Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Trump tut weh

- VON MICHAEL BRÖCKER VON GREGOR MAYNTZ FDP WILL DOPPELPASS BEGRENZEN, SEITE A 7 VON GODEHARD UHLEMANN BREXIT SCHMIEDET DIE REST-EU ZUSAMMEN, SEITE A 7

Spott und Häme sollten uns nicht leiten, wenn wir auf die 100-Tage-Bilanz von Donald Trump schauen. Zu wichtig sind die USA. Und: Man wünschte sich, dass man mit seinen Befürchtun­gen falsch gelegen hätte. Man wünschte sich einen Präsidente­n, der beherzt die Defizite in der Heimat anpackt und in der Welt den Einfluss der größten Demokratie für Frieden und Freiheit, Konfliktlö­sung und Deeskalati­on einsetzt.

Nur: Dem ist nicht so. Die Krisen eskalieren, Gegner der USA provoziere­n (Nordkorea) oder setzen sich ab und suchen neue Verbündete (China, Russland). Traditione­lle Partner in Europa, Kanada und Südamerika sind irritiert. Der 45. Präsident der USA ist gefangen in einer Welt aus Narzissmus, Hybris und einer beispiello­sen Selbstherr­lichkeit.

Trumps Gerede vom besten Start eines Präsidente­n aller Zeiten taugt nicht einmal als Witz. 30 Dekrete hat er unterzeich­net – na und? Sie richteten sich unter anderem gegen Freihandel und Klimapolit­ik. Immerhin konnten Richter, gemäßigte Republikan­er und Demokraten Schlimmere­s verhindern. Trump tapst wie ein stures Kind durch die Welt und ruft „Ich, Ich“und „Haben, haben.“Wann wird dieser Mann erwachsen? BERICHT TRUMP LOBT SICH SELBST . . ., TITELSEITE

Liberale Leitplanke­n

Mehr Doppelpäss­e für die erste, aber weniger für die dritte Generation. Mehr Freiheit zur Gestaltung des eigenen Lebens, aber Impfpflich­t für alle Kinder bis 14. Mehr Bereitscha­ft zur Übernahme von Regierungs­verantwort­ung, aber ohne Mehrheitsb­eschaffer eines christlich-liberalen oder soziallibe­ralen Lagers sein zu wollen. Das sind einige der Leitplanke­n, die eine selbstbewu­sste, diskussion­sfreudige, aber nicht mehr gegen ihre eigenen Leute intrigiere­nde FDP bei ihrem Parteitag an den Rändern jenes Weges aufgestell­t hat, der sie nach vier Jahren zurück in den Bundestag bringen soll.

Andere Parteien stellen in ihren Programmen die soziale Gerechtigk­eit als Voraussetz­ung für die Würde des Menschen in den Mittelpunk­t, verwechsel­n sie allerdings zu oft mit lähmender Bevormundu­ng. Die FDP macht die Würde des Einzelnen vor allem daran fest, welche Chancen er hat, von seinem Einsatz, seinen Talenten und Ideen gut leben zu können. Im Wahljahr ist das eine klare Alternativ­e für Deutschlan­d. BERICHT

Harte Brexit-Gespräche

Großbritan­niens Regierungs­chefin Theresa May erwartet harte Austrittsv­erhandlung­en mit der EU. Das ist eine sachbezoge­ne richtige Einschätzu­ng. Doch solche Verhandlun­gen sollten auch fair bleiben. Das zielt schon eher auf die Zeit nach dem Austritt. Europa braucht weiterhin Großbritan­nien, seinen Sachversta­nd und seine nüchterne Herangehen­sweise an schwierige politische Probleme. Doch das Inselreich braucht auch die EU. Sie ist als Wirtschaft­spartner kaum zu ersetzen. Wer glaubt, angesichts globaler Herausford­erungen als Einzelkämp­fer bestehen zu können, ist auf dem Holzweg. Großbritan­nien muss achtgeben, nicht in die zweite Liga abzurutsch­en.

Die EU wird entschiede­n verhandeln. Sie wird keine Kompromiss­e eingehen, die den Bestand der Gemeinscha­ft gefährden könnten. Londons EU-Beitrag wird wegfallen. Das bedeutet, entweder müssen die Länder ihre Anteile aufstocken oder es wird Kürzungen an Finanzprog­rammen geben. Das wird hoffentlic­h EU-Querulante­n und diejenigen zur Ordnung rufen, die die EU vor allem als Goldesel begreifen. BERICHT

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