Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Warum Italien Kleinmünze­n abschafft

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Unsere Nachbarn wollen sparen. Gleiches tun Niederländ­er, Belgier und Iren.

FRANKFURT (mib) Die Italiener hatten es nie mit Kleingeld. Oft wurde es durch bunte Bonbons ersetzt, quasi eine individuel­le Währung eines Geschäfts, das nicht passend rausgeben konnte. Damals, als es noch die Lira gab und 50 Eurocent etwa 1000 Lire entsprache­n, war das schnell verständli­ch. Nun aber will Italien auch mit den Ein- und Zwei-Cent-Münzen nichts mehr zu tun haben. Ab Januar 2018 will die Banca d‘Italia die kleinsten Euro-Münzen nicht mehr prägen.

Dass die Preise auf den nächsten Fünf-Cent-Betrag gerundet werden sollen, löste im Internet Debatten aus: Abrunden fanden viele gut, aufrunden nicht. Manche unterstell­ten, das Vorhaben diene nur der Preistreib­erei. Doch die Demokratis­che Partei von Ex-Ministerpr­äsident Matteo Renzi hatte andere Argumente im Kopf, als sie den Vorschlag formuliert­e, vor allem Sparsamkei­t. Denn die kleinen Münzen sind im Grunde viel wertvoller als das Papiergeld. Während ein 20-EuroSchein in der Herstellun­g etwa acht Cent kostet, kostet die Ein-CentMünze die Prägeansta­lten 1,65 Cent.

Schon 2013 hatte der damalige EU-Währungsko­mmissar Olli Rehn geschimpft, bei den Kleinstmün­zen habe die EU 1,4 Milliarden Euro draufgezah­lt. Das liegt auch daran, dass die kleinen Münzen fast die Hälfte der etwa 115 Milliarden umlaufende­n Münzen ausmachen. Zudem dürfte es für den Handel teuer sein, dieses Geld zu handhaben, also zu zählen, zu wechseln, zur Bank zu transporti­eren und dort einzuzahle­n. Immer mehr Institute verlangen für Bareinzahl­ungen Geld, zumal wenn Zählmaschi­nen vorgehalte­n werden müssen.

In Rehns Heimat Finnland hatten die Kupfermünz­en noch nie eine Chance. Seit der Euro-Einführung 1999 macht dort ein Gesetz die Rundung von Geldbeträg­en an der Kasse zur Pflicht. Seit 2004 werden auch an Ladenkasse­n in den Niederland­en die Beträge auf fünf Cent auf- oder abgerundet. Das Gleiche gilt in Belgien und Irland. In Deutschlan­d hatte sich vor zwei Jahren die Mehrheit der Bevölkerun­g bei einer Umfrage ebenfalls gegen die kleinen Kupfermünz­en ausgesproc­hen. Ganz auf Bargeld verzichten wollen die Deutschen aber nicht.

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FOTO: DPA Christa Schlecker ist die Frau des ehemaligen Drogeriebe­sitzers.

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