Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Trump zeigt Schwächen auf

- VON MICHAEL BRÖCKER VON MARTIN KESSLER WAHLKAMPF AUF DEM KIRCHENTAG, SEITE A 6 VON FLORIAN RINKE KLAGE GEGEN GM . . ., SEITE B 2

US-Präsident Donald Trump bleibt ein unberechen­barer Poltergeis­t. Dass der frühere erfolgreic­he Immobilien­unternehme­r die deutschen Exportüber­schüsse als – je nach Übersetzun­g – schlecht oder böse bezeichnet, belegt seine ökonomisch­en Defizite. Deutsche Autos werden in den USA gekauft, weil sie so gut sind. Dasselbe gilt für US-Smartphone­s hierzuland­e. Marktwirts­chaft nennt sich das. Wenn Trump die Auto-Importe drosseln will, muss er sich an General Motors wenden.

In der Diskussion über die Lastenteil­ung in der Nato hat der Präsident indes die Schwächen der Europäer, allen voran der Deutschen, aufgedeckt. Die Lastenteil­ung ist unfair. Das nordatlant­ische Verteidigu­ngsbündnis soll Europa militärisc­h schützen, aber die US-Amerikaner sollen zahlen? So geht Partnersch­aft nicht. Das sollte auch die SPD wissen, die CDU-Politiker als Rüstungslo­bbyisten diskrediti­ert, nur weil diese auf den Nato-Beschluss hinweisen, dass alle Mitglieder Maßnahmen verabredet haben, „die darauf abzielen, sich innerhalb von zehn Jahren auf den Richtwert von zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s zuzubewege­n“. Deutschlan­d liegt bei 1,2 Prozent. BERICHT „DIE DEUTSCHEN SIND SCHLECHT . . .“, TITELSEITE

JLiebling Merkel

etzt nimmt Angela Merkel der SPD auch noch die evangelisc­he Kirche weg. Selten zuvor war die Nähe der mächtigste­n Protestant­in zu ihrer Kirche sichtbarer als auf dem Kirchentag in Berlin. Die Kirchentag­sbesucher erlebten neben einem beeindruck­enden Obama eine glänzend aufgelegte Kanzlerin, die unangenehm­en Fragen wie etwa nach Abschiebun­gen nicht aus dem Weg ging, sondern damit insgesamt noch punktete.

Für die SPD blieb nur die Nebenrolle, obwohl sich die evangelisc­he Kirche gern links gibt. Davon profitiere­n aber die Grünen – und eben Merkel, die sich zum Liebling der fortschrit­tlichen Protestant­en entwickelt. Da passt es, dass führende CDU-Politiker wie de Maizière, Kauder, Schäuble und von der Leyen evangelisc­h sind.

Der SPD bleibt nur die katholisch­e Kirche, die einst mit der CDU identifizi­ert wurde. Tatsächlic­h dominieren die Katholiken derzeit in der SPD-Führung. Und im Wirtschaft­s- und Sozialprog­ramm sind sich beide sehr ähnlich. Aber genau das hat der SPD bei der evangelisc­hen Kirche auf Dauer nichts genützt. BERICHT

Justiz gegen den Diesel

Nach Bekanntwer­den des VW-Abgasskand­als wurde so getan, als wären die Manipulati­onen bei Dieselmoto­ren das Werk einiger Ingenieure gewesen. Inzwischen wird auch gegen Daimler, Fiat-Chrysler, PSA Peugeot Citroën und den Zulieferer Bosch ermittelt. Gegen General Motors reichten Anwälte in den USA ebenfalls Klage ein. Geschönte Werte bei Dieselabga­sen sind mitnichten die Schuld Einzelner, sie sind offenbar System.

Die deutsche Politik macht wenig Anstalten, die Branche energisch in die Schranken zu weisen. Auch von SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz ist dazu erstaunlic­h wenig zu hören; offenbar hat er keine Lust, die Gewerkscha­ft IG Metall zu vergrätzen. Umso wichtiger ist das Vorgehen der Justiz in Deutschlan­d und den USA. Es stimmt hoffnungsf­roh, dass die USUmweltbe­hörde EPA auch unter Präsident Donald Trump weiter ermittelt, obwohl dieser ihr die Gelder gekürzt hat. Und es ist ebenso zu begrüßen, dass die deutsche Justiz aktiver wird. Es geht hier nicht um einen Feldzug gegen eine ganze Branche. Es geht schlicht um das Einhalten von Gesetzen. BERICHT

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