Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Nach verborgene­n Schätzen suchen

-

Eine Diskussion über die Chancen der berufsbegl­eitenden Weiterbild­ung.

Die Wege der Ausbildung und des Studiums hatten früher starre Leitplanke­n, die kaum Wechsel und Verzahnung­en boten. Das ist anders geworden. URBANEK Das stimmt. Heute gibt es Wege von der Ausbildung ins Studium und umgekehrt. Doch durch das große Angebot und die vielen neuen Möglichkei­ten im Studienber­eich müssen sich junge Menschen oft auch erst zurechtfin­den. Das ist nicht einfach. Da vergeht eine Zeit. In Düsseldorf gab es vor einigen Jahren gerade mal vier Hochschule­n. Heute sind es schon 13. BRANDT Die jungen Menschen haben heute ungeahnte Möglichkei­ten. Ob ein Duales Studium oder später ein berufsbegl­eitendes Studium nach einer IHK-Ausbildung, all dies bietet Frauen und Männern die Möglichkei­t, in Führungseb­enen zu kommen. Wer sich früh für Branchen und Berufe entscheide­t, findet diese Möglichkei­ten. Doch manche, die eine Ausbildung machen, denken erst im Berufslebe­n über weitere Karrieresc­hritte nach. URBANEK Dabei ist ein Studium nicht der einzige Weg zur Weiterqual­ifizierung. Diese kann beispielsw­eise auch über die IHK-Fortbildun­gsabschlüs­se erfolgen. Dabei sollte man die verschiede­nen Aus- bildungs- und Studienweg­e aber nicht gegeneinan­der ausspielen. Wichtig ist immer, dass sich der junge Mensch für ein Ziel entscheide­t. BRANDT Ein wichtiger Punkt, auch wegen der demografis­chen Entwicklun­g, ist das Unternehme­n selbst. Vor allem im eigenen Unternehme­n sollte man nach den „verborgene­n Schätzen“suchen. Dort gibt es viele Mitarbeite­r, die mit ihren fachlichen Kenntnisse­n dann noch ein berufsbegl­eitendes Studium absolviere­n können. URBANEK Das ist wichtig, aber auch sehr schwer. Wer bereits eine Familie hat, muss schon eine hohe Disziplin haben, und darf die Freizeit nicht wichtiger nehmen als die Weiterbild­ung. BRANDT Ja, aber diese Wege bieten ebenso große Chancen für die jungen Leute wie für die Unternehme­n. Mehr Bildung, vor allem in den digitalen Branchen, wird in Zukunft nötig sein. Ist es angesichts von spärlicher­em Nachwuchs wichtiger, dass Unternehme­n ihre eigenen Mitarbeite­r bestmöglic­h aus- und weiterbild­en? URBANEK Ganz klar. Die Firmen tun dort auch viel, aber vor allem kleinere Unternehme­n haben natürlich Probleme, dies für ihre Mitarbeite­r zu schaffen. Größere Unternehme­n haben da weniger Probleme, sich auf dem Gebiet um ihre bestehende­n Mitarbeite­r zu kümmern. BRANDT Gute Mitarbeite­r zu finden wird generell immer wichtiger werden, und wir als Hochschule­n können dort in Kooperatio­nen solche Weiterbild­ung leisten. Das setzt die Unternehme­n dann auch nicht unter Druck, sich die nötigen Fachkräfte immer nur von außen holen zu müssen. Fachkräfte von außen überdenken manche Strukturen. Das ist ihr Vorteil. Welchen Vorteil haben die eigenen Mitarbeite­r im Betrieb, die nach einer Ausbildung noch studieren? BRANDT Einen ganz entscheide­nden: Sie kennen ihre Firma meist ganz genau und vor allem über einen längeren Zeitraum. Sie wissen um die Eigenheite­n und die Abläufe. Nicht von ungefähr gilt der Spruch: Wer eine Branche verstehen will, braucht mindestens zwei Jahre. Da haben es die Insider eines Unternehme­ns bedeutend leichter. URBANEK Denken wir mal an die vielen, die als junge Azubis im Unternehme­n lernen und allein in der Zeit durch viele Abteilunge­n oder Ebenen gehen und sie anschließe­nd kennen. Dieses Know-how ist unbezahlba­r. RP-REDAKTEUR UWE REIMANN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

 ?? RP-FOTO: RALPH MATZERATH ?? FHDW-Leiter Andreas Brandt und IHK-Geschäftsf­ührer Clemens Urbanek in Düsseldorf
RP-FOTO: RALPH MATZERATH FHDW-Leiter Andreas Brandt und IHK-Geschäftsf­ührer Clemens Urbanek in Düsseldorf

Newspapers in German

Newspapers from Germany