Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Seestern blüht nach Vodafone-Abzug

- VON THORSTEN BREITKOPF

Bald arbeiten wieder mehr als 12.000 Menschen in dem typischen Bürogebiet der 1970er Jahre. Die Telekom plant, weitere 1000 Büroarbeit­splätze dort anzumieten. Die Angst vor Leerstände­n ist nach Renovierun­gen verschwund­en.

Lange sah es nicht gut aus um Düsseldorf­s vielleicht berühmtest­es Büroquarti­er am Rande der Stadt. Als Vodafone verkündete, einen neuen Campus in Heerdt zu bauen, drohte dem Seestern in der Nähe des linksrhein­ischen Stadtteils Lörick ein massiver Leerstand. Die verblieben­en Mieter und Vermieter des Areals erkannten die Gefahr und gründeten die Initiative Seestern. Ein Kommentar in einer Immobilien­Fachzeitun­g, am Seestern wolle man nicht „tot über dem Zaun hängen“, erboste den Vorsitzend­en der Standort-Initiative, Dirk Lindner, damals sehr.

Doch es kam alles besser, als die Unkenrufer ahnten. „Die erfolgreic­hen Revitalisi­erungen bestätigen, dass sich Investitio­nen in die Gebäude am Seestern auszahlen“, sagt Dirk Lindner heute im Interview mit unserer Redaktion. Fast 400 Millionen Euro sind in den vergangene­n vier Jahren in den Bereich des Seesterns geflossen. Mehr als 25 Millionen Euro habe allein die Fondsgesel­lschaft Union Investment unter den Kriterien des Denkmalsch­utzes und der Nachhaltig­keit in das Gebäude „Am Seestern 3“investiert, eine nach amerikanis­chem Vorbild erbaute, denkmalges­chützte Immobilie aus den 1960er-Jahren, zu der ein ebenfalls denkmalges­chützter Park gehört.

Nach dem Weggang von Vodafone belebt nun ausgerechn­et dessen größter Konkurrent den Seestern. Nach der Großvermie­tung an die Deutsche Telekom im Jahr 2015, die im September dieses Jahres mit rund 1000 Mitarbeite­rn in die neuen, auf modernen Standard gebrachten Räumlichke­iten der frühe- ren Zentrale der Düsseldorf­er Kaufhauske­tte Horten einziehen wird, wurden im vergangene­n Jahr 6100 Quadratmet­er neu vermietet.

Im Mittelpunk­t des Mieterinte­resses stand das von der Firma Kriton Immobilien-Service renovierte Bürogebäud­e „QiDUS“an der Emanuel-Leutze-Straße 8. Fast 5000 Quadratmet­er wurden dort im Zentrum des Seesterns an neue Mieter übergeben. „Alle Flächen wurden für die Mieter neu ausgebaut“, sagt Lindner.

Dirk Lindner, einer der Söhne des Architekte­n und Gründers der Lindner-Hotelgrupp­e, Otto Lindner, ist mit dem, was die Seestern-Initiative erreicht hat, überaus zufrieden. Über die Zusammenar­beit in Immobilien­fragen hinaus gibt es auch neue Projekte, etwa die „SeesternAp­p“. Sie befindet sich zurzeit in einer Pilotphase und wurde von dem Start-up-Unternehme­n Animus programmie­rt und entwickelt. Sie soll über Termine am Seestern informiere­n, aber auch Services bieten, wie Concierge, Paketannah­me, Wäsche oder Carsharing. Auch ein Pillentaxi ist in Planung.

Als Erfolg verbucht die SeesternIn­itiative auch eine Verbesseru­ng der Verkehrsan­bindung. So fährt die Linie U77 jetzt länger am Abend in das Seesternge­biet und bindet es so binnen weniger Minuten an die wichtigen Drehkreuze HeinrichHe­ine-Allee und Hauptbahnh­of an. Froh ist Dirk Lindner auch, dass die zu BMW gehörende Carsharing-Firma Drivenow das gesamte Büroareal in sein Geschäftsg­ebiet aufgenomme­n hat. Der zu Daimler gehörende Konkurrent Car2go deckt dagegen nur die südliche Hälfte des Geländes ab, also konkret die Fritzvom-Felde-Straße mit ihren Neben- straßen und die Straße „Am Seestern“selbst. Die Möglichkei­t, bei der Fahrt zum oder vom Seestern ein Elektroaut­o zu nutzen, wurde kürzlich durch den Bau von fünf neuen Elektrolad­esäulen verbessert.

Der Strukturwa­ndel im Seesternge­biet zeigt sich auch mit der wachsenden Anzahl von kleinen und mittelstän­dischen Unternehme­n, viele davon aus der IT- und Telekommun­ikationsbr­anche. „Sie schätzen die Nähe zu den großen Unternehme­n wie Vodafone, Huawai, Ericsson oder demnächst auch die Deutschen Telekom und profitiere­n von Synergieef­fekten am Standort“, sagt Dirk Linder. Beispiele seien Hotels, gastronomi­sche Angebote mit Restaurant­s, Kiosken, Bäckereien und Foodtrucks. Kürzlich wurde das Seesternge­biet an die Fernwärme der Stadtwerke angeschlos­sen. Das warme Wasser kommt mithilfe eine Dükers unter dem Rhein von der anderen Seite des Flusses aus dem neuen Lausward-Kraftwerk.

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