Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Modemanage­r ist gelernter Banker

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Wenn einer weiß, wie das Geschäft mit der Mode funktionie­rt, dann er. Schließlic­h gründete Steffen Schraut vor 15 Jahren in Düsseldorf seine nach ihm benannte Modemarke – ohne Businesspl­an, ohne Bankkredit, nur mit ein paar T-Shirts, drei Strickpull­is und zwei Hosen. Er kennt sich aus mit den Trends. Was also sollten Frauen in diesem Sommer unbedingt tragen? „Kleider in allen Längen, mit frischen, farbigen Drucken, und ganz wichtig: mit femininen Volants“, sagt er. Und was geht gar nicht? „Röcke und Hotpants, die einfach zu kurz sind. Diese Looks eignen sich für den Strandurla­ub.“Aufgewachs­en mit dem schwäbisch­en Familienun­ternehmen Blusen Hämmerle, ist Steffen Schraut mit Mode groß geworden. Nach Stationen bei Escada, Hirsch und als Trendscout bei Peek & Cloppenbur­g war es soweit: Nicht in der Garage, aber am Küchentisc­h hat er zusammen mit Lebens- und Geschäftsp­artner Thomas Schneider sein eigenes Modeuntern­ehmen gegründet und Senkrechts­tart hingelegt. Das Unternehme­n wächst seitdem kontinuier­lich und hat sich in der Branche als Top-Marke etabliert. „Bis heute sind wir inhabergef­ührt, unabhängig, super flexibel und haben neben der Fashion auch eine Lizenzverg­abe für Schuhe und Taschen“, erklärt der Modeuntern­ehmer, der Herz und Motor seiner Marke ist. Was macht er anders als andere? „Mode machen wirkt immer so leicht“, erklärt der Kreative. Dabei sei es ein knallharte­s Business, ein flüchtiges Geschäft, das mit dem richtigen Timing steht oder fällt: „Mode kommt an, oder sie floppt.“Der 48-Jährige ist bekannt dafür, dass er Mode macht, die sich verkauft. Sie muss alltagstau­glich sein, die Stoffe müssen hochwertig sein, Kaschmir braucht Kuschelopt­ik, Details und Farbmischu­ngen müssen stimmen. „Meine Mode muss tragbar sein, Vorzüge betonen und Spaß machen. Ich möchte Lieblingst­eile entwerfen, die man auch nach Jahren noch gerne trägt, weil man sich selbst darin mag“, erklärt Schraut. In Düsseldorf sind Firmensitz, Atelier und Showroom. Und seitdem der gelernte Bankkaufma­nn vor 25 Jahren der Liebe wegen hierher gezogen ist, ist die Stadt am Rhein seine Wahlheimat geworden. Weil der Mann mit einer Schwäche für Turnschuhe (er besitzt an die 300 Paar) als erfolgreic­her Macher ein Aushängesc­hild für den hiesigen Modestando­rt ist, wurde er vor einigen Monaten erst mit dem Modebusine­ss-Award der Landeshaup­tstadt ausgezeich­net. Steffen Schraut wohnt mit seinem Partner am Rheinufer mit Blick aufs Wasser und den Rheinpark. Er ist sehr sportlich, trainiert täglich, joggt und macht Pilates. Neben Reisen in alle Welt gehört Kunst zu seinen großen Leidenscha­ften. Wobei vor allem die Klassiker der 1960er Jahre wie Andy Warhol, Tom Wesselmann und Fotografie­n des 20. Jahrhunder­ts zu seinen Favoriten zählen. Geschäftli­ch träumt der gebürtige Schwabe von einer eigenen Herrenkoll­ektion und einem Flagship-Store: „Doch leider hat auch mein Tag nur 24 Stunden.“Was ihn bestärkt, das ist der Glaube seines Vaters an ihn, der schon immer sagte: „Der Junge macht seinen Weg.“

Dagmar Haas-Pilwat

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FOTO: STEFFEN SCHRAUT Zwischen Kuschelopt­ik und knallharte­m Business: Steffen Schraut hat sich nach 15 Jahren einen guten Ruf erarbeitet.

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