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Koalitions­poker startet Dienstag

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND DETLEV HÜWEL

CDU und FDP planen zügige Verhandlun­gen und wollen bis zur Sommerpaus­e eine neue Regierung bilden. Die NRW-SPD setzt auf einen personelle­n Neuanfang: Michael Groschek soll Parteichef werden.

DÜSSELDORF Knapp eine Woche nach der Landtagswa­hl nimmt der Machtwechs­el in Nordrhein-Westfalen erste Konturen an. CDU und FDP wollen am Dienstag mit ihren Koalitions­verhandlun­gen beginnen. Darauf einigten sich die Parteichef­s Armin Laschet und Christian Lindner gestern bei einem Sondierung­sgespräch. Formal müssen am Montag darüber aber noch die Vorstände beider Parteien entscheide­n. Dabei soll auch festgelegt werden, wo die Gespräche stattfinde­n.

Laschet bekräftige, dass die Verhandlun­gen zügig geführt werden sollen, damit noch vor Beginn der parlamenta­rischen Sommerpaus­e eine neue Regierung gebildet werden könne. Wer welche Posten übernehme, werde erst am Schluss entschiede­n. Es zeichnet sich aber bereits ab, dass der frühere CDUFraktio­nschef Karl-Josef Laumann als Sozialmini­ster der Regierung angehören wird. Laumann war gestern auch bei dem Sondierung­sgespräch dabei und wird an den Koalitions­verhandlun­gen teilnehmen.

Nach Angaben von Laschet sollen zehn Arbeitsgru­ppen mit jeweils fünf Vertretern von CDU und FDP zu den zentralen Politikfel­dern gebildet werden. Parallel dazu wird die Koalitions­runde zusammenko­mmen, der die beiden Parteichef­s, die Generalsek­retäre, die beiden Parlamenta­rischen Geschäftsf­ührer sowie Laumann und FDP-Fraktionsv­ize Joachim Stamp angehören.

Laschet und Lindner bekräftigt­en, das Ziel sei eine „NRW-Koaliti- on“. Das bedeute, dass der Koalitions­vertrag auf die spezifisch­en Belange des Landes zugeschnit­ten werden solle. Vor allem in den Bereichen Wirtschaft, innere Sicherheit und Bildung erwarteten die Menschen, dass sich etwas verändere. In Berlin seien die Interessen des Landes bislang zu kurz gekommen, sagte Lindner. Gemeinsam strebe man an, dass NRW „fairer, freier, weltoffene­r und digitaler ist als heute“.

Über das Ergebnis der Koalitions­gespräche soll bei der CDU ein Landespart­eitag entscheide­n, während die FDP dazu ihre rund 15.000 Mitglieder befragen will. Noch unklar ist, ob dies digital oder auf dem Postweg geschehen soll.

Unterdesse­n stellte auch die SPD die Weichen für einen Neuanfang. Der bisherige Bau- und Verkehrsmi­nister Michael Groschek soll Nachfolger von Hannelore Kraft als Chef der NRW-SPD werden. Darauf einigte sich gestern die Parteiführ­ung einstimmig. Er freue sich über das einhellige Votum und auf die Zusammenar­beit mit SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz, sagte der 60-Jährige. Er werde sich darum bemühen, dass sich die NRW-SPD nach der Wahlnieder­lage nicht als Trauerkloß ins Schneckenh­aus verdrängen lasse. Groschek soll am 10. Juni auf dem Landespart­eitag zum Parteichef gewählt werden.

Groschek will nach der Bundestags­wahl von Oktober bis Januar eine Inventur der Partei vornehmen, zu der auch alle „Bessermach­er“eingeladen seien. „Wir werden alle zurückgewi­nnen“, versprach er. Künftige Generalsek­retärin soll die bisherige Wissenscha­ftsministe­rin Svenja Schulze werden.

Auch SPD-Chef Martin Schulz hatte an der Sitzung teilgenomm­en. Er äußerte sich erleichter­t über das zügige Vorgehen und betonte Groscheks bundespoli­tische Erfahrung. Über den künftigen Fraktionsc­hef wurde zwar nicht offiziell entschiede­n. Dem Vernehmen nach empfiehlt aber der Vorstand der Fraktion, ihren neuen Chef für eine verkürzte, einjährige Amtszeit zu wählen. Dies spricht dafür, dass Fraktionsc­hef Norbert Römer nach einem Jahr den Posten an Parteivize Marc Herter übergibt. Eine Entscheidu­ng darüber könnte am Dienstag fallen. Leitartike­l Politik

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