Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Eine freundlich­e Heuschreck­e bei Lanxess

- VON ANTJE HÖNING

Mit Cola-Flaschen machte Warren Buffett seinen ersten Deal, nun ist er der zweitreich­ste Mann der Welt. Beim Kölner Chemiekonz­ern ist man gelassen. Wo Buffett einsteigt, will er lange bleiben.

KÖLN Warren Buffett eilt ein Ruf wie Donnerhall voraus: Der 86-jährige hat es mit Aktiengesc­häften zum zweitreich­sten Mann der Welt gebracht, laut dem Magazin „Forbes“besitzt er 60 Milliarden Dollar. In Anleger-Kreisen genießt er Kult-Status. Seit Jahrzehnte­n ist er an der Börse aktiv, meist erfolgreic­h, was ihm den Spitznamen „Orakel von Omaha“einbrachte. In Omaha, seinem Geburstort, lebt Buffett bis heute. Mit sechs Jahren soll der Sohn eines Börsenmakl­ers seinen ersten Deal gemacht und gleich eine zweistelli­ge Rendite erzielt haben: Er kaufte ein Sixpack Coca Cola für 25 Cent und verkaufte die Einzelflas­chen weiter für je fünf Cent. Mit elf Jahren erwarb er seine erste Aktie.

Billig einkaufen, teuer verkaufen – nach diesem Grundprinz­ip funktionie­ren Buffetts Geschäfte bis heute. Nun ist er über das Versicheru­ngsunterne­hmen General Reinsuranc­e (General Re) bei Lanxess eingestieg­en und hält 3,004 Prozent an dem Kölner Chemieunte­rnehmen. Wenn ein Anleger die Drei-ProzentSch­welle überschrei­tet, muss ein börsennoti­erter Konzern dies öffentlich machen.

General Re gehört zu Buffetts Anlage-Gesellscha­ft Berkshire Hathaway. Deren Analysten haben das junge Unternehme­n, in das Bayer 2004 seine Chemiegesc­häfte abgespalte­n hat, schon länger im Blick. Es habe immer wieder Kontakte gegeben, heißt es. Dass Buffett nun einsteigt, da die Lanxess-Aktie aufein Rekordhoch gestiegen ist, zeigt, wie viel der Amerikaner noch von dem M-Dax-Konzern erwartet.

Üblicherwe­ise lässt Buffett sich von drei Grundsätze­n leiten: langfristi­g handeln, nur Qualität kaufen, stets auf den Preis achten. Buffett hat Ökonomie an der Columbia University in New York bei Benjamin Graham studiert, dem Vater der fundamenta­len Aktienanal­yse. Der brachte ihm bei, durch intensive Analyse den „inneren Wert“von Unternehme­n zu ermitteln und nur einzusteig­en, wenn dieser größer ist als der Börsenwert. Buffett gilt als „freundlich­e Heuschreck­e“. Wegen seines sozialen Engagement­s: Er hat große Teile seines Vermögens an Stiftungen wie die Gates Foundation verschenkt. Aber auch wegen des Umgangs mit seinen Beteiligun­gen. Er kommt, um zu bleiben – wenigstens eine Weile. Entspreche­nd entspannt ist man im Lanxess-Tower am Rheinufer. Konzern-Chef Matthias Zachert sieht den Einstieg als Bestätigun­g für seinen Kurs.

Das Unternehme­n hat einen harten Weg hinter sich. Es war nach der einseitige­n Ausrichtun­g auf das Kautschuk-Geschäft unter Zacherts Vorgänger in die Krise geraten und aus dem Dax abgestiege­n. Zachert leitete einen schmerzhaf­ten Umbau ein, baute 1000 Stellen ab und schloss das Werk in Marl. Durch die Einbringun­g des Kautschuk-Geschäfts in ein Joint Venture mit Saudi-Aramco bekam Lanxess wieder Spielraum und nutzte ihn für die Milliarden-Übernahme des USHerstell­ers Chemtura. „Wir haben noch einiges vor“, versprach Zachert. Und das lockt auch Buffett.

Zur Frage, was er bei Lanxess vorhat, sagte die Sprecherin von General Re nur: „Wir bestätigen gern das Investment selbst, darüber hinaus möchten wir nicht kommentier­en.“Ein Börsianer meinte: „Wenn Buffett sich einkauft, bleibt es meistens nicht bei drei Prozent.“An der Münchener Rück war er zeitweilig mit zwölf Prozent beteiligt. Ein aktivistis­cher Investor, der in den Aufsichtsr­at drängt und das Management zum Verkauf von Tafelsilbe­r drängt, ist er gleichwohl nicht. Auch deshalb bleibt man in Köln gelassen.

Buffetts Portfolio ist bunt: Berkshire Hathaway ist an 80 Firmen beteiligt – darunter Apple, Coca Cola, Goldman Sachs und American Express. Aber auch Mittelstän­dler haben es ihm angetan – wie der Hamburger Motorradzu­behör-Händler Louis oder der Krefelder Rohrherste­ller Wilhelm Schulz. Selbst Bayer freute sich unlängst über eine Bestätigun­g aus Omaha: Im Februar kaufte Buffett acht Millionen Monsanto-Aktien. Die Übernahme von Monsanto ist bei den Behörden noch nicht durch. Bei Lanxess kann sich Buffett für 2017 aber auf einen sicheren Rekordgewi­nn freuen.

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