Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ein Waschsalon als Nachbarsch­aftstreff

- VON STEFANIE THRUN RP-FOTO: STT

Der Waschsalon an der Ackerstraß­e ist im Viertel eine Institutio­n. Zum Stadtteilf­est „Flingern at Night“spielt eine Liveband im Laden. Für Ute Behringer-Boutabba ist der Salon seit 22 Jahren ihr Arbeitspla­tz.

FLINGERN Der Waschsalon an der Ackerstraß­e ist einfach eingericht­et. Die Wände, an denen ein paar Bilder hängen, sind rot und weiß gestrichen. Es gibt neun Trockner und 18 Waschmasch­inen, zudem eine kleine Sitzecke, einen Getränkeau­tomaten und einen kaputten Flipper. Wer will, bekommt auch einen Kaffee. Und obwohl der Salon alles andere als spektakulä­r ist, ist er für viele weit mehr als nur ein Ort, um Wäsche zu waschen.

Für Ute Behringer-Boutabba ist der SB Waschsalon seit 22 Jahren ihr Arbeitspla­tz. Sie reinigt die Maschinen und den Laden, füllt Waschmitte­l auf und leert die eine oder andere Maschine, wenn der Besitzer nicht rechtzeiti­g zurück ist. Für sie ist der Salon eine Institutio­n. Hier wurden schon Partys gefeiert, erst vor einigen Wochen die ihrer Mutter. Am 18. Mai werden die Stadtwerke den Laden wieder übernehmen. Dann steht das Stadtteilf­est „Flingern at Night“an. „Es ist der Wahnsinn, was dann mit dem Laden passiert. Im letzten Jahr haben sie die Maschinen bunt beleuchtet und auch in diesem Jahr spielt wieder eine Live-Band“, sagt Behringer.

Sie hat hier schon viele Menschen kennengele­rnt. Viele kommen immer am selben Tag, zur selben Zeit. Manche sprechen sich auch ab zum gemeinsame­n Waschen. Der Gang zu den Maschinen wird schnell zur Routine. So auch für Frank, der wie andere Kunden seinen Nachnamen nicht nennen möchte. Seine eigene Maschine hat vor vier Monaten den Geist aufgegeben, aber an eine neue denkt er erst einmal nicht: „Eigentlich habe ich mich schon daran gewöhnt, einmal in der Woche herzukomme­n.“Während die Waschmasch­ine läuft, geht er einen Kaffee trinken oder trifft sich mit Bekannten. Susanne hingegen besitzt zwar eine funktionie­rende Maschine, hat aber dennoch den Waschsalon für sich entdeckt. Sie lebt in Lüdenschei­d, ihr Freund aber an der Ackerstraß­e. Wenn sie nach Düsseldorf kommt, geht es fast immer gemeinsam in den Salon, dafür bringt sie auch Wäsche von zu Hause mit. „Es ist einfach zeitsparen­d. Ich wasche mehrere Maschinen auf einmal und der Trockner ist deutlich besser als der, den man so zu Hause hat. Da muss ich dann nichts mehr bügeln.“Genauso macht es Gerald. Der 44-Jährige ist unter der Woche beruflich viel unterwegs. Am Samstag gehört es dann für ihn dazu, seine Wäsche zu machen. Zeitgleich macht er dann Besorgunge­n, geht zur Bank oder ein Eis essen bei Nordmanns gegenüber. Eines aber fehlt ihm: der Sonntag.

Denn bis vor einigen Jahren konnte man auch sonntags waschen, was nicht mehr möglich ist. Schade, wie die meisten finden. Aber auch an einem Samstagvor­mittag sieht man sie alle: Rentner, Alleinsteh­ende, Paare, Studenten. Letztere sind dabei überrasche­nderweise eher die Ausnahme. „Viele Studenten fahren zum Waschen zu Mama nach Hause oder haben eine Maschine im Wohnheim“, sagt Maik Fastabend, Besitzer von elf Waschsalon­s, einschließ­lich dem in Flingern. „Unsere Kunden sind eigentlich zum Großteil Alleinsteh­ende mittleren Alters oder auch Rentner.“Für ihn steht fest: Waschsalon­s kommen so schnell nicht aus der Mode.

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Ute Behringer-Boutabba leert auch schon mal eine Waschmasch­ine, wenn Kunden nicht rechtzeiti­g zurück sind.

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