Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Fluch und Segen der neuen Arbeitswel­t

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DÜSSELDORF (maxi) Die Art und Weise, wie wir arbeiten, hat sich in den vergangene­n Jahren radikal verändert – nicht zuletzt wegen der Digitalisi­erung. Wir haben Experten befragt, was sich verbessert und was sich verschlech­tert hat: Abwechslun­g „Monotone und belastende Arbeiten werden von Robotern und Maschinen übernommen, die in der Lage sind, miteinande­r zu kommunizie­ren“, sagt Luitwin Mallmann, Hauptgesch­äftsführer der Landesvere­inigung der Unternehme­nsverbände NRW. Flexiblere Arbeit Für die Überwachun­g der vernetzten Anlagen und der Produktion­sprozesse sei oftmals eine Anwesenhei­t in der Firma im Leitstand nicht mehr erforderli­ch, sagt Mallmann. „Das kann auch von außerhalb über Smartphone oder Laptop erledigt werden.“Nie war es einfacher, seine Arbeit per Homeoffice zu erledigen.

Das begrüßt auch Andreas MeyerLaube­r, Chef des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes in NordrheinW­estfalen: „Mehr zeitliche und räumliche Flexibilit­ät entspricht dem Wunsch vieler Arbeitnehm­e- rinnen und Arbeitnehm­er: Sie schätzen es, auch mal von zu Hause arbeiten zu können.“Beruf und Privatlebe­n ließen sich so besser in Einklang bringen. Gesundheit­sschutz „Neue Technologi­en können die Arbeit deutlich erleichter­n“, sagt Meyer-Lauber. Das gelte vor allem für schwere körperlich­e Tätigkeite­n. „Wo früher die Beschäftig­ten selber schwer heben oder tragen mussten, helfen heute Maschinen und Roboter“, sagt der nordrhein-westfälisc­he DGB-Vorsitzend­e. Zeitzonen „In einer globalisie­rten Wirtschaft findet Kommunikat­ion mit Geschäftsp­artnern auf dem ganzen Erdball statt“, sagt Arbeitgebe­rvertreter Mallmann. Wegen der Zeitzonen gehe das nicht mit einer Arbeitszei­tordnung, die im Kern die starren mitteleuro­päischen Arbeitszei­tbedingung­en unterstell­e. Entfremdun­g „Für das Funktionie­ren eines Unternehme­ns ist die persönlich­e Kommunikat­ion der Mitarbeite­r untereinan­der unverzicht­bar“, sagt Mallmann. In Zeiten mobiler Arbeitsplä­tze müssten deshalb extra Gelegenhei­ten und Räume für den direkten Austausch von Mensch zu Mensch geschaffen werden. „Werden die Mitarbeite­r einander bei ausschließ­lich digitalem Austausch untereinan­der fremd, drohen nachteilig­e Folgen für Arbeitsabl­äufe und Betriebskl­ima.“ Tariffluch­t „Die Digitalisi­erung erleichter­t die Arbeit nur dann, wenn sie fair ausgestalt­et wird“, sagt Gewerkscha­fter Meyer-Lauber. Das sei längst nicht überall der Fall: „In Betrieben, in denen es keine Gewerkscha­ften und Betriebsrä­te gibt, kla- gen Beschäftig­te häufig über eine höhere Arbeitsint­ensität, mehr Druck und ein hohes Stressleve­l durch ständige Erreichbar­keit.“ Rationalis­ierung „Wir erleben außerdem, dass einfache Tätigkeite­n nach und nach vom Arbeitsmar­kt verschwind­en“, so Meyer-Lauber. Für An- und Ungelernte werde es immer schwierige­r einen Job zu finden, mit dem sie ihr Leben finanziere­n können. „Daher müssen wir noch stärker als zuvor auf eine gute Bildung, Ausbildung und Weiterbild­ung setzen.“

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