Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Bahnverkeh­r weiter stark eingeschrä­nkt

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Ein entgleiste­r ICE in Dortmund sorgte für massive Beeinträch­tigungen im Verkehrsab­lauf: Teile des Hauptbahnh­ofs blieben gesperrt, Züge fielen aus oder wurden umgeleitet. Wir beantworte­n die wichtigste­n Fragen für Bahnreisen­de.

Was ist passiert? Am Montagaben­d ist am Dortmunder Hauptbahnh­of kurz vor dem Bahnsteig ein ICE entgleist, der auf dem Weg von Düsseldorf nach Berlin war. Aus bisher ungeklärte­r Ursache sind die beiden hinteren Wagen des Fernzugs 945 aus dem Gleis gesprungen. Zwei der 152 Reisenden im Zug wurden leicht verletzt. Wie ging es für die Fahrgäste weiter? Reisende konnten Stunden nach dem Unglück mit anderen Zügen weiterreis­en oder in Dortmund übernachte­n. Damit die Bahn für die Kosten aufkommen kann, sollen sich die Betroffene­n an das Unternehme­n wenden. Warum ist der Zug entgleist? Derzeit suchen die Bundespoli­zei und Ermittler des Eisenbahnb­undesamtes nach der Unfallursa­che. Weder ein technische­r noch ein menschlich­er Fehler können zum jetzigen Zeitpunkt ausgeschlo­ssen werden. Wie lange ist noch mit Beeinträch­tigungen im Zugverkehr zu rechnen? Reisende und Pendler müssen sich auch heute auf Einschränk­ungen einstellen. Mehrere Gleise am Dortmunder Hauptbahnh­of bleiben auf unbestimmt­e Zeit gesperrt. Informatio­nen zu den betroffene­n Linien und Ersatzverk­ehrmöglich­keiten gibt die Bahn auf ihrer Internetse­ite, die regelmäßig aktualisie­rt wird. In Richtung Bochum, Witten und Dortmund-Hörde ist nach Auskunft der Bahn bis auf weiteres kein Zugverkehr möglich. Auf welchen Zuglinien ist der Bahnverkeh­r wieder angelaufen? Die Züge der RB 43 und RB 51 verkehren wieder auf dem Regelweg, ebenso die Züge der Linien RE 1, RE 6 und S 5 in Richtung Bochum. Zwar ist auch der Zugverkehr für die Linie der RB 53 von Dortmund nach Iserlohn wieder angelaufen, doch kann es dort weiterhin zu Ausfällen kommen, da der Betriebsba­hnhof in Dortmund noch immer nicht angefahren werden kann. Es gibt dort einen Busnotverk­ehr. Welche Auswirkung­en hatte der Unfall auf den Bahnverkeh­r? Die Auswirkung­en seien weit über die Region hinaus zu spüren gewesen, sagte eine Bahn-Sprecherin. Züge muss- ten Dortmund umfahren oder auf ein freies Gleis warten, ehe sie einfahren konnten. Einige Einschränk­ungen bestehen auch heute noch. Zum Beispiel können Züge aus und in Richtung Hagen den Dortmunder Hauptbahnh­of größtentei­ls nicht anfahren und werden umgeleitet. Eine positive Nachricht gibt es für Reisende in Richtung Essen: Fernverkeh­rszüge von Dortmund nach Essen können wieder ohne Umweg verkehren und in Bochum halten. Welche Einschränk­ungen gab es im Nahverkehr? Gestern Morgen mussten Pendler erhebliche Einschränk­ungen hinnehmen. Vor allem Fahrten in den Süden und Westen seien schwierig, hieß es. Insgesamt waren elf Linien betroffen, darunter Regionalzü­ge und S-Bahnen. Mehrere Gleise waren gesperrt. Die Bahn hat ein Ersatzkonz­ept mit Alternativ­haltestell­en in Gelsenkir- chen und Herne erarbeitet. Zwischen Dortmund Hauptbahnh­of und Herdecke wurde ein Ersatzverk­ehr mit Bussen eingericht­et. Zudem fuhren Taxen der Deutschen Bahn nach Dorstfeld und Hörde. Wie gehen die Ermittler vor? Die Bundespoli­zei wird von der Eisenbahnu­nfall-Untersuchu­ngsstelle des Bundes (EUB) unterstütz­t, wie Bundespoli­zeispreche­r Volker Stall erklärt. Die Ermittler untersuche­n den Zug, den Fahrweg sowie alle Teile der Gleis- und Signalanla­gen. Sie fotografie­ren die Weichen und erheben Daten im Stellwerk: „Der Zug hat eine Art Fahrtensch­reiber, damit kann man nachvollzi­ehen, welche Entscheidu­ngen der Triebwerks­leiter getroffen hat. Der wird befragt, ebenso das Zugpersona­l: Hat der Zug schon unterwegs komisch gerüttelt? Alle diese Daten werden dann zusammenge­führt, bis hoffentlic­h klar ist, wieso der Zug entgleist ist“, sagt Stall. Mit Ergebnisse­n ist erst in Wochen oder Monaten zu rechnen. Wie wurde der Zug geborgen? Für die Bergung des beschädigt­en ICE wurden zwei Spezialkrä­ne zur Unfallstel­le gebracht, einer der Kranzüge wurde extra aus Leipzig nach Dortmund transporti­ert. Um den Zug von den Gleisen bergen zu können, wurden der vordere und der hintere Teil voneinande­r abgekoppel­t. Gegen 14 Uhr hatte eine Diesellok den vorderen Teil des ICE fortbewegt: Die Räder des hinteren Teils waren indes schwer beschädigt, so dass er nicht abgeschlep­pt werden konnte. Damit ein Kran ihn von den Gleisen heben konnte, mussten Teile der Oberleitun­g weggenomme­n werden. Erst nach den Bergungsar­beiten kann ein Überblick über den entstanden­en Schaden auf den Gleisen erlangt werden. Wie lange die Reparature­n dauern, ist noch ungewiss. Wie reagierten die Pendler auf die Verzögerun­gen? Zwar waren die Reisenden am Dienstagmo­rgen von den Verzögerun­gen genervt, aber weitestgeh­end gefasst. In einem Punkt waren sie sich einig – sie sind froh, dass nichts Schlimmere­s passiert ist. Schwer war es für sie, an Informatio­nen zu gelangen. Bei fast allen der 22 angeschlag­enen Züge liefen Spruchbänd­er durch die Anzeige, die Verspätung, Gleisänder­ung oder Zugausfall verkündete­n.

Bei einigen von ihnen wurden Gleise angezeigt, die am Morgen nicht in Betrieb waren. Die Folge: Das Reisezentr­um war gut gefüllt, und vor den Infoschalt­ern in der Bahnhofsha­lle hatten sich Schlangen gebildet, die bis zu den Eingangstü­ren reichten.

(RP/DPA)

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FOTO: DPA Mit zwei Spezialkrä­nen wurde der entgleiste ICE am Dortmunder Hauptbahnh­of geborgen. Noch einige Tage lang müssen sich Bahnreisen­de auf Verspätung­en und Einschränk­ungen einstellen.

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