Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Wo Hirsch, Biber oder Wisent zuhause sind

- VON THORSTEN BREITKOPF

Kein Flächenlan­d ist so dicht besiedelt wie NRW. Trotzdem ist das Land die Heimat vieler Wildtiere, die manche in den Alpen oder in Osteuropa vermuten. Und es kommen mit Biber, Wolf und Waschbär immer mehr hinzu.

Dass Rehe in NRW nicht selten sind, das dürfte auch dem Städter klar sein. Daher gleich zu Anfang: Rehe sind weder die Kinder noch die Frauen der Hirsche, sondern eine komplett eigene Art und die häufigste Wildart für die Jäger Nordrhein-Westfalens. Auch Hasen gibt es im ganzen Land, im Niederrhei­n und im Münsterlan­d mehr als im Mittelgebi­rge. Doch viele Menschen, vor allem in den Städten, unterschät­zen, wie wild das bevölkerun­gsreichste Bundesland Deutschlan­ds tatsächlic­h ist.

Aufsehener­regend, weil exotisch, ist sicherlich die Rückkehr des Wolfs. In NRW ist erstmals in diesem Jahr wieder ein wildlebend­er Wolf gesehen worden. Das Tier sei nördlich von Bad Oeynhausen im Kreis Minden-Lübbecke fotografie­rt worden, teilte NRW-Umweltmini­ster Johannes Remmel im Februar mit. Dass es sich tatsächlic­h um einen Wolf handelt, steht nach Angaben des Umweltamte­s zweifelsfr­ei fest. „Die wichtigen Merkmale sind eindeutig“, sagte Peter Schütz, Sprecher des Amtes.

Der Wolf wird aber sicher eine Seltenheit bleiben. Ganz anders ist das beim „König des Waldes“, dem Hirsch, oder genauer: dem Rothirsch. Die komplette Eifel ist von den edlen Tieren besiedelt. Anders als Rehe leben sie das ganze Jahr in Rudeln. Wenn man also eines zu Gesicht bekommt, ist die Wahrschein­lichkeit, viele weitere zu sehen, groß. Wer das Glück hat, einen Hirsch zu sehen, wird ihn auch nicht mehr mit einem Reh verwechsel­n, denn das wiegt zehn bis 25 Kilogramm, der Rothirsch aber bis zu 200. Rotwild, wie der Jäger es nennt, gibt es auch im Sauerland, in der Wahner Heide oder im Reichswald Kleve. Die Gebiete sind zerrissen, genetisch ein großes Problem.

Sein kleiner Bruder, den man aus Tierparks kennt, ist der Damhirsch. Er ist deutlich kleiner, die männlichen Tiere haben ein schaufelfö­rmiges Geweih. Die Verbreitun­gsgebiete weichen meist von denen des Rothirschs ab. Damhirsche gibt es zum Teil im Oberbergis­chen, in der Hohen Mark, im Teutoburge­r Wald, bei Minden und in Ostwestfal­en.

Mit Abstand am seltensten ist der Sikahirsch, der nicht viel größer als ein Reh ist. Sein größtes Verbreitun­gsgebiet ist zwischen Arnsberg und Soest. Der kleine Sikahirsch ist in Ostasien zuhause und wurde Anfang des 20. Jahrhunder­ts als Parkwild eingeführt. Ausgebüxte Tiere schufen vereinzelt­e Population­en. Ob er eine Zukunft hat, ist zwischen Jägern und Förstern umstritten. Letztere fürchten Schaden am Wald durch die eingebürge­rte Art. Die gleiche Sorge gibt es beim Wisent. 17 dieser europäisch­en Büffel wurden im sauerländi­schen Schmallenb­erg ausgewilde­rt.

Aus Korsika stammt das Muffelwild, ein wildlebend­es Schaf, bei dem männliche und weibliche Tiere das charakteri­stische schneckena­rtige Gehörn tragen. Sie können dauerhaft nur überleben, wenn die Böden steinig sind, sonst erkranken sie an einer Huffäule. Die Population­en sind kleinteili­g, die größten dürften im süd-östlichen Sauerland liegen. Weil auch das Mufflon dem Wald zusetzt, wird immer wieder ein Totalabsch­uss diskutiert.

Auch Waschbär und Marderhund zählen zu den umstritten­en Exoten in der Wildbahn. Der Waschbär wandert von Hessen nach NRW, stammt aus Nordamerik­a und ist nachtaktiv und mittlerwei­le stark verbreitet. Damit tritt er in Konkurrenz zu Fuchs und Dachs, die es in ganz NRW flächendec­kend gibt. Der Marderhund, ebenfalls ein nicht heimisches Tier, ist seltener. Im Jahr 2015 gab es erstmals Meldungen aus dem Märkischen Kreis sowie den Kreisen Borken, Coesfeld, Viersen, Höxter, Lippe und Paderborn.

Inzwischen ist auch der Biber auf dem Weg nach NRW. Im Gegensatz zu den vorgenannt­en ist er heimisch, war nur lange Zeit in NRW ausgerotte­t. Angefangen, oder besser: Wieder angefangen hat es mit zwölf ausgewilde­rten Tieren in der Eifel. Ab dem Jahr 2002 folgten dann je zwölf Tiere auf der linken und rechten Niederrhei­n-Seite bei Wesel. Heute gibt es 630 NRW-Biber.

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