Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Stadt will Abriss gerichtlich durchsetzen
Nach dem Krieg hat Fritz Sommer ein Haus in Heerdt gebaut – auf einem städtischen Grundstück.
Am 11. Juli kommt für Fritz Sommer der Tag, an dem sich entscheiden soll, wer im Streit um sein Haus an der Büttgenbachstraße den Kürzeren zieht: er selbst, oder die Stadt, die von ihm verlangt, es abzureißen. Eigentlich ist der Fall, der jetzt in einem Zivilprozess geklärt werden soll, schon lange klar: Das Grundstück in Heerdt, auf dem der heute 88-Jährige im Jahr 1948 sein Haus gebaut hat, gehört seit einigen Jahren der Stadt. Die will dort eine Grünfläche anlegen und hat Sommer aufgefordert, das alte Häuschen abzureißen. Doch der Rentner will das Haus behalten, als möglichen Wohnsitz, wenn seine Partnerin, bei der er seit 2008 wohnt, beispielsweise in ein Pflegeheim müsste.
Sommer sucht Wege, um das Haus doch noch erhalten zu können. „Ich will meinen Nachbarn nichts Böses“, sagt Sommer. Dennoch wundert er sich darüber, dass er sein Haus abreißen müsse, seine Nachbarn aber nicht. Das verstoße für ihn gegen das „Gleichheitsprinzip“. Außerdem hat er noch ein wei- teres Detail, dass er als Argument gegen die Stadt nutzen will: Sein Haus und das seines Nachbarn hätten eine gemeinsame, durchgehende Decke. Würde er seines abreißen müssen, so könne das Nachbarhaus dadurch Schaden nehmen, behauptet der Rentner. Die Stadt habe das aber bereits dementiert. Das Ge- richt muss nun entscheiden, ob die Abrissforderung der Verwaltung gültig bleibt.
In einem Brief teilte die Stadt Sommer bereits 2013 mit, dass er sich ummelden müsse. Der Rentner wohnte da schon fünf Jahre lang bei seiner 81-jährigen schwerbehinderten Partnerin, die er pflege. In den Augen des 88-Jährigen spielt das eine Rolle im Streit um sein abzureißendes Haus: Wenn seine Partnerin einmal sterben oder in ein Pflegeheim gehen sollte, glaube Sommer nicht, dass er weiter in deren Wohnung bleiben könne, da der Vermieter dann wohl die Miete erhöhen wolle.
Als „Gemeinheit“empfinde Sommer es zudem, dass die Stadt, in der er sich seit langem ehrenamtlich für die Sauberkeit des Rheins eingesetzt habe und auch beim Dreck-Weg-Tag fleißig gewesen sei, nun beim Thema Hausabriss hart bleibt. Beim Gerichtsprozess Mitte Juli rechnet er sich aber „reelle Chancen“aus, sein Haus behalten zu können. Sollte er vor Gericht keinen Erfolg haben, wolle er um einen Ortstermin bitten, um seinen Fall besser darstellen zu können. Sein Haus in Heerdt hat er allerdings sicherheitshalber schon geräumt.