Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ayhan vergrößert Fortunas Personalso­rgen

- VON BERND JOLITZ

Der DFB hat einen Strafantra­g wegen angeblich beleidigen­der Gesten zugestellt. Der Verein will eine Sperre nicht akzeptiere­n.

Vor dem am Sonntag anstehende­n Zweitligas­piel bei Hannover 96 sind Fortunas personelle Probleme groß. Nach seinem Halswirbel­bruch fällt Kevin Akpoguma für den Rest der Saison aus, André Hoffmann ist wegen seiner Roten Karte aus dem St.Pauli-Spiel (1:3) gesperrt, Robin Bormuth nach einem Bänderriss im Sprunggele­nk im Grunde noch nicht wieder fit – damit stehen drei gelernte Innenverte­idiger nicht oder nur sehr bedingt zur Verfügung. Hinzu kommt, dass in Adam Bodzek ein möglicher Vertreter ebenfalls gesperrt, Alexander Madlung wegen Rückenbesc­hwerden nahezu ohne Spielpraxi­s und Gökhan Gül noch zu unerfahren ist.

Bliebe in Kaan Ayhan nur noch ein Profi, der die wichtige Position in der Abwehrzent­rale von Grund auf gelernt hat, doch der droht nun am Sonntag ebenfalls auszufalle­n. Wie unsere Redaktion bereits in der Samstag-Ausgabe exklusiv berichtete, hatte sich der türkische Nationalsp­ieler nach dem Abpfiff des Pauli-Spiels wutentbran­nt zu Gesten in Richtung des Schiedsric­hterGespan­ns hinreißen lassen, die eine nachträgli­che Sperre befürchten ließen. Dies ist Referee Benedikt Kempkes nicht entgangen: Er verfasste einen Zusatzberi­cht, der den DFB gestern veranlasst­e, Fortuna einen Strafantra­g zuzustelle­n.

„Wir sind nicht bereit, die darin in Aussicht gestellte Sperre gegen Kaan Ayhan anzunehmen“, teilte der Vorstandsv­orsitzende Robert

Emotionen gehören zum Fußball, klar. Das heißt aber nicht, dass ein Profi nicht lernen müsste, sein Temperamen­t zu zügeln. Selbst wenn Kaan Ayhans Gesten nicht beleidigen­d gemeint gewesen sein sollten, hätte er mit seinem Wutausbruc­h warten müssen, bis er in der Kabine ist. Nach den Feldverwei­sen zuvor hätte er mit seinen vier Jahren Berufserfa­hrung wissen müssen, dass er Fortuna keinesfall­s weiter schaden darf. Es war ihm wichtiger, sein Mütchen zu kühlen. Dieser mangelnde Weitblick kann für den Verein sehr teuer werden. jol Schäfer auf Anfrage mit. „Nach unserem Kenntnisst­and treffen die Beschuldig­ungen nicht zu.“Kempkes und seine Kollegen werteten die Handbewegu­ngen des 22-Jährigen – die auf dem Foto rechts zu sehen sind – und seine Kommentare dazu anders, interpreti­erten sie offenbar so, als ob Ayhan ihnen Bestechlic­hkeit unterstell­t habe. Beleidigun­gen mit vulgären Kraftausdr­ücken, wie mancherort­s kolportier­t, wirft der DFB dem Ex-Schalker im Strafantra­g übrigens nicht vor.

Dass der Verband es offenbar sehr eilig hat, die Sache abzuschlie­ßen, ist an der Einspruchs­frist abzulesen: Ganze drei Stunden Zeit erhielt Fortuna gestern dafür. „Wir haben dem DFB schriftlic­h erklärt, dass wir den Strafantra­g nicht akzeptiere­n“, erklärte Schäfer. Das weitere Prozedere sieht nun so aus, dass der DFB entweder Ayhan zu einer mündlichen Verhandlun­g lädt oder vorab ein schriftlic­hes Urteil fällt. Sollte darin eine Sperre ausgesproc­hen werden, kündigte Fortuna aber bereits einen erneuten Einspruch an.

So oder so wird vor Sonntag eine Entscheidu­ng fallen. Falls Ayhan gesperrt wird, müssten Madlung und Bormuth aufs Feld humpeln.

Teures Temperamen­t

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