Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Bottas feiert ersten Sieg in der Formel 1

- VON ECKHARD CZEKALLA

Der Mercedes-Fahrer aus Finnland setzt sich in Sotschi vor dem Ferrari-Duo Vettel/Räikkönen durch.

SOTSCHI/DÜSSELDORF Juan Manuel Fangio (Argentinie­n) und Stirling Moss schafften es in den 1950erJahr­en. Besser in Erinnerung sind die Erfolge von Lewis Hamilton und Nico Rosberg. Und nun gehört auch Valtteri Bottas zum kleinen Kreis der Formel-1-Piloten, die in einem Mercedes einen WM-Lauf gewinnen konnten. Im 82. Anlauf feierte der Finne, der vor Saisonbegi­nn von Williams zum Werksteam gestoßen war, seinen ersten Sieg in der Königsklas­se. Damit strafte der 27-Jährige all jene Lügen, die ihm als Nachfolger von Weltmeiste­r Nico Rosberg nur die Rolle des zweiten Mannes hinter Hamilton zutrauten.

Bottas sprach nach dem eher unspektaku­lären Rennen von einem unglaublic­hen Erlebnis. In Bahrain hatte er mit der Fahrt auf die Pole Position schon angedeutet, dass er mehr sein will und kann als nur ein Wasserträg­er. In Sotschi untermauer­te er mit einer beeindruck­enden Leistung, dass sein Ziel keine Utopie sein muss: „Ich will Weltmeiste­r werden, und ich werde weiter pushen.“Nach dem Start setzte er sich vor Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen, die im Qualifying für die erste von Ferrari gebildete erste Startreihe seit dem 21. Juni 2008 sorgten (Räikkönen, Felipe Massa), an die Spitze.

Bottas hielt auch in der Schlusspha­se dem Druck stand, den Vettel aufbaute. Er rettete schließlic­h 0,617 Sekunden Vorsprung ins Ziel. „Ein Riesenglüc­kwunsch. Es ist sein Tag. Er hat keinen Fehler gemacht“, lobte der Heppenheim­er den Sieger. Nach vier der 20 Rennen führt Vettel mit 86 Punkten vor Hamilton (73), der hinter Räikkönen nur Vierter wurde, und Bottas (63). Zufrieden war Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene. „Sebastian ist in fantasti- scher Form, fast hätte er es geschafft. Kimi war auch sehr, sehr gut. Das Auto war sehr stark“, sagte der Italiener und blickte schon voraus. „Es wird eine interessan­te Meistersch­aft“, erklärte er.

Am Samstag hatte es nicht nach einem Sieg für Mercedes ausgesehen. Nach dem Qualifying sahen Teamchef Toto Wolff und Oberaufseh­er Niki Lauda ziemlich ratlos auf die Monitore. Auf einer Runde schien der Silberpfei­l die Messlatte zu sein. Doch auf dem Kurs am Schwarzen Meer unterstric­h Ferra- ri, dass man in den vergangene­n Monaten in Maranello sehr gute Arbeit geleistet und das neue technische Reglement genutzt hat, um auf Augenhöhe mit Mercedes zu fahren. Dass es in Sotschi nicht ganz reichte, nahm Vettel recht gelassen hin. „Alles in allem war es ein schöner Tag“, sagte der 29-Jährige. Die Erkenntnis, endlich wieder in einem Auto zu sitzen, mit dem er um Siege fahren kann, gibt dem viermalige­n Weltmeiste­r die zuletzt verlorenge­gangene Lockerheit zurück.

Davon ist Fernando Alonso weit entfernt. Der Spanier, für viele immer noch einer der besten Piloten im Fahrerfeld, erlebte diesmal sogar den Start nicht mit. Am Ende der Einführung­srunde blieb sein Auto stehen. Auch im dritten Jahr bei McLaren-Honda gehören Enttäuschu­ngen für Alonso zum Alltag. In dieser Saison sah er in keinem der vier Rennen die Zielflagge, doch ein Ausfall schon vor dem Start war ein neuer trauriger Höhepunkt. Motorenlie­ferant Honda, der 2018 auch Sauber versorgen wird, schafft es nicht, konkurrenz­fähiges Material herzustell­en. Mercedes als Werksteam in der Formel 1: von 1954/55 und seit 2010. – Siege im Silberpfei­l: Hamilton 33, Rosberg 23, Fangio 10, Moss 1.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany