Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Ärzte helfen Obdachlosen: Mit dem Arztmobil vor Ort
Wohnungslose werden in der Düsseldorfer Liefergasse versorgt.
Als Obdachloser in eine Arztpraxis? Sich unangenehme Fragen stellen lassen und von den Wartenden beäugt werden? Und dann auch noch über Krankheiten sprechen, die man möglicherweise verschleppt hat. Die Hemmschwelle, eine Arztpraxis zu betreten ist für Menschen ohne Wohnung hoch. Deshalb gibt es seit Dezember 2016 das „Arztmobil“des Vereins „Medizinische Hilfe für Wohnungslose“. Es hält einmal pro Woche in der Düsseldorfer Liefergasse.
Das Arztmobil ist Teil des Projekts „gesund.zeit.raum“für Menschen ohne Wohnung, das die Diakonie Düsseldorf mit Unterstützung des forschenden Pharmaunternehmens Janssen und des Johnson & Johnson Corporate Citizenship Trust ins Leben gerufen hat. Das Projekt besteht aus vier Bausteinen – der Verbesserung der medizinischen Erstversorgung, Präventionsangeboten, Angeboten zur Stärkung der seelischen Gesundheit und vorbeugenden Hilfen in der Sozialberatung. Neben der finanziellen Unterstützung bringen sich Mitarbeiter von Janssen persönlich bei Corporate Volunteering-Aktionen oder mit ihrer Expertise in das Projekt ein. Das Projekt ist im Frühjahr 2016 gestartet und zunächst auf drei Jahre angelegt. Bei Düsseldorf IN – Ärzte im Gespräch, werden die Projektbeteiligten um weitere Unterstützung werben – um die medizinische Erstversorgung von Wohnungslosen lückenlos zu gewährleisten.
Neben dem Arztmobil bietet „gesund.zeit.raum“eine Sozialberatung und eine Lebensmittelausgabe, auch für diejenigen, die an der Schwelle zur Obdachlosigkeit stehen. Da obdachlose Menschen sich vieler gesundheitlicher Risiken gar nicht bewusst sind, diesen aufgrund ihrer Lebensumstände jedoch besonders stark ausgesetzt sind, geht es in der zweiten Säule vor allem um das Thema Prävention. Innerhalb dieser Säule bietet die Diakonie, gemeinsam mit Janssen, unter anderem eine Vortragsreihe zu gesundheitlichen Themen an. Ebenfalls zur zweiten Säule gehört ein Nothilfetopf: Aus diesem Topf werden von Obdachlosen dringend benötigte Dinge, wie Schlafsäcke, warme, passende Kleidung oder auch Brillen finanziert.
Zusätzlich sollen Aktionen unter dem Motto „well being“die Widerstandskraft von wohnungs- und obdachlosen Menschen stärken, ihnen das Vertrauen in die eigenen Kräfte zurückgeben und sie ermutigen, selbst aktiv zu werden, um ihre Lebenssituation zu verbessern. So gibt es einmal in der Woche ein gesundes Frühstück für Obdachlose in der Tagesstätte „Shelter“. Die Diakonie bietet zudem Ernährungsberatung und ein Gruppenprogramm zur seelischen Gesundheit an. Sie organisiert Museums- und Ausstellungsbesuche und andere Wohlfühlaktionen.
„Neben der finanziellen Unterstützung ist uns der persönliche Einsatz unserer Mitarbeiter wichtig“, sagt Dr. Michael von Poncet, selbst Arzt und Mitglied der Geschäftsleitung von Janssen. Auch er hat schon beim Well-Being-Tag Essen und Getränke ausgegeben. „Der ganzheitliche Ansatz von gesund.zeit.raum hat uns von Beginn an überzeugt. Das Projekt hat nicht nur die dringende medizinische Erstversorgung im Blick, sondern auch die psychische und emotionale Gesundheit“, betont von Poncet.