Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Gladbach baut auf Auswärtsstärke
Nur ein Sieg in Wolfsburg erhält die Chance auf internationale Auftritte.
MÖNCHENGLADBACH Wer Gründe sucht, warum der VfL Wolfsburg auch zwei Spieltage vor dem Ende der Bundesliga-Saison noch in Abstiegsnot ist, dem gibt der Blick auf die Heimtabelle die Antwort. 17 Punkte hat das Team von Andries Jonker eingesammelt in 16 Partien, nur der FC Ingolstadt ist schlechter. „Wolfsburg ist verunsichert“, glaubt Christoph Kramer, Mittelfeldspieler von Borussia Mönchengladbach, und wittert in dieser Tatsache heute in der Autostadt die Chance für seine Mannschaft. Denn die ist 2017 in der Fremde richtig gut. 18 Punkte sammelte Gladbach in den Stadien der Gegner ein, fünf Siege gab es in neun Spielen. Für ein Team, das einen Sieg nötig hat, um weiter auf Europa hoffen zu dürfen, sind das günstige Voraussetzungen.
Es ist kurios: Im ersten Saisonteil war Gladbach ein gerngesehener Gast, nur beim 1:1 in Leipzig gab es einen Punkt, alles andere ging verloren. Dann kam der neue Trainer Dieter Hecking, und plötzlich war das Auswärtstrauma weg. In Leverkusen und in der Europa-League in Florenz konnten nicht mal 0:2- Rückstände die Mönchengladbacher vom Siegen abhalten, bei Bayer gab es noch ein 3:2, in der Toskana ein 4:2.
Überhaupt führten die Borussen die größten Heldentaten dieser Saison auswärts auf: Es begann mit einem sehr erwachsenen 3:1 im Playoff zur Champions League in Bern, setzte sich beim 2:0 im Celtic-Park von Glasgow fort, das grundlegend war für Platz drei in der ChampionsLeague-Gruppenphase. In der Liga war das 3:2 in Leverkusen der Wendepunkt zum Guten, der Derbysieg in Köln ist sowieso ein Quell des Selbstvertrauens, und das 2:1 in Mainz nach dem bitteren Pokal-Aus im Halbfinale gegen Frankfurt ist nicht zu unterschätzen.
Gladbach hat also Stress in der Fremde ausgehalten, gerade wenn es darauf ankam, waren die Borussen effektiv, nervenstark und gewieft. Das sind Eigenschaften, die in Wolfsburg sehr hilfreich sein können. Dass Gladbach unter Hecking auswärts sogar besser punktet als daheim, hat auch mit der Spielidee zu tun. Borussia beherrscht zwar Ballbesitzfußball, ist aber besonders stark im Umschaltspiel. Der Plan der Borussen, deren Trainer zu Beginn der Saison noch in Wolfsburg tätig war, müsste sein, ein frühes Tor zu machen und den VfL damit gleich zu entnerven. Danach könnte Gladbach dann fein kontern – und beim VfL würden die Geister des 0:6 gegen die Bayern im letzten Heimspiel in den Köpfen Veitstänze aufführen. Doch ist da auch die andere Denkrichtung. Die, dass Wolfsburg den Abstiegskampf ein für alle Mal abhandeln will. „Der VfL wird alles reinhauen, um den letzten Schritt zum Klassenerhalt zu machen. Das wird keine leichte Nummer. Ich erwarte ein offenes Spiel“, sagt Hecking.