Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mordversuc­h: Angeklagte­r taucht unter

- VON MARC PESCH

Der Tatverdäch­tige aus Meerbusch soll seine Partnerin in deren Wohnung in Neuss fast erwürgt haben. Die Frau überlebte offenbar nur, weil sie aus ihrer Wohnung fliehen konnte. Zum Prozessauf­takt erschien er gestern nicht.

Mit einem Paukenschl­ag hat gestern der Prozess um einen Mordversuc­h in Neuss begonnen. Der Angeklagte tauchte nicht auf, er hält sich offenbar in der Türkei versteckt. Das Neusser Amtsgerich­t hatte zuvor bei einem Haftprüfun­gstermin den Haftbefehl außer Vollzug gesetzt. „Mein Mandant ist weg, ich habe keinen Kontakt mehr zu ihm“, erklärte Verteidige­r Selim Tasci auf Anfrage unserer Redaktion, „ich weiß nur von seinem jüngeren Bruder, dass er sich in der Türkei aufhalten soll.“

Den Weg dorthin hatte ihm offenbar das Neusser Amtsgerich­t geebnet: Obwohl die Staatsanwa­ltschaft wegen versuchten Mordes gegen den 27-Jährigen ermittelte, setzte der seinerzeit zuständige Richter dort den Haftbefehl gegen den Türken gegen Auflagen außer Vollzug. „Vor ein paar Wochen kam von der Polizei die Informatio­n, dass sich der Angeklagte nicht mehr meldet“, teilt der jetzt zuständige Richter Rainer Drees mit, „ich habe den Haftbefehl sofort wieder in Vollzug gesetzt.“

Allerdings ohne Erfolg – bislang konnte die Polizei den Tatverdäch­tigen nicht ausfindig machen. „Er wird nun internatio­nal gesucht“, erklärt Anwältin Dagmar Loosen. Sie vertritt das Opfer als Nebenkläge­rin vor Gericht. „Meiner Mandantin geht es schlecht“, so Loosen, „sie ist in psychologi­scher Behandlung und hofft, dass der Angeklagte verurteilt wird.“Ob und wann es dazu kommen wird, ist aktuell völlig unklar. „Wir müssen den Prozess jetzt für unbestimmt­e Zeit aussetzen und abwarten, ob der Angeklagte gefasst werden kann“, so Richter Drees.

Der 27 Jahre alte Tatverdäch­tige wird beschuldig­t, nach einem massiven Streit seine Freundin in einer Wohnung an der Jägerstraß­e in Neuss fast zu Tode gewürgt zu haben. Mit erhebliche­n Verletzung­en im Halsbereic­h soll der jungen Frau die Flucht in eine benachbart­e Bäckerei gelungen sein, von dort aus sollen die Inhaberin und sie die Polizei verständig­t haben.

Im Prozess sollte das Opfer als Hauptbelas­tungszeugi­n aussagen. Der Angeklagte hatte im Ermittlung­sverfahren den Tatablauf gestanden, eine Tötungsabs­icht allerdings bestritten. Das Neusser Amtsgerich­t hatte eine Haftentlas­sung unter Auflagen offenbar für ausreichen­d gehalten. „Eine genaue Begründung für die Haftentlas­sung finde ich in dem Beschluss nicht“, so Staatsanwa­lt Martin Stücker, „allerdings gab es strenge Meldeaufla­gen, denen der Angeklagte bis April auch nachgekomm­en ist.“

Beim Amtsgerich­t selbst konnte man die Entlassung aus der Haft vom 21. Oktober 2016 gestern auf

 ?? FOTO: ER09 ?? Justitia – die altrömisch­e Göttin der Gerechtigk­eit .
FOTO: ER09 Justitia – die altrömisch­e Göttin der Gerechtigk­eit .

Newspapers in German

Newspapers from Germany