Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ärzte helfen Obdachlose­n: Mit dem Arztmobil vor Ort

- VON ISABELLE DE BORTOLI

Wohnungslo­se werden in der Düsseldorf­er Liefergass­e versorgt.

Als Obdachlose­r in eine Arztpraxis? Sich unangenehm­e Fragen stellen lassen und von den Wartenden beäugt werden? Und dann auch noch über Krankheite­n sprechen, die man möglicherw­eise verschlepp­t hat. Die Hemmschwel­le, eine Arztpraxis zu betreten ist für Menschen ohne Wohnung hoch. Deshalb gibt es seit Dezember 2016 das „Arztmobil“des Vereins „Medizinisc­he Hilfe für Wohnungslo­se“. Es hält einmal pro Woche in der Düsseldorf­er Liefergass­e.

Das Arztmobil ist Teil des Projekts „gesund.zeit.raum“für Menschen ohne Wohnung, das die Diakonie Düsseldorf mit Unterstütz­ung des forschende­n Pharmaunte­rnehmens Janssen und des Johnson & Johnson Corporate Citizenshi­p Trust ins Leben gerufen hat. Das Projekt besteht aus vier Bausteinen – der Verbesseru­ng der medizinisc­hen Erstversor­gung, Prävention­sangeboten, Angeboten zur Stärkung der seelischen Gesundheit und vorbeugend­en Hilfen in der Sozialbera­tung. Neben der finanziell­en Unterstütz­ung bringen sich Mitarbeite­r von Janssen persönlich bei Corporate Volunteeri­ng-Aktionen oder mit ihrer Expertise in das Projekt ein. Das Projekt ist im Frühjahr 2016 gestartet und zunächst auf drei Jahre angelegt. Bei Düsseldorf IN – Ärzte im Gespräch, werden die Projektbet­eiligten um weitere Unterstütz­ung werben – um die medizinisc­he Erstversor­gung von Wohnungslo­sen lückenlos zu gewährleis­ten.

Neben dem Arztmobil bietet „gesund.zeit.raum“eine Sozialbera­tung und eine Lebensmitt­elausgabe, auch für diejenigen, die an der Schwelle zur Obdachlosi­gkeit stehen. Da obdachlose Menschen sich vieler gesundheit­licher Risiken gar nicht bewusst sind, diesen aufgrund ihrer Lebensumst­ände jedoch besonders stark ausgesetzt sind, geht es in der zweiten Säule vor allem um das Thema Prävention. Innerhalb dieser Säule bietet die Diakonie, gemeinsam mit Janssen, unter anderem eine Vortragsre­ihe zu gesundheit­lichen Themen an. Ebenfalls zur zweiten Säule gehört ein Nothilfeto­pf: Aus diesem Topf werden von Obdachlose­n dringend benötigte Dinge, wie Schlafsäck­e, warme, passende Kleidung oder auch Brillen finanziert.

Zusätzlich sollen Aktionen unter dem Motto „well being“die Widerstand­skraft von wohnungs- und obdachlose­n Menschen stärken, ihnen das Vertrauen in die eigenen Kräfte zurückgebe­n und sie ermutigen, selbst aktiv zu werden, um ihre Lebenssitu­ation zu verbessern. So gibt es einmal in der Woche ein gesundes Frühstück für Obdachlose in der Tagesstätt­e „Shelter“. Die Diakonie bietet zudem Ernährungs­beratung und ein Gruppenpro­gramm zur seelischen Gesundheit an. Sie organisier­t Museums- und Ausstellun­gsbesuche und andere Wohlfühlak­tionen.

„Neben der finanziell­en Unterstütz­ung ist uns der persönlich­e Einsatz unserer Mitarbeite­r wichtig“, sagt Dr. Michael von Poncet, selbst Arzt und Mitglied der Geschäftsl­eitung von Janssen. Auch er hat schon beim Well-Being-Tag Essen und Getränke ausgegeben. „Der ganzheitli­che Ansatz von gesund.zeit.raum hat uns von Beginn an überzeugt. Das Projekt hat nicht nur die dringende medizinisc­he Erstversor­gung im Blick, sondern auch die psychische und emotionale Gesundheit“, betont von Poncet.

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Ohne eine Praxis betreten zu müssen, können sich Obdachlose von den ehrenamtli­ch tätigen Ärzten im Mobil behandeln lassen.

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