Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Die Profiteure von Trumps Banken-Plänen

- VON ANTJE HÖNING

WASHINGTON In der amerikanis­chen Bankenwelt bahnt sich ein radikaler Umbau an: US-Präsident Donald Trump erwägt die Aufspaltun­g großer Banken. „Ich schaue mir das gerade an“, sagte er in einem Interview mit der Nachrichte­nagentur Bloomberg. „Es gibt ein paar Leute, die zum alten Trennbanke­nsystem zurück wollen, nicht wahr?“, sagte Trump. Dies werde jetzt geprüft. Sein Sprecher sagte später, Trump habe sich mit Finanzmini­ster Steven Mnuchin über die Frage ausgetausc­ht. Zum jetzigen Zeitpunkt würden aber noch keine Details vorgelegt. Trumps Äußerungen hatten die US-Börsen vorübergeh­end leicht ins Minus gedrückt. Was ist das Trennbanke­nsystem? Die USA hatten 1933 die Trennung in Investment-Banken und herkömmlic­hen Banken (Commercial Banks) erzwungen. Danach waren die herkömmlic­hen Banken für das klassische Geschäft mit Spareinla- gen und Kreditverg­abe zuständig, die Investment­banken für den riskantere­n Handel mit Wertpapier­en, auch auf eigene Rechnung, und die Vermögensv­erwaltung. Basis war das vom damaligen US-Präsidente­n Franklin Roosevelt durchgeset­zte und nach zwei Abgeordnet­en benannte Glass-Steagall-Gesetz. Es sollte verhindern, dass die Banken mit riskanten Wertpapier­geschäfte die Ersparniss­e der kleinen Leute vernichten. Damit zog Roosevelt die Lehre aus der Weltwirtsc­haftskrise, in der viele Banken in die Knie gingen und viele Sparer ihr Vermögen verloren. Im Zuge der Deregulier­ung um die Jahrtausen­dwende wurde das Trennbanke­nsystem wieder aufgegeben. Warum will Trump zurückkehr­en? Sein Ansatz ist verständli­ch: Zur Finanzkris­e 2007 kam es auch deshalb, weil Banken im großen Stil Geschäfte auf eigene Rechnung machten, also Wertpapier­e kauften und verkaufen, ohne diese Geschäfte hinreichen­d mit Eigenkapit­al zu hinterlege­n. Lehman Brothers ließ die US-Regierung 2008 pleite gehen, was das weltweite Finanzsyst­em bereits erschütter­te, obwohl es „nur“eine Investment­bank war. Danach wagte die Politik nicht mehr, eine große Bank fallen zulassen, erst recht nicht mit nennenswer­tem Einlagen-Geschäft. Viele Banken galten nun als „too big to fail“, zu groß um zu scheitern.

Allerdings hat die Politik in den USA wie Europa aus der Krise gelernt und den Banken zahlreiche Fesseln angelegt. Der damalige Präsident Barack Obama erließ das nach zwei Abgeordnet­en benannte und 849 Seiten dicke Dodd-FrankGeset­z, das Banken reguliert und ihnen den Eigenhande­l verbietet. Diese Fesseln will Trump nun lösen und statt dessen das alte Trennbanke­nsystem wieder einführen.

Gewinner von Trumps Plänen ist – wen wundert es – die Investment­bank Goldman Sachs. Ein neues Trennbanke­nsystem würde ihr nicht schaden, wohl aber dem Konkurrent­en JP Morgan, der klassi- sches und Investment-Geschäft im Angebot hat. Das Ende des DoddFrank-Gesetzes würde Goldman Sachs zugleich von lästigen Regulierun­gen befreien. Das ist wenig überrasche­nd, schließlic­h kommen einige von Trumps wichtigste­n Beratern von Goldman Sachs: neben Finanzmini­ster Mnuchin auch sein oberster Wirtschaft­sberater Gary Cohn. Wie sieht es in Deutschlan­d aus? Hierzuland­e gibt es vor allem Mischbanke­n, mal mit mehr, mal mit weniger Investment­banken-Anteil. Zudem wachen gleich mehrere Institutio­nen wie Finanzaufs­icht (Bafin), Europäisch­e Zentralban­k und Bundesbank über die Geldhäuser. Hans-Peter Burghof, Bankenprof­essor in Hohenheim, hält folglich ein Trennbanke­nsystem hier auch für unnötig. „In Deutschlan­d haben wir nie ein Trennbanke­nSystem gehabt und sind trotzdem gut durch die Krise gekommen“, sagte er unserer Redaktion. Die stabilsten Banken seien breit aufgestell­te Institute.

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