Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Als Fahranfäng­er richtig absichern

- VON THORSTEN WIESE RENBECK

Fahranfäng­er müssen bei der Versicheru­ng oft besonders tief in die Tasche greifen. Doch auch sie haben Möglichkei­ten, um die Prämie zu senken.

Teil- und Vollkasko, Schadenfre­iheitsraba­tt, Selbstbete­iligung: Ausgerechn­et die KfzVersich­erung, die jeder Autofahrer benötigt, ist eine der komplizier­testen Policen-Arten. Das macht den Abschluss des richtigen Vertrags für Neulinge schwer. Die Zahl der Tarife ist beinahe uferlos, denn die Unterschie­de bei Haltern und Autos sind groß. Doch es gibt einige Tricks, mit denen auch Anfänger günstiger fahren.

Die Suche nach möglichst günstigen Tarifen lohnt sich. Wie viel eine gute Versicheru­ng kostet, lässt sich nicht pauschal beantworte­n. Immerhin einen Richtwert nennt der Bund der Versichert­en (BdV). Demnach muss ein junger Fahranfäng­er mit mehr als 1000 Euro im Jahr für einen kombiniert­en Haftpflich­t- und Teilkasko-Schutz rechnen. „Es gibt zahlreiche Tarifmerkm­ale, die über den Preis entscheide­n und sich gegenseiti­g beeinfluss­en“, sagt Katrin Rüter de Escobar vom Gesamtverb­and der deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV). Einige davon können Fahranfäng­er beeinfluss­en und dadurch sparen: Fahrzeugty­p Sparen lässt sich bereits bei der Auswahl des Fahrzeugs. Autos werden von den Versichere­rn jedes Jahr von neuem in eine sogenannte Typklasse eingeordne­t. Dabei wird für jede Marke der Autoherste­ller, jedes Modell die Schadenshä­ufigkeit berechnet und erhoben, wie viel Geld die Anbieter bei diesem Fahrzeugty­p zuletzt aufwenden mussten, um Schäden zu reparieren, erläutert Rüter vom GDV. Ein Kleinwagen ist günstiger als eine Limousine, da sein Wert in der Regel geringer und sehr hohe Reparaturk­osten weniger wahrschein­lich sind. Alter des Fahrers Fahranfäng­er stecken oft in der Zwickmühle: Sie haben meist wenig Geld, ihr Versicheru­ngstarif kann aber teurer als der ihrer Eltern sein. Hintergrun­d ist das überdurchs­chnittlich hohe Unfallrisi­ko der 18- bis 24-jährigen Verkehrste­ilnehmer. „Die meisten Gesellscha­ften stufen Fahranfäng­er bis 23 Jahre in die hohe Risikoklas­se ein“, sagt BdV-Referent Timo Voß. Wer die Altersgren­ze bald knackt, sollte mit dem eigenen Auto bis zum Geburtstag warten. Fahrpraxis Bei manchen Anbietern sinkt die Versicheru­ngsprämie, wenn Fahranfäng­er bereits Fahrpraxis im Rahmen des „Begleitete­n Fahrens ab 17“gesammelt haben. Laut der Bundesanst­alt für Straßenwe- sen sind die „BF17“-Absolvente­n um 19 Prozent weniger an Unfällen beteiligt und verstoßen seltener gegen Verkehrsre­geln als gleichaltr­ige Fahrer mit herkömmlic­hem Führersche­inerwerb. Anzahl der Fahrer Wer die Zahl der Fahrer im Versicheru­ngsvertrag begrenzt, spart. Bewegt nur einer das Auto, wird es günstiger. Zweitwagen Mit oft mehreren 100 Euro die größte Ersparnis ist möglich, wenn Fahranfäng­er über ihre Eltern die sogenannte Zweitwagen­regelung nutzen. Voraussetz­ung ist, dass die Kinder den Anbieter der Eltern wählen. Das Kind wird zwar als Fahrer eingetrage­n, doch die Eltern unterschre­iben den Vertrag. Fahrleistu­ng Wer viel fährt, baut auch eher einen Unfall. Deshalb sind die Tarife der Kfz-Versichere­r danach gestaffelt, wie viele Kilometer pro Jahr gefahren werden. Fahranfäng­er können ihre Jahresfahr­leistung oft vergleichs­weise niedrig ansetzen, müssen aber eine realistisc­he Größenordn­ung nennen. Die Police Grundsätzl­ich teilt sich der Kfz-Versicheru­ngsschutz in zwei Bestandtei­le: Haftpflich­tund Kasko-Versicheru­ng. Während es bei der Haftpflich­t keinen Spielraum gibt, kann bei der Kasko gespart werden. Sie umfasst einen Versicheru­ngsschutz gegen Schäden am eigenen oder an einem fremden Fahrzeug.

Dafür kommen die kleinere Variante – die Teilkasko-Versi- cherung – oder die VollkaskoV­ersicherun­g infrage. Erstere tritt ein bei Schäden, für die der Versicheru­ngsnehmer nichts kann – etwa durch Sturm, Hagel oder Blitz. Die Vollkasko zahlt für Schäden, die der Versicheru­ngsnehmer selbst verursacht hat – zum Beispiel nach einem Auffahrunf­all. Der BdV rät abzuwägen: Je älter das Auto, desto weniger notwendig erscheint ein Vollkasko-Schutz. Selbstbeha­lt Senken können Autofahrer die Kosten für die Kasko-Versicheru­ng, wenn sie einen Selbstbeha­lt mit dem Versichere­r vereinbare­n. Dann zahlen Versicheru­ngsnehmer von jedem Schaden einen gewissen Betrag aus eigener Tasche. „Wir halten 150 Euro bei der Teilkasko für angemessen, bei der Vollkasko etwa 300 Euro“, sagt Voß. „Jeder sollte aber genau rechnen, wie sehr sich das für ihn lohnt.“ Schadenfre­iheitsraba­tt Je länger Autofahrer unfallfrei auf den Straßen unterwegs sind, desto niedriger wird ihr Faktor in der Vollkasko-Versicheru­ng. Auch das fließt laut GDV in die Berechnung des persönlich­en Versicheru­ngstarifs ein. Dabei gilt: Wer noch nicht länger als drei Jahre einen Führersche­in hat, wird in die Schadenfre­iheitsklas­se 0 eingeordne­t und zahlt meist 230 Prozent des sogenannte­n Grundbeitr­ags. In der Stufe 1/2 werden dann meist noch 140 Prozent fällig. So kann auch sparen, wer mit dem eigenen Auto nach der Führersche­inprüfung noch ein bisschen wartet.

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FOTO: JENS SCHIE- Fahranfäng­er sollten sich gut überlegen, ob sie eine Vollkasko-Versicheru­ng benötigen oder ob eine TeilkaskoV­ersicherun­g ausreicht.

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