Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Gospelchor auf Männersuch­e

- VON LEA BÖHLING

Die Bass- und Tenor-Sänger des Meerbusche­r Gospelchor­s „Spirit of Joy“brauchen dringend Unterstütz­ung.

Ein Summen erfüllt den Raum, die Luft fängt an zu Vibrieren, als der Gospelchor „Spirit of Joy“mit dem Einsingen beginnt. Rhythmisch­es Klatschen und Stampfen mischt sich mit dem Gesang und bringt die im Halbkreis aufgestell­ten Chormitgli­eder so richtig in Bewegung.

Jeden Montag treffen sich die Mitglieder des Gospelchor­s zur gemeinsame­n Probe in der Christuski­rche in Büderich. Zur Zeit hat der Chor 76 Mitglieder, doch es herrscht absolute Männerknap­pheit. Zwölf Bass- und Tenor-Sänger müssen sich gegen 64 Frauenstim­men durchsetzt­en, keine leichte Aufgabe. Deswegen sind Chorleiter­in Angelika Rehaag und die Vorstandsv­orsitzende­n Gabi Klinkhamme­r und Ralf Schmitz schon länger auf Männersuch­e. Mehrere Aktionen und Aufrufe sorgten für einen überschaub­aren Zuwachs von zwei Sängern im letzten Jahr. Wünschensw­ert wäre die Verteilung zweidritte­l Frauen und eindrittel Männer, also mehr als doppelt so viele männliche Stimmen wie jetzt.

Das musikalisc­he Repertoire des Chors besteht hauptsächl­ich aus traditione­llem und modernem Black American Gospel, Blues und Jazz. Angelika Rehaag ist neben der Chorleiter­in des Meerbusche­r Gospels auch noch Leiterin von sechs weiteren Gospelchör­en im Rheinland. Für sie steht fest: Das Problem Männerknap­pheit in Chören kein Einzelfall in Meerbusch.

Doch woran genau liegt das? Oftmals seien Unsicherhe­iten und fehlende Überzeugun­g die Ursache, sind sich Vorstand und Chorleitun­g einig. „Doch bei uns muss niemand Noten lesen können, man muss auch nicht solo singen. Es reicht einen Ton treffen und halten zu können“, sagt Pressespre­cher und aktives Mitglied Tino Gabriel. Er fing nach einem schlimmen Schicksals­chlag mit dem Singen an und war überrascht, was für eine Euphorie und Kraft die Musik in ihm freisetzte. „Der Chor war ein Geschenk des Himmels“, erinnert er sich.

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Auch Chorleiter­in Rehaag ist der Überzeugun­g, es gebe nichts besseres für Seele und Gesundheit, als das Singen. Für sie ist die Stimme das persönlich­ste Werkzeug des Menschen. Oft reiche schon eine abwertende Äußerung in der Kindheit über die Stimmfarbe oder den Klang der Stimme, um Unsicherhe­iten entstehen zu lassen, erklärt sie.

Neben dem Singen ist auch Gemeinscha­ft im Chor sehr wichtig. Aktivitäte­n, Feste und Ausflüge zählen genauso zum Programm wie Chorproben. Einmal im Jahr fliegen die Mitglieder in die USA und sind dort bei afroamerik­anischen Gemeinden zu Gast, eine absolute Sel- tenheit. „Es tobt der Bär, wenn wir dann zusammen singen“, schildert die Chorleiter­in ihre Eindrücke. Die jüngsten Chormitgli­eder sind Studenten ab 20, die Ältesten sind um die 75 Jahre. Die Altersunte­rschiede sorgen für spannende Vielseitig­keit.

Für diejenigen, die sich unsicher fühlen, gibt es Schulungen und Einzelstun­den. Wer also Mitglied werden möchte, braucht weder Erfahrung noch besondere Vorkenntni­sse. Spaß an Musik, Rhythmus und Singen reiche vollkommen, so Gabi Klinkhamme­r.

Peter Petroschke (56) ist nun schon seit 15 Jahren dabei. Für ihn ist der Chor ein befreiende­s Hobby. Gute Gesellscha­ft und Singen machen ihm Spaß, und der Zusammenha­lt der Gruppe sei schon etwas Besonderes. Bis jetzt ist der Gospelchor in Deutschlan­d noch relativ selten vertreten. „Wir fühlen uns schon ein bisschen als Vorreiter“, sagt Petroschke.

Die Konzerte des Chors sind Benefiz-Konzerte, der Erlös wird gespendet. Das letzte Benefizkon­zert am 17. März in Meerbusch erbrachte 1.200 Euro zugunsten der Hephata-Kinderwohn­gruppe.

Wer an einer Probe interessie­rt ist: Der Chor trifft sich montags von 18.30 bis 21.30 Uhr in der Christuski­rche in Büderich.

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