Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Wo Hirsch, Biber oder Wisent zuhause sind
Kein Flächenland ist so dicht besiedelt wie NRW. Trotzdem ist das Land die Heimat vieler Wildtiere, die manche in den Alpen oder in Osteuropa vermuten. Und es kommen mit Biber, Wolf und Waschbär immer mehr hinzu.
Dass Rehe in NRW nicht selten sind, das dürfte auch dem Städter klar sein. Daher gleich zu Anfang: Rehe sind weder die Kinder noch die Frauen der Hirsche, sondern eine komplett eigene Art und die häufigste Wildart für die Jäger Nordrhein-Westfalens. Auch Hasen gibt es im ganzen Land, im Niederrhein und im Münsterland mehr als im Mittelgebirge. Doch viele Menschen, vor allem in den Städten, unterschätzen, wie wild das bevölkerungsreichste Bundesland Deutschlands tatsächlich ist.
Aufsehenerregend, weil exotisch, ist sicherlich die Rückkehr des Wolfs. In NRW ist erstmals in diesem Jahr wieder ein wildlebender Wolf gesehen worden. Das Tier sei nördlich von Bad Oeynhausen im Kreis Minden-Lübbecke fotografiert worden, teilte NRW-Umweltminister Johannes Remmel im Februar mit. Dass es sich tatsächlich um einen Wolf handelt, steht nach Angaben des Umweltamtes zweifelsfrei fest. „Die wichtigen Merkmale sind eindeutig“, sagte Peter Schütz, Sprecher des Amtes.
Der Wolf wird aber sicher eine Seltenheit bleiben. Ganz anders ist das beim „König des Waldes“, dem Hirsch, oder genauer: dem Rothirsch. Die komplette Eifel ist von den edlen Tieren besiedelt. Anders als Rehe leben sie das ganze Jahr in Rudeln. Wenn man also eines zu Gesicht bekommt, ist die Wahrscheinlichkeit, viele weitere zu sehen, groß. Wer das Glück hat, einen Hirsch zu sehen, wird ihn auch nicht mehr mit einem Reh verwechseln, denn das wiegt zehn bis 25 Kilogramm, der Rothirsch aber bis zu 200. Rotwild, wie der Jäger es nennt, gibt es auch im Sauerland, in der Wahner Heide oder im Reichswald Kleve. Die Gebiete sind zerrissen, genetisch ein großes Problem.
Sein kleiner Bruder, den man aus Tierparks kennt, ist der Damhirsch. Er ist deutlich kleiner, die männlichen Tiere haben ein schaufelförmiges Geweih. Die Verbreitungsgebiete weichen meist von denen des Rothirschs ab. Damhirsche gibt es zum Teil im Oberbergischen, in der Hohen Mark, im Teutoburger Wald, bei Minden und in Ostwestfalen.
Mit Abstand am seltensten ist der Sikahirsch, der nicht viel größer als ein Reh ist. Sein größtes Verbreitungsgebiet ist zwischen Arnsberg und Soest. Der kleine Sikahirsch ist in Ostasien zuhause und wurde Anfang des 20. Jahrhunderts als Parkwild eingeführt. Ausgebüxte Tiere schufen vereinzelte Populationen. Ob er eine Zukunft hat, ist zwischen Jägern und Förstern umstritten. Letztere fürchten Schaden am Wald durch die eingebürgerte Art. Die gleiche Sorge gibt es beim Wisent. 17 dieser europäischen Büffel wurden im sauerländischen Schmallenberg ausgewildert.
Aus Korsika stammt das Muffelwild, ein wildlebendes Schaf, bei dem männliche und weibliche Tiere das charakteristische schneckenartige Gehörn tragen. Sie können dauerhaft nur überleben, wenn die Böden steinig sind, sonst erkranken sie an einer Huffäule. Die Populationen sind kleinteilig, die größten dürften im süd-östlichen Sauerland liegen. Weil auch das Mufflon dem Wald zusetzt, wird immer wieder ein Totalabschuss diskutiert.
Auch Waschbär und Marderhund zählen zu den umstrittenen Exoten in der Wildbahn. Der Waschbär wandert von Hessen nach NRW, stammt aus Nordamerika und ist nachtaktiv und mittlerweile stark verbreitet. Damit tritt er in Konkurrenz zu Fuchs und Dachs, die es in ganz NRW flächendeckend gibt. Der Marderhund, ebenfalls ein nicht heimisches Tier, ist seltener. Im Jahr 2015 gab es erstmals Meldungen aus dem Märkischen Kreis sowie den Kreisen Borken, Coesfeld, Viersen, Höxter, Lippe und Paderborn.
Inzwischen ist auch der Biber auf dem Weg nach NRW. Im Gegensatz zu den vorgenannten ist er heimisch, war nur lange Zeit in NRW ausgerottet. Angefangen, oder besser: Wieder angefangen hat es mit zwölf ausgewilderten Tieren in der Eifel. Ab dem Jahr 2002 folgten dann je zwölf Tiere auf der linken und rechten Niederrhein-Seite bei Wesel. Heute gibt es 630 NRW-Biber.