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So sicher ist Deutschland
BERLIN Die gefühlte und tatsächliche Bedrohung durch Gewalt und Kriminalität prägt die eigenen Lebensgewohnheiten und vermag Wahlentscheidungen zu beeinflussen. Die von den Innenministern gelieferte und vom Bundeskriminalamt zusammengestellte polizeiliche Kriminalitätsstatistik kann somit Gefühle bestätigen oder widerlegen. Aber nur unter Einschränkungen: Es handelt sich bei dem jetzt in Berlin vorgelegten Zahlenwerk nicht um alle im Jahr 2016 verübten Straftaten, sondern um diejenigen, die die Polizei im vergangenen Jahr abschließend bearbeitete und an die Staatsanwaltschaft gab. Nahezu ein Viertel stammte aus den Vorjahren. Zugleich dauerte bei vielen 2016 registrierten Taten die Bearbeitung bei Jahresende noch an. Wie hat sich die Kriminalität entwickelt? Die Sechs-Millionen-Grenze wurde erneut überschritten. Die Polizei registrierte 6.372.526 Straftaten, das sind 0,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Lässt man alle Straftaten weg, die das Ausländerrecht betreffen, wie etwa illegale Einreisen, dann bleiben 5.884.815 Straftaten, was einem Rückgang um 0,7 Prozent entspricht. Da zugleich auch die Bevölkerung wuchs, sank die Kriminalitätsrate von 7301 auf 7161 Fälle je 100.000 Einwohner. Gibt es regionale Unterschiede? Sehr starke sogar. Die größte Kriminalitätsbelastung hat Berlin mit 15.700 Straftaten je 100.000 Einwohnern, die niedrigste Bayern mit 4785. NRW liegt mit 8097 auf Rang fünf. Unter dem Durchschnitt der Kriminalitätsbelastung liegen auch Rheinland-Pfalz (6222) und Hessen (5904). Wie belastet sind größere Städte? In fast allen Städten über 200.000 Einwohnern übersteigt die Kriminalitätsbelastung den Bundesschnitt. Auf Berlin mit 15.700 Straftaten je 100.000 Einwohner folgen Hannover (15.080), Leipzig (14.787), Bremen (13.580), Frankfurt (13.234) und Köln (13.123). Dortmund liegt mit 12.756 auf Rang acht, und auch Aachen rückt mit 12.227 unter die TopTen-Städte mit der höchsten Kriminalitätsrate. Unter den 22 großen Städten mit mehr als 10.000 Straftaten je 100.000 Einwohnern befinden sich neun aus NRW. Neben den schon genannten sind das Düsseldorf (11.686), Duisburg (10.955), Bonn (10.895), Wuppertal (10.528), Essen (10.478) und Krefeld (10.025). Wie hoch ist die Aufklärung? Mehr als die Hälfte der angezeigten Straftaten gilt laut Polizei als aufgeklärt: 56,2 Prozent. Besonders hoch ist die Quote bei Mord und Totschlag mit 94,6 Prozent, besonders niedrig bei Diebstählen mit 14,6 Prozent. Welche Entwicklung gibt es bei den Wohnungseinbrüchen? Ein deutlicher Rückgang um 9,5 Prozent ist nach Darstellung von Innenminister Thomas de Maizière (CDU) darauf zurückzuführen, dass das Zerschlagen internationaler Banden, der länderübergreifende Fahndungsdruck und die verstärkten Sicherheitsvorkehrungen Wirkung zeigten. Denn die Zahl der versuchten, aber gescheiterten Einbrüche habe sogar noch zugenommen. Zusätzliche Wirkung verspricht sich der Minister zudem von schärferen Strafen, die eine intensivere Überwachung Verdächtiger ermöglichen. Allerdings vollzieht sich der Rückgang auf sehr hohem Niveau: 151.265 registrierte Einbrüche im vergangenen Jahr bedeuten lediglich eine Annäherung an die Zahlen vom vorvergangenen Jahr. Welche Veränderungen fallen außerdem besonders auf? Vor allem die Zunahme der Zahl der Gewaltdelikte. Sie stieg um 6,7 Prozent auf insgesamt 193.542 Fälle. De Maizière beklagte eine weitgehende „Verrohung“, die sich im Internet im verbalen Umgang zeige, dann aber besonders eklatant werde bei den gefährlichen und schweren Körperverletzungen (plus 9,9 Prozent auf 140.033 Fälle). Hinter manchen Zahlen steckten auch eine größere Sensibilität in der Bevölke-