Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Politik will für Lärmgeplag­te kämpfen

- VON NICOLE KAMPE

Seit Jahren klagen Anwohner des Abstellbah­nhofs Wersten über die laufenden Motoren der Dieselloks. Obwohl Stadt und Bezirksver­tretern die Hände gebunden sind, wollen sie den Bewohnern helfen.

Seit einigen Wochen führt Petra Krüger Lärm-Tagebuch, in dem sie Datum und Uhrzeit auflistet, wann eine Diesellok mit laufendem Motor vor ihrem Schlafzimm­er abgestellt wurde und wann der Zug wieder verschwind­et. Sechs Einträge hat sie seit dem 22. April in dem Buch stehen, manche dokumentie­ren einen Zeitraum von mehr als 30 Stunden. Anfang April kontaktier­te die verzweifel­te Anwohnerin des Abstellbah­nhofs Wersten unsere Zeitung, nachdem sie mehrere Nächte nicht mehr richtig hatte schlafen können. Seitdem sind weitere Beschwerde­n eingegange­n, Michael Strelow zum Beispiel hat sich gemeldet. Er wohnt ebenfalls in der Siedlung in Eller. Nicht am Grüner Weg wie Petra Krüger, die seit Weihnachte­n unter dem Krach leidet, sondern am Speyerweg, wo es schon seit vielen Jahren Probleme mit Lärm- und Geruchsbel­ästigung gibt. Jedes Mal, wenn wieder ein Zug vor seinem Haus abgestellt wird mit laufendem Motor oder Lüfter, schickt er eine E-Mail an die Deutsche Bahn und das Eisenbahn-Bundesamt. Zuletzt schrieb er vor drei Tagen. Für ihn übersteigt der Lärm die eisenbahnt­ypischen Geräusche um ein Vielfaches. Rangieren, ein- und ausfah- rende Züge – damit kann Strelow leben. „Aber dieser Lärm macht krank“, sagt er.

Einen Beseitigun­gsanspruch nach Paragraf 1004, Bürgerlich­es Gesetzbuch, hat Petra Krüger jetzt aufgesetzt und an die Deutsche Bahn und die DB Netz geschickt. „Sie verstoßen mit Wissen und Wollen gegen das geltende Landesimmi­ssionsschu­tzgesetz NRW“, schreibt sie darin. Anhaltspun­kte für einen Verstoß gegen immissions­schutzrech­tliche Vorschrift­en habe es aber nicht gegeben, sagte ein Sprecher des Eisenbahn-Bundesamts (EBA). „Das Umweltamt versucht zu vermitteln zum Wohl der Bürger“, sagt Stadtsprec­her Volker Paulat, obwohl es nicht zuständig sei. Das EBA ist angeschrie­ben worden, eine Antwort stehe aus. In einer Sitzung der Bezirksver­tretung 8 (Eller, Lierenfeld, Vennhausen, Unterbach) war der Abstellbah­nhof im Januar Thema, damals stellte Anwohnerin Ute Reinhardt die Frage, „warum stundenlan­g moderne Dieselzüge, besonders in den Abendstund­en und nachts, im aufgerüste­ten Zustand nahe der Wohnhäuser abgestellt werden, so dass die gesamte Atemluft kontaminie­rt?“Die Verwaltung teilte damals mit, dass das EBA nicht bestätigen könne, dass Dieselzüge stundenlan­g im aufgerüste­ten Zustand nahe der Wohnbebauu­ng stehen und dabei Lärm und Abgase in unzulässig­em Maße verursache­n. Motoren müssten bei der Betankung der Loks laufen, fügte die Deutsche Bahn hinzu. „Der Motorlauf beträgt jeweils 20 Minuten“, hieß es im Januar. „Der Eindruck, dass dieser deutlich länger stattfinde­t, entsteht wahrschein­lich, wenn mehrere Fahrzeuge nacheinand­er betankt werden müssen“, erklärte eine Sprecherin des Unternehme­ns gestern noch einmal. In Ihrer Mail vom 17. Mai an den Deutsche-Bahn-Kundendial­og, greift Reinhardt die Stellungna­hme der Bahn auf und verweist auf die 20 Minuten, nachdem sie mehrere Stunden vergeblich auf Ruhe gehofft hat: „Und auch in der Nacht zuvor sind wir gegen 3 Uhr durch Dieselabga­se und starke Vibratione­n aus dem Schlaf gerissen worden“, heißt es in der Mail.

Bezirksbür­germeister Gerwald van Leyen (CDU) will den Menschen in Eller helfen, auch wenn er wie die Stadt nur sehr begrenzte Möglichkei­ten hat. Einen Antrag zum Lärm und Dieselabga­sgeruch am Abstellbah­nhof hat die CDURatsfra­ktion formuliert, den Ratsmitgli­ed Dieter Reinold in die nächste Sitzung des Umweltauss­chusses einbringen will. „Wir müssen keine dicken Bretter bohren, sondern Kanthölzer“, fürchtet Reinold. Aber: „Wir wollen und wir werden Gespräche führen“, ist Reinold überzeugt.

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