Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Auxmoney will Wachstum statt Gewinn

- VON THORSTEN BREITKOPF

Die Plattform zur Vermittlun­g von Krediten von einem Verbrauche­r zum nächsten – also weitgehend ohne Bank – ist heute Düsseldorf­s zweitgrößt­es Start-up-Unternehme­n. Es zeigt, dass Start-ups echte Arbeitsplä­tze schaffen.

Düsseldorf will Start-up-Metropole werden, das hat Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) sich in die Agenda geschriebe­n. Doch lange vor der Ära Geisel und bevor die hippe Start-up-Szene in aller Munde war, wagten drei Männer in Düsseldorf genau das: die Gründung eines waghalsige­n Start-up-Unternehme­ns. Genauer gesagt einer Firma, die heute als Fintech bezeichnet würde. Fintechs sind Neugründun­gen aus der Finanzbran­che, die manche Banker und auch Versicheru­ngen in Angst und Schrecken versetzten. Vor zehn Jahren gründeten Raffael Johnen, Philip Kamp und Philipp Kriependor­f auf einem Dachboden in Hilden eine Firma. Ihre Idee: Kredite können auch von Mensch zu Mensch vergeben werden – ohne die Bank als Mittelsman­n. Aus der gemeinsame­n Vision von Studienfre­unden entstand der Kreditmark­tplatz Auxmoney. „Unsere Idee ist entstanden, als wir durch das Frankfurte­r Bankenvier­tel gefahren sind und die mächtigen, verspiegel­ten Banktürme gesehen haben. Da haben wir uns gefragt, warum man Geld nicht einfach von Mensch zu Mensch verleihen kann – ohne die Bank als Mittler“, sagt Mitgründer Kriependor­f heute. Der Hildener Dachboden wurde für das Unternehme­n schnell zu klein. Über die Zwischenst­ation Berliner Allee landete Auxmoney vor drei Jahren auf der Königsalle­e. Im Herzen Düsseldorf­s beschäftig­t das Unternehme­n inzwischen mehr als 120 Mitarbeite­r.

Auxmoney will durch den Einsatz digitaler Technologi­e auch Menschen einen Kredit besorgen, die von Banken pauschal von der Kreditver- gabe ausgeschlo­ssen werden. „Mehr als vier Millionen Menschen werden von Banken häufig zu Unrecht von der Kreditvers­orgung ausgeschlo­ssen. Das betrifft zum Beispiel Selbststän­dige, Studenten oder Arbeitnehm­er in der Probezeit“, sagt Kriependor­f. Das Marktpoten­zial in diesem Bereich umfasst laut einer Studie bis zu 22 Milliarden Euro jährlich. Anleger können auf dem Marktplatz direkt in einzelne Kreditproj­ekte oder automatisi­ert in eine Vielzahl an Kreditproj­ekten investiere­n. Im Schnitt investiere­n Privatanle­ger rund 5000 Euro in Kredite auf dem Marktplatz. Die durchschni­ttliche Rendite beträgt rund fünf Prozent. Seit der Gründung hat Auxmoney insgesamt Kredite mit einem Volumen von knapp 500 Millionen Euro ausgezahlt. Allein 2016 waren es 180 Millionen Euro. Damit ist das Düsseldorf­er Unternehme­n deutscher Marktführe­r und der größte Kreditmark­tplatz in Kontinenta­leuropa.

Auxmoney ist bislang nicht profitabel, da der Fokus nach eigenen Angaben bislang auf Wachstum und dem Ausbau der Marktführe­rschaft liegt. Gleichzeit­ig habe das Unternehme­n die Profitabil­ität heute bereits fest im Blick, betonen die Gründer. Investoren schielen auch eher auf eine Geldanlage an Auxmoneys Kreditnehm­er neben einer Beteiligun­g – niedrigste Zinsen machen das riskante Kleinkredi­tgeschäft attraktiv. Unter anderem zählt die ProSiebenS­at.1 Media über ihren Investment-Arm Seven Ventures zu den bekannten Geldgebern des Unternehme­ns. Anfang des Jahres wurde eine weitere Finanzieru­ngsrunde geschlosse­n, in deren Rahmen sich der niederländ­ische Versichere­r Aegon mit weiteren 15 Millionen Euro an Auxmoney beteiligt hat. Darüber hinaus gab der Versichere­r bekannt, 1,5 Milliarden Euro in den nächsten drei Jahren in Auxmoney-Kredite zu investiere­n.

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RP-FOTO ANDREAS BRETZ Die Auxmoney-Mitgründer Philip Kamp (l.) und Philipp Kriependor­f

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