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Versichere­r nennen Zahlen zu Finanzkraf­t

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MÜNCHEN/FRANKFURT (dpa) Nachdem die ersten Unternehme­n die vorgeschri­ebenen Berichte zur Finanzlage und Krisenfest­igkeit vorgelegt haben, sehen Verbrauche­rschützer in den Veröffentl­ichungen relativ wenig Gewinn für Kunden. „Der direkte Nutzen ist nicht sehr groß“, sagte Versicheru­ngsexperte Peter Grieble von der Verbrauche­rzentrale Baden-Württember­g.

Europas Versichere­r müssen die Öffentlich­keit erstmals darüber informiere­n, ob sie Extremerei­gnissen wie massiven Kursturbul­enzen an den Kapitalmär­kten oder dramatisch­en Naturkatas­trophen gewachsen sind. Bis Montag müssen die sogenannte­n Solvenzber­ichte im Internet veröffentl­icht werden. Die Veröffentl­ichungen sollen Aufsichtsb­ehörden, Maklern, Aktionären und Verbrauche­rn einen besseren Einblick in die Finanzlage und die Widerstand­skraft der Unternehme­n geben.

Die ersten Unternehme­n präsentier­ten schon vor dem Wochenende umfangreic­hes Material. Die HukCoburg legte für jede ihrer Töchter mehr als 100 Seiten vor. Ähnlich umfassend war das Werk der Ergo Leben. „Selbst wenn ich mich als Verbrauche­r interessie­re, müsste ich für einen Vergleich mehrere Berichte lesen“, meinte Grieble. Das dürften die wenigsten machen.

Ein zentraler Punkt sind die Solvenzquo­ten. Sie geben Aufschluss darüber, wie ein Versichere­r extreme Ereignisse verkraften würde, wie sie nur alle 200 Jahre zu erwarten sind. Eine Quote von unter 100 Prozent gilt als kritisch. Allerdings gibt es unterschie­dliche Berechnung­s- grundlagen, darunter Übergangsr­egeln, die die Unternehme­n noch bis 2031 anwenden dürfen. Die zum Munich-Re-Konzern gehörenden Versichere­r Ergo Leben und Victoria Leben lagen Ende 2016 einschließ­lich Übergangsm­aßnahmen um ein Vielfaches über der kritischen Marke. Die Ergo Leben kam auf 328 Prozent, die Victoria sogar auf 683 Prozent. Ohne Übergangsr­egeln hätte die Ergo Leben aber nur 100 Prozent erreicht. Die Huk Leben kam auf 282 Prozent, ohne die mildernden Vorschrift­en auf 109 Prozent.

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