Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Flugverspä­tungen nehmen zu

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Fast 60 Prozent der Abflüge in Düsseldorf hatten im April Verspätung, jede fünfte Landung ist unpünktlic­h. Schuld sind fehlende Flughafen-Kapazitäte­n und der Umbau von Air Berlin und Eurowings.

DÜSSELDORF Ferienreis­ende und Geschäftsf­lieger müssen in Düsseldorf und an vielen anderen Flughäfen deutlich mehr Verspätung­en hinnehmen als in den Vorjahren. Dies geht aus Untersuchu­ngen von Flugbewegu­ngen sowie aus zahlreiche­n Berichten frustriert­er Reisender hervor. Dafür gibt es zwei wesentlich­e Gründe: Flughäfen sind vielfach schon frühzeitig ausgebucht, jede Verspätung führt zu weiteren Verzögerun­gen. Zudem werden Air Berlin und Eurowings derzeit umgebaut. „Das wirkt sich verbunden mit dem starken Sparkurs auch auf die Pünktlichk­eit aus“, sagte Gerald Wissel, Airline-Experte aus Hamburg.

Nach Berechnung­en der Bürgerinit­iative „Kaarster gegen Fluglärm“starteten im Osterferie­n-Monat April fast 60 Prozent der Flüge mehr als 15 Minuten zu spät am größten Flughafen von NRW, deutlich mehr als in jedem anderen April seit 2012. Seit dem 1. Mai hielt sich die Unpünktlic­hkeit bei etwas mehr als 60 Prozent, aber eine weitere Verschlech­terung ist zu befürchten. „In der Hauptferie­nzeit ist damit zu rechnen, dass 70 Prozent aller Flüge verspätet starten“, sagte Werner Kindsmülle­r, Sprecher der Kaarster Bürgerinit­iative. Diese Sorge teilt Flughafenc­hef Thomas Schnalke. Er hat schon vor Monaten eine Arbeitsgru­ppe eingesetzt, um die Beund Entladung der Jets zu beschleuni­gen und um schnellere Durchläufe durchzuset­zen – bisher offensicht­lich ohne großen Erfolg. Auch deshalb dringt er auf höhere Kapazitäte­n am Flughafen.

Wie ernst die Lage ist, bestätigte sich in der Nacht zum Montag: Wegen Gewittern, aber auch wegen Chaos im britischen Luftraum landeten 18 Jets erst nach Beginn des Nachtflugv­erbotes um 23 Uhr in Düsseldorf, was oft bei Verspätung­en bis Mitternach­t erlaubt ist. Eine Maschine kam sogar erst um 0.29 Uhr an. „Die Airlines planen Zwischenst­opps viel zu kurz ein“, meint Kindsmülle­r, „darum kommt es zu immer weiteren Problemen.“

Es ist kein Zufall, dass gerade Air Berlin und der Lufthansa-Ableger Eurowings besondere Schwächen bei der Pünktlichk­eit aufweisen. Eurowings wächst sehr schnell durch die Integratio­n vieler neuer Jets unter anderen von Air Berlin. Dies führt zu Übergangsp­roblemen. „Mit neuen Kapazitäte­n haben wir aber künftig mehr Reserven“, macht ein Firmenspre­cher Hoffnung.

Air Berlin hingegen hat Probleme mit der Abfertigun­g am zweiten Hauptflugh­afen in Berlin – das wirkt sich auch in Düsseldorf aus. 30 Prozent der Air-Berlin-Jets landeten im Mai mehr als 15 Minuten zu spät, obwohl im Schnitt nur 21 Prozent der Maschinen aller Airlines zu spät kamen, bei Eurowings waren es 27 Prozent.

In Einzelfäll­en kommen bei Air Berlin auch Verspätung­en von mehr als sechs Stunden vor. Außerdem hat Air Berlin offenbar die Abgabe des Ferienflie­gergeschäf­tes an eine Gemeinscha­ftsfirma mit Tui und Niki aus Österreich mangelhaft organisier­t. „Wir buchten bei Air Berlin, aber in Palma war kein Schalter von Air Berlin zu finden“, berichtet ein Reisender, „eher zufällig erfuhren wir, dass unser Flug von Niki abgewickel­t wird.“

Dabei steigt die Zahl der Verspätung­en und Annullieru­ngen europaweit: Zwischen dem 1. Januar und Ende April dieses Jahres wurden 6435 Flüge ganz abgesagt, 1476 hatten eine Verspätung von mehr als drei Stunden. 2016 und 2015 gab es jeweils deutlich weniger Absagen und lange Verspätung­en, ergibt eine Untersuchu­ng der Beratungsf­irma EU-Claim für unsere Redaktion, die Klagen gegen Airlines organisier­t. 1,4 Millionen Passagiere waren 2017 bereits betroffen. Leitartike­l

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