Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Sushi auf Rock-’n’-Roll-Weise

- VON CHRISTIAN HERRENDORF

An der Grafenberg­er Allee gibt es ein neues SushiResta­urant, das schon äußerlich deutlich macht, dass es dort nicht allzu streng zugeht.

Khanh Nguyen hat die Düsseldorf­er Gastronomi­eszene in den vergangene­n Jahren an vielen Orten mitgeprägt. Angefangen hat er mit einem Restaurant, das zur Hälfte seinen Namen trägt („Khanh’s Lilly“), nach mehr als einem halben Dutzend Eröffnunge­n in den SzeneStadt­teilen ist er nun auch der Inhaber von „Kamikaze Sushi“, einem Restaurant, in dem beide Teile des Namens Programm sind.

Nguyen ist Vietnamese und hat ganz puristisch begonnen. Das „Khanh’s Lilly“bot frische, ursprüngli­che Küche seines Heimatland­es, lange bevor irgendjema­nd in dieser Stadt die Worte Street Food oder Street Kitchen ausgesproc­hen hatte. Im „Cho“servierte der umtriebige Gastronom reichlich deftige Gerichte aus Südostasie­n, das „Suzie Q“war spielerisc­h-stylish angelegt. Im „Scaramanga­s“stehen die Vorspeisen im Vordergrun­d, das „Banh Boyo“fasst aus den Konzepten das Beste zusammen.

Nun also Sushi und nun also zum ersten Mal keine vietnamesi­sche Spezialitä­t. Da war die Skepsis ein Begleiter auf dem Weg ins Restaurant an der Grafenberg­er Allee, den wir im Laufe des Abends irgendwo verloren haben müssen. Natürlich gibt es in Düsseldorf Köche und Küchen, die qualitativ noch besseres Sushi servieren, aber „Kamikaze“spielt im oberen Mittelfeld. Und vor allem stehen auf der beeindruck­end langen Karte einige Ideen jenseits des Mittelstre­ifens. Da sind zum Beispiel die Sumo Rolls, leicht euphemisti­sch mit „Röllchen“umschriebe­n, tatsächlic­h eine Mahlzeit, die den Konsumente­n im Gefühl eines japanische­n Kampfkünst­lers im Superschwe­rgewicht zurückläss­t.

Für die kreativen Gäste gibt es Maki und Rolls zum selbst Zusammenst­ellen. Die sechs oder acht Basis-Rollen kosten 2 beziehungs­weise 3,50 Euro und können mit bis zu drei Zutaten gefüllt werden, die dann preislich mit 1,20 bis 3,80 Euro verbucht werden. Zur Auswahl stehen mehr als 20 Zutaten, der Rock’n’Roll kennt an dieser Stelle wenig Grenzen, denn es sind Kom- binationen aus Kürbis, SüßwasserA­al und Mayonnaise problemlos praktisch machbar.

Die Restaurant­s des jetzt noch breiter aufgestell­ten Asien-Experten Nguyen sind auch immer mit einem besonderen innenarchi­tektonisch­en Konzept verknüpft. Im „Cho“steht nur ein Tisch und dessen Platte ist mehr als zwei Meter hoch, das „Scaramanga­s“ist auf sehr gelunge- ne Weise sehr gülden gehalten, im „Banh Boyo“ist der Tisch ein Drache. Auch die Optik im „Kamikaze Sushi“macht jede Menge Spaß. Maskottche­n sind ein niedlicher wildgeword­ener Fisch und ein Kraken, dessen Tentakel wie Locken durchs Wasser ziehen. Diese Schnörkel tauchen an vielen anderen Stellen im Restaurant wieder auf: an den Tischbeine­n, an den Stahlpflan­zen im Speiseraum und im üppigen echten Grün. Für überrasche­nde Ruhe sorgen in diesem Konzept rote Kissen und Töpfe.

Bei aller Freude am locker-wilden Sushi, das uns auch bei einer Bestellung nach Hause gut gefiel, gibt es zwei Kritikpunk­te: Inhaber Nguyen rechnet seine Ideen und Qualität selbstbewu­sst um, unten auf der Quittung stehen schnell und ohne große Bestellwut durchaus beachtlich­e Summen. Und Gäste, die nicht zu den entscheidu­ngsfreudig­sten Bewohnern des Planeten zählen, finden kaum Unterstütz­ung bei der Riesenausw­ahl. Eine Zusammenst­ellung mehrerer Gerichte gibt es nur bei den Sashimi, ansonsten braucht der Gast Fachwissen, Glück – oder einen noch einen Besuch in Flingern.

 ?? RP-FOTO: A. ENDERMANN ?? Tri Nguyen mit einer Auswahl der Sushi-Spezialitä­ten im Restaurant, das von Schnörkeln geprägt ist.
RP-FOTO: A. ENDERMANN Tri Nguyen mit einer Auswahl der Sushi-Spezialitä­ten im Restaurant, das von Schnörkeln geprägt ist.

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