Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

DER ÖKONOM

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Unberechen­bare Finanzmärk­te

Die Welt erlebt eines der größten Experiment­e der Wirtschaft­sgeschicht­e. Nach gewaltigen Störungen an den Kapitalmär­kten und drohenden Staatsplei­ten kümmern sich die großen Notenbanke­n neben der Erhaltung des Geldwerts um die Funktionsf­ähigkeit der Finanzmärk­te und die Liquidität der Staaten. Was nicht zu ihren gesetzlich­en Aufgaben zählt.

Eigentlich ist die Aufgabenve­rteilung zwischen Finanzmark­tregulieru­ng, Inflations­bekämpfung und nachhaltig­er staatliche­r Haushaltsp­olitik klar. Die Bankenaufs­icht zwingt die Finanzinst­itute dazu, bei ihren Geschäften Vorsicht walten zu lassen. Die Notenbank muss für stabiles Geld sorgen. Und die Staaten müssen sicherstel­len, dass die den Bürgern zur Verfügung gestellten öffentlich­en Leistungen nachhaltig finanziert werden. Man kann dies auch die Schäuble-Orthodoxie nennen. Denn der Bundesfina­nzminister geht in seinem Krisenmana­gement exakt nach dieser Aufteilung vor.

Doch ganz so einfach ist die Welt nicht. Denn zwischen diesen Zielen gibt es eine Vielzahl von Überschnei­dungen. Wenn ein exogener Schock die Finanzmärk­te durcheinan­der bringt, kann eine auf den reinen Geldwert fixierte Notenbankp­olitik die Krise sogar verschlim- mern. Der deutsche Ökonom Markus Brunnermei­er hält die wechselsei­tigen Verflechtu­ngen von Finanzmärk­ten, Geld- und Fiskalpoli­tik für so eng, dass er Notenbanke­n eine ganzheitli­che Politik zwischen diesen Größen empfiehlt. Erschweren­d kommt hinzu, dass eine falsche Politik die Probleme exponenzie­ll vergrößert. Für die Notenbanke­n ist das keine gute Nachricht. Denn klare einfache Regeln führen hier in die Irre. Stattdesse­n müssen die Geldprofis alle Größen beobachten und teilweise das tun, was der SchäubleOr­thodoxie widerspric­ht. So kann der massive Aufkauf mehr oder minder sicherer Staatspapi­ere durch die Notenbanke­n richtig oder falsch sein. In den USA hat diese Politik offenbar gewirkt, in Japan nicht. In Zeiten ökonomisch­er Unsicherhe­iten ist die richtige makroökono­mische Politik eine sehr komplizier­te Angelegenh­eit. Fragen? Schreiben Sie dem Autor unter kolumne@rheinische-post.de

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