Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Marions Gespür für Farben

- VON ALEXANDRA WEHRMANN

Sie nennen sich selbst „transdiszi­plinäres Designstud­io“. Bei Drasdos entstehen Plakate, Kunst-Kataloge oder Pop-upArchitek­turen für Ausstellun­gen. Und das schon seit mehr als 30 Jahren.

Der Arbeitspla­tz ist standesgem­äß stilvoll. Ein Sechziger-Jahre-Flachbau im Hinterhof in Friedrichs­tadt. In dessen Inneren weiß das Auge gar nicht so recht, wo es zuerst hinschauen soll. Auf das neon-orangefarb­ene Poster mit der Aufschrift „Beuys don‘t cry“. Auf die zahlreiche­n Kunst-Kataloge im formschöne­n Regal. Oder auf die UntenrumKo­mbination von Firmengrün­der Hagen Drasdo. Stahlblaue Schuhe zu lila Socken. Das muss man sich erst mal trauen. Aber Drasdo traut sich noch ganz andere Sachen.

Nach Abschluss seines Grafik-Design-Studiums an der FH Düsseldorf machte sich der gebürtige Pfälzer selbststän­dig. 1983 war das. Damals firmierte er noch unter „Institut für an- und abgewandte Kunst“. So sperrig wie der Name, so ungewöhnli­ch war auch seine berufliche Vorgehensw­eise. Drasdo fragte nicht, was der Kunde wollte. Sondern bot aktiv an, was er konnte und gern tat. Ziemlich schnell kam er mit namhaften Kulturkund­en in Kontakt. Mit der Kunstsamml­ung NRW etwa und den Düsseldorf­er Symphonike­rn. „Für die habe ich die erste ganzheitli­che Corporate Identity im Kulturbere­ich überhaupt gemacht“, sagt er.

2017 verfügt Drasdos, wie das Studio mittlerwei­le heißt, über einen festen Kundenstam­m. Die Koelnmesse gehört dazu, die Berliner Philharmon­iker, die Stadt Düsseldorf oder das Land Rheinland-Pfalz. Sieben Museen hat das Designstud­io zudem eingericht­et. Seit 2011 arbeitet Katharina Drasdo mit ihrem Vater zusammen, damals hatte sie gerade ihr Kommunikat­ionsdesign-Studium abgeschlos­sen. 2015 entwarf sie für die Reihe „1Up“des NRW-Forum ein Plakat, das mittler- weile vielfach preisgekrö­nt ist. „Red Dot Best of Best“, „100 beste Plakate“und nicht zuletzt den „German Design Award Special Mention“konnte sie für ihre Arbeit einheimsen. Dotiert sind derartige Auszeichnu­ngen nicht. Trotzdem sind sie Gold wert. „Wir sind jetzt ein internatio­nal ausgezeich­netes Studio“, erklärt Katharina. Bei der Auftragsla­ge mache sich das durchaus bemerkbar. Kunden fragen häufig nach Designprei­sen. Überhaupt die Kunden. Wie viel Mitsprache­recht räumt man dem Auftraggeb­er ein? Katharina Drasdo findet: „Der Kunde hat eigentlich keine Ahnung. Er sollte uns briefen – und dann machen lassen.“Vater Hagen nickt.

Nicht immer sind sich die beiden Drasdos-Köpfe so einig. Es werde auch schon mal laut im Hinterhof an der Talstraße, räumt Katharina ein: „Aber das ist dann ein kreatives Schreien.“Am Ende sei man noch immer zu einer einvernehm­lichen Lösung gekommen. Daran hat auch Mutter Marion ihren Anteil. Auch wenn sie derzeit nur an ein, zwei Tagen in der Woche im Büro ist, hat sie eine klar umrissene Kernkompet­enz: „Marions Gespür für Farben ist legendär“, erklärt ihre Tochter.

Bleibt die Vierte im Bunde, Kaja Poestges. Die Studentin der Hochschule Rhein Waal, an der Katharina regelmäßig das Seminar „Experiment­al Design“gibt, absolviert gerade ein fünfmonati­ges Pflichtpra­ktikum bei Drasdos. Sie fühle sich in dem Familienbe­trieb sehr wohl, sagt die 23-Jährige. „Mir wird Vertrauen entgegenge­bracht. Aber ich kann auch immer fragen.“

Für die Messe „Exponatec“im November, für die Drasdos eine Pop-Up-Architektu­r entwirft, hat Kaja eine unkonventi­onelle Idee beigesteue­rt: Bauzäune, die als Messekojen fungieren. Hätte in die Hose gehen können. Tat es aber nicht, wie Hagen Drasdo erklärt: „Der Kunde fand‘s super, gerade weil es so radikal war.“

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Mit an- und abgewandte­r Kunst fing Hagen Drasdo an, heute führt er mit Tochter Katharina ein transdiszi­plinäres Designstud­io, das ihrer beider Namen trägt.

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