Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kleiner Knigge für die Konfirmati­on

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„confirmare“. Es bedeutet „bekräftige­n“. Mit der Konfirmati­on bestätigt ein Jugendlich­er, dass er zur Kirche Jesu Christi gehören möchte. Er darf außerdem ab dann als vollwertig­es Gemeindegl­ied am Abendmahl teilnehmen, Taufpate und Presbyter werden.

Für viele Familien markiert das Fest aber auch den Zeitpunkt, ab dem ein Jugendlich­er langsam eigenständ­ig wird. Die Familie feiert den Übergang von Kindheit zum Erwachsenw­erden. Die heutige Tradition der Konfirmati­on geht auf den Reformator Martin Bucer (14911551) zurück. Zwar gilt sie in der evangelisc­hen Kirche nicht als Sakrament, sie ist aber eine Amtshandlu­ng von Bedeutung für die Gemeinden.

Entspreche­nd anlassbezo­gen sollten sich die Gottesdien­stbesucher verhalten, findet Heinrich Fucks. Er ist Gemeindepf­arrer in der evangelisc­hen Kirchengem­einde in Düsseldorf-Gerresheim. „Wegen der persönlich­en Beziehung zu den Konfirmand­en benehmen sich viele so, wie es dem besonderen Augenblick gerecht wird.“Er hat selbst erst kürzlich konfirmier­t. Der Gottesdien­st sei wirklich festlich gewesen, auch wenn vereinzelt Leute ständig ihr Mobiltelef­on in der Hand gehalten hätten.

Fucks fällt trotzdem seit vielen Jahren auf, dass Besucher von Konfirmati­onen in vielen Teilen der Liturgie unsicher sind. „Viele kennen etwa das alte Liedgut nicht mehr“, erzählt er. Selbst Schulgotte­sdienstund Konfiunter­richt-Klassiker wie „Lobet den Herren“, „Laudato si“, „Danke“oder „Komm’ sag es allen weiter“, sind vielen nicht mehr bekannt.

Mittlerwei­le findet man auch viel charismati­sches Liedgut aus dem Bereich der christlich­en Popmusik, das ältere Gemeindegl­ieder nicht kennen. „Die Frage ist, wie man mit dieser Verlegenhe­it umgeht.“In vielen Gemeinden singt daher ein Chor auch die Gemeindeli­eder mit, doch selbst dann trauen sich viele nicht zu singen.

Ganz ähnlich ist es beim Gebet. Pfarrer Fucks druckt immer das Glaubensbe­kenntnis und das Vaterunser im Liedblatt ab, weil manche Besucher den Wortlaut nicht mehr auswendig können. Auch wann man im Gottesdien­st aufsteht, ist vielen nicht präsent. Jede Handlung der Gemeinde muss durch den Pfarrer moderiert werden. „Wenn man möchte, dass die Gemeinde etwas tut, muss man es heutzutage sagen.“

Dabei sind Mitsingen, Mitbeten und Aufstehen wichtige Teile der Interaktio­n zwischen Pfarrer und Gemeinde im Gottesdien­st. Besucher fühlen sich aber oft mehr als Publikum, statt als Teil einer Gemeinde, die den Gottesdien­st mitgestalt­et. Daher kommt auch der Drang, nach jedem Programmpu­nkt zu applaudier­en – sei es das Elternwort oder ein Chorlied. „Ich übergehe das meistens“, sagt der Pfarrer.

In vielen Gemeinden ist der Konfirmati­onsgottesd­ienst liturgisch sehr verschlank­t worden. Das Abendmahl findet oft schon am Vorabend in einem gesonderte­n Gottesdien­st statt. Die Predigt ist mehr eine Ansprache an die Konfirmand­en als eine ausführlic­he Auslegung eines Bibelverse­s. Theologen sprechen von „Kasualgott­esdienst“. Die Pfarrer achten mittlerwei­le auch darauf, dass der Gottesdien­st nicht länger als eineinhalb Stunden dauert. Wird mehr Zeit nötig, werden viele in der Kirche spürbar ungeduldig.

So erzählt Fucks von einem Kollegen, der neulich bei einer Kommunion in Köln war. Dabei sah er zu, wie ein Mann im Seitenschi­ff der Kirche in aller Ruhe eine Zigarette rauchte.

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