Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der Sparkurs der Airlines und seine Opfer

- VON REINHARD KOWALEWSKY VON FRANK VOLLMER VON ANTJE HÖNING

In wohl keiner Branche tobt ein härterer Verdrängun­gswettbewe­rb als in der Luftfahrt, und die Passagiere sind Profiteure und Opfer davon. Einerseits verführt der Verfall der Ticketprei­se zu mehr Reisen: Früher war der Flug zum Sommerurla­ub nach Mallorca schon etwas Besonderes für die meisten Familien, jetzt jetten immer mehr Bürger dreimal im Jahr für eine Visite nach Rom, Barcelona oder an die Algarve. Denn nachdem Ryanair und Easyjet gezeigt haben, wie billig Fliegen organisier­t werden kann, kopieren Air Berlin, Eurowings und Co. das Modell: wenig Service, wenig freies Gepäck, schnelle Umlaufzeit­en an Airports – das ermöglicht Ticketprei­se von oft unter 80 Euro.

Doch der Preis des Preisverfa­lls ist hoch: Air Berlin schreibt dauerhaft rote Zahlen. Und weil die teuren Jets extrem eng verplant sind, führt jede kleine Verspätung zu weiteren Verzögerun­gen.

Die neue Landesregi­erung muss den Zusammenha­ng beachten, wenn sie über höhere Kapazitäte­n für den Flughafen entscheide­t: Mehr Startrecht­e mögen gut sein, damit der Airport mehr internatio­nale Verbindung­en anbieten kann. Aber es braucht ein klareres Nachtflugv­erbot, damit die Airlines nicht zu sehr auf erlaubte Verspätung­en spekuliere­n können. BERICHT FLUGVERSPÄ­TUNGEN NEHMEN ZU, TITELSEITE

Inklusions­gewurstel

Dass es schlecht läuft mit der Inklusion in NRW, ist inzwischen leider eine Binse. Alarmieren­des fördert die neueste Umfrage unter Lehrern zutage: In mancher Hinsicht wird es nicht nur nicht besser, es wird schlechter – etwa bei der Vorbereitu­ng der Lehrer. Rot-Grün hat die Inklusion hastig eingeführt und in die Sackgasse manövriert. Der Befreiungs­schlag ist nicht in Sicht: Die Personallü­cke ist nicht ad hoc zu schließen, nur über Fortbildun­gen notdürftig zuzukleist­ern. Und ein Schließung­sverbot für Förderschu­len, das die CDU nun verspricht, bände Sonderpäda­gogen, die anderswo benötigt werden.

Ganz abgesehen davon: Geld für Tausende zusätzlich­e Sonderpäda­gogen hat das Land in Zeiten der (trotzdem segensreic­hen) Schuldenbr­emse gar nicht. Zugleich leistet es sich eine teure Verlängeru­ng der Gymnasialz­eit. Statt in den Kampf gegen das „TurboAbi“hätten die Eltern ihre Energie in die Arbeit an der Inklusion stecken sollen. Dafür ist es zu spät. Das gigantisch­e Gewurstel wird weitergehe­n, vermutlich leider auch unter Schwarz-Gelb. Bei der Inklusion brauchen alle Beteiligte­n in NRW ganz langen Atem. BERICHT LEHRER FÜR ERHALT DER FÖRDERSCHU­LEN, TITELSEITE

Gute Noten für Lanxess

Wenn ausländisc­he Investoren im großen Stil bei deutschen Konzernen einsteigen, kann es ungemütlic­h werden. Bei Eon und Thyssenkru­pp drängen die aktivistis­chen Aktionäre Knight Vinke und Cevian auf Zerschlagu­ng: Eon soll seine Stromnetze verkaufen, Thyssenkru­pp seine Stahlspart­e – jeweils die historisch­en Wurzeln der Unternehme­n. Solche Wünsche hat Lanxess von seinem neuen Investor nicht zu befürchten. Warren Buffett, der nun bei dem Kölner Chemiekonz­ern eingestieg­en ist, gilt als Anleger mit langem Atem. Ihn interessie­rt nicht der Quartalsbe­richt, sondern die langfristi­ge Perspektiv­e. Obwohl er an den Börsen der Welt Milliarden machte, ist Buffett damit selbst eine Art rheinische­r Kapitalist. Deshalb kann Lanxess den neuen Aktionär gelassen sehen. Mehr noch: Dieser stellt Lanxess-Chef Matthias Zachert ein glänzendes Zeugnis aus. Der Bonner hat den Konzern mit Ehrlichkei­t, Beharrlich­keit und Offenheit aus einer schweren Krise geführt. Buffett erwartet offenkundi­g, dass Lanxess die Bodenhaftu­ng behält. Eine gute Nachricht für den Chemie-Standort NRW. BERICHT: WARREN BUFFET STEIGT BEI LANXESS EIN, TITELSEITE

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