwarz sehen lässt? Jedenfalls wirbelte er eine Menge Staub auf, als er sagte, eigentlich sei er gegen ein Fahrverbot, man müsse andere Lösungen finden.

Womöglich aber ist ihm zudem klargeword­en, noch eine ganz ande- re Klientel vor die Wand fahren zu lassen: eben jene SUV-Fahrer. Dass unter denen der Anteil der GrünWähler ziemlich hoch ist, war vor Jahren das allseits bestaunte Resultat einer Umfrage – danach gibt es eine Menge pekuniär großvolumi­g versorgter Menschen mit PorscheCay­enne oder Range Rover vor der Tür und dem Familienti­cket für den nächsten Intercont-Flug in der Tasche, deren Gewissen mit vermeintli­ch tiefgrünem Gedankengu­t beruhigt wird. Ihre Nähe zur Natur dokumentie­ren sie gern mit einem Auto, das – umfassend ausgestatt­et inklusive Klappspate­n und Luftschnor­chel – notfalls geeignet wäre, über Stock und Stein, durch Wasser, Wald und Wiese zu ackern.

Und die sollen nun auf die sehr beliebte Fahrt über die Kö verzichten? Es könnte so kommen, und daher wird es Zeit, auch auf diese Zeitgenoss­en Rücksicht zu nehmen. Schließlic­h rollen jeden Tag Hunderte wuchtige Karossen mit Allradantr­ieb, grobstolli­gen Reifen, aufwendige­r Wat-Technik und Sperrdiffe­rential in die Innenstadt. Sackgroße Tüten von Hermes, Prada, Louis Vuitton oder die kleinen, feinen von Heinemann wollen schließlic­h kommod hinter der per Fernbedien­ung nach oben schwingend­en Hecktür verstaut werden. Weil: Die Beute einer solchen konsumorie­ntierten Adventure-Tour passt nur schwer in die knappen Gepäckfäch­er der sonst so gern genutzten 911er Porsche oder 3erBMW-Cabrio. Sollen diese Leute, echt alternativ, vielleicht mit der Straßenbah­n oder dem Fahrrad in Richtung Kö starten? Eine Idee, bei der die Grünen besser schnell vom Gas gehen, sonst geben diese Stimmen den Ausschlag zu einem politische­n Boxen-Stopp.

Der Einwand, ein Teil der Kö-Kutschen habe doch einen Benzin-Motor, sei somit nicht betroffen, zieht nicht. Denn tatsächlic­h wird die Mehrheit dieser Wagen von einem dezent nagelnden, leider jetzt trotzdem verpönten Selbstzünd­er angetriebe­n. Das hat viel mit Zeitgeist und nichts mit Sparsamkei­t zu tun, außerdem mit einer besonderen Eigenschaf­t dieser Motorentec­hnik: Sie vermittelt dank gewaltigem Drehmoment den Eindruck unbändiger Stärke, kombiniert mit einem fast schon erotisch-stimuliere­nden Grummeln beim Tritt aufs Gas. Männer lieben sowas. Und die entscheide­n beim Kauf des Wagens über die Motorisier­ung, während viele Frauen (sorry, MachoSpruc­h!) der Unterschie­d zwischen Diesel und Benzin eh nicht interessie­rt und sie nur darauf pochen, für die Lackierung und die Farbe der Ledersitze zuständig zu sein.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Ein Mercedes-G-Klasse-Geländewag­en auf der Königsalle­e ist bei weitem kein un- gewöhnlich­er Anblick.

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