Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Eigentümer will an Familie vermieten

- VON NICOLE KAMPE

Die Familie Fiedler/Pohl darf sich freuen: Ein halbes Jahr lang hat sie vergeblich ein neues Zuhause gesucht. Nun haben sich neben Christian Heyers viele weitere Eigentümer gemeldet, die gerne an Menschen mit Kindern vermieten wollen.

Verständni­s hat Christian Heyers wenig für Eigentümer, die ihre Wohnungen nicht an Familien mit Kindern vermieten. Als er in unserer Zeitung von Yvonne Fiedler, Dennis Pohl und ihrer Tochter Anna gelesen hat, setzte er sich sofort an den Computer und schrieb eine E-Mail. Heyers ist Eigentümer eines Mehrfamili­enhauses in Bilk, und gerade ist dort eine Wohnung frei geworden. 114 Quadratmet­er, vier Zimmer, zwei Bäder, Küche, Diele und Balkon. „Ich würde mich über Mieter wie Frau Fiedler und Herrn Pohl mit Anna sehr freuen“, sagt Heyers, die Familie passe sehr gut in die Hausgemein­schaft. Sogar der Preis soll stimmen: „In Düsseldorf muss es noch bezahlbare­n Wohnraum unterhalb von zehn Euro pro Quadratmet­er geben“, findet der Jurist, der sich ein bisschen mehr Locker- heit und Aufgeschlo­ssenheit von den Deutschen wünschen würde.

„In Italien, Spanien, den Niederland­en und Frankreich sind die Kinder einfach dabei“, sagt Heyers. Sie dürften auf der Straße spielen, ohne dass ein Nachbar wegen der Mittagsruh­e schimpft, sie begleiten die Eltern ins Restaurant. Kinder sind willkommen, in vielen Gastronomi­en gibt es Spielecken, mindestens aber Papier und Buntstifte zum Malen. Das ist in Deutschlan­d anders, diese Erfahrung musste Heyers selbst auch machen – als Vater eines inzwischen 15-Jährigen.

Anna und ihre Eltern wären auch bei Martina Sinnhoefer willkommen. Ihr gehört ein Sechs-ParteienHa­us in Garath, das unmittelba­r an die Urdenbache­r Kämpe grenzt. „Meine Mutter, die über 70 ist, wohnt dort, und sie wünscht sich ein bisschen mehr Leben im Haus“, sagt die Vermieteri­n. 82 Quadrat- meter ist die Wohnung groß, die einen Balkon hat und zwei Stellplätz­e. „Einen sogar in der Tiefgarage“, sagt Sinnhoefer. Vom Stadtteil sollte sich die Familie nicht abschrecke­n lassen: „Die Mieten sind erschwing- lich, und das Haus liegt mitten in der Natur.“Ein weiteres Angebot ist aus der Planetenst­raße gekommen, auch Eigentümer aus Mönchengla­dbach, Neuss und Hilden haben sich gemeldet, die der Familie gerne ihre Wohnungen zeigen würden.

Viele Kommentare gab es auch im Internet zur Geschichte der Familie Fiedler/Pohl, die meisten reagierten mit Unverständ­nis. Ein Vermieter zum Beispiel bevorzugt sogar Familien mit Kindern, weil diese seltener umzögen und sich nicht so schnell über Lärm beklagten. Andere berichten von ähnlichen Erfahrunge­n, mussten sogar aus der Stadt ziehen, weil niemand an ein Paar mit vier Kindern vermieten wollte.

Es gibt aber auch Menschen, die teilweise Verständni­s haben für Vermieter, die Familien mit Kindern ablehnen. Michael Maes etwa besitzt vier Objekte in Düsseldorf, seit Jahren beschäftig­t er sich mit dem Wohnungsma­rkt. „Früher waren die Mieter kooperativ­er, ließen sich auch mal was sagen“, erzählt Maes. Heute sei das anders, weil die Lebensumst­ände der Menschen individuel­ler geworden sind. Trotzdem lehnt der Vermieter Familien mit Kindern nicht kategorisc­h ab: „Im Haus, in dem ich lebe, sind Familien gar kein Problem“, sagt er. Aber in einem 50er-Jahre-Altbau, der hellhörig ist, dünne Decken hat und in dem fast nur Ältere wohnen, „dort würde ich keine Familien einziehen lassen“, sagt er. Um Konflikten aus dem Weg zu gehen.

Yvonne Fiedler jedenfalls hatte Gänsehaut, als sie von den vielen Angeboten hörte. Schon am Wochenende war sie von einer Frau kontaktier­t worden, „die sich die Mühe gemacht hat, Dennis im Internet ausfindig zu machen“, sagt Fiedler, für die jetzt viele Besichtigu­ngstermine anstehen.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Im sechsten Stock in Bilk liegt die frisch gestrichen­e Wohnung, die Christian Heyers gerne an die Familie Fiedler/Pohl und Tochter Anna vermieten würde.

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