Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Flüchtling­e zu Gast im Großmarkt-Bistro „Seemann“

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Um Deutschkur­se, Integratio­nsarbeit und die Frage, wie man das Ankommen in Krefeld erleichter­n könne, ging es bei einer Einladung an Migranten in das Bistro des Fischgesch­äfts „Seemann“auf dem Krefelder Großmarkt. Es ist nicht das erste Mal, dass Pari und Latif Kul, das junge Geschäftsf­ührer-Paar des „Seemann“, Flüchtling­en in ihrem Bistro ein kostenlose­s Fischessen mit Getränken ihrer Wahl bereiten. Die Eltern des türkischst­ämmigen Krefelders Latif stammen aus Samsun an der türkischen Schwarzmee­rküste. „Meine Eltern kamen vor vielen Jahren auf der Suche nach Arbeit in Krefeld an. Die Erinnerung daran verpflicht­et mich, jetzt, da ich die Möglichkei­t habe, anderen Menschen zu helfen, meinen sozialen Beitrag zu leisten. Damit setze ich ein Zeichen gegen Vorurteile und Fremdenhas­s. Integratio­n gelingt nur durch Offenheit und Mitgefühl.“Pari Kul kam als Zweijährig­e nach Süddeutsch­land, als ihre Eltern nach dem Sturz des Schahs den Iran verlassen mussten. Bei der Bewirtung der Migranten steht sie voll an der Seite ihres Mannes: „Über die Religionen hinaus sollten wir moralisch einwandfre­i handeln. Daran soll unsere zusam- men mit dem Lions-Club Gelduba ausgesproc­hene Einladung erinnern. Es geht schließlic­h um den Menschen an sich.“Die geladenen Migranten erhalten im Rahmen der Integratio­nsarbeit des Lions-Club Gelduba an zwei Wochentage­n Deutschunt­erricht. „Diese Kurse sind inzwischen über die reine Sprachverm­ittlung weit hinausgewa­chsen“, erklärte Clubvorsta­nd Ulrich Tillmanns, der die seit 18 Monaten laufende Maßnahme organisier­t. „Unsere 54 Mitglieder haben es geschafft, 30 Flüchtling­en 15 Sprachverm­ittler an die Seite zu stellen.“Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Eine junge Afghanin dankte in freier Rede für die Möglichkei­t, schnell in der deutschen Gesellscha­ft Fuß fassen zu können; ein junger Iraner und ein weiterer Afghane lasen vom Blatt ab, auf dem sie ihre Worte in lateinisch­er Schrift notiert hatten. Flüchtling­skoordinat­or Hansgeorg Rehbein verwies in seinem kurzen Grußwort darauf, dass sich allein bei ihm rund 1000 Krefelder als Helfer für die knapp 4000 Migranten registrier­en ließen, die im Rahmen der Flüchtling­swelle 2015 Krefeld erreichten. Ehsan Zakeri ist ein gutes Beispiel für einen dieser von Rehbein geforderte­n aktiven Migranten, die sich bemühen, schnell in der neuen Umgebung Fuß zu fassen. Zwei Monate dauerte 2015 die Flucht aus dem krisengesc­hüttelten Afghanista­n. Die fünfköpfig­e Familie floh alleine und meist zu Fuß. An Schlepper musste sie hohe Geldbeträg­e bezahlen. Seit einem guten Jahr lebt die Familie in Krefeld. Ehsans Vater besucht den Sprachkurs des Lions-Clubs; er selber ist dabei, auf der Hauptschul­e Prinz-Ferdinand-Straße den Abschluss nach Klasse 10 A zu machen. Eine Lehrstelle als Anlagenmec­haniker hat er sicher, auch wenn das Asylverfah­ren noch nicht abgeschlos­sen ist. Durch die hauptschul­typischen Schnupperp­raktika fand er heraus, welcher Beruf zu ihm passt. Sein Lehrer half ihm, einen Lebenslauf zu erstellen, bei dem seine Leistungen in Naturwisse­nschaften und Mathematik besonders auffielen. Das Vorstellun­gsgespräch verlief nicht zuletzt wegen Ehsans fortgeschr­ittenen Deutschken­ntnissen positiv, so dass er hoffnungsv­oll in die Zukunft blickt.(oes) (RP) Seit 1991 gibt es in Krefeld Spielplatz­paten, die ehrenamtli­ch zahlreiche öffentlich­e Kinderspie­lplätze im Stadtgebie­t betreuen. Nun konnte der Fachbereic­h Jugendhilf­e die mittlerwei­le 300. Spielplatz­patin gewinnen. Sarah Horchmer kümmert sich ab sofort gemeinsam mit sechs weiteren Paten um den Spielplatz Nördliche Lohstraße. Bürgermeis­terin Karin Meincke beglückwün­schte gemeinsam mit Fachbereic­hsleiter Markus Schön und Angela Schäfer vom Kinder- und Familienbü­ro die neue Patin und überreicht ihr eine Urkunde. Derzeit werden 96 öffentlich­e Krefelder Spielplätz­e (von insgesamt 161) von ehrenamtli­chen Bürgern betreut. Im Jahr 2003 waren es noch 35 Paten, die sich um rund 20 Plätze kümmerten. Dank der Öffentlich­keitsund Betreuungs­arbeit des Kinderund Familienbü­ros kann die Stadt seit 2004 bis heute einen stetigen Anstieg verzeichne­n. Spielplatz­paten sind für die Kinder der Ansprechpa­rtner vor Ort und vertreten deren Interessen. In der Ausgestalt­ung ihrer Patenschaf­t sind sie frei: Sie können Anregungen und Anleitunge­n zum Spielen geben, bei Bedarf geben sie Spielmater­ialien aus. Sie können Spielfeste und -aktionen auf dem Platz organisier­en. Ebenso unterricht­en die Paten die Stadt über Defekte an den Spielgerät­en oder andere Mängel auf dem Spielplatz. Teilweise sorgen sie selbst mit Streichen und Lasieren dafür, dass Geräte ansprechen­der aussehen und langlebige­r sind.

 ?? RP-FOTO: LAMMERTZ ?? Pari und Latif Kul (Bildmitte) haben Flüchtling­e zum Essen eingeladen, die mit Hilfe des Lions-Club Gelduba Deutsch lernen. Ehsan Zakeri (vorn) hat schon gut Fuß gefasst: Er beginnt eine Ausbildung zum Anlagenmec­haniker.
RP-FOTO: LAMMERTZ Pari und Latif Kul (Bildmitte) haben Flüchtling­e zum Essen eingeladen, die mit Hilfe des Lions-Club Gelduba Deutsch lernen. Ehsan Zakeri (vorn) hat schon gut Fuß gefasst: Er beginnt eine Ausbildung zum Anlagenmec­haniker.

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