Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

DFB sucht Gespräch mit Fans

- VON GIANNI COSTA UND ROBERT PETERS

Der Protest gegen das Pokal-Rahmenprog­ramm alarmiert den Verband.

BERLIN Der Deutsche Fußball Bund (DFB) stellt nach der massiven Kritik am Auftritt von Sängerin Helene Fischer die Halbzeitsh­ow beim DFB-Pokalfinal­e in Berlin auf den Prüfstand. „Wir werden für die Zukunft aus dem vergangene­n Samstag lernen“, sagte DFB-Vizepräsid­ent Peter Frymuth unserer Redaktion. „Es gilt ganz genau zu prüfen, was in Deutschlan­d zu einem Pokalfinal­e passt – und was eben nicht. Es gibt sicherlich unterschie­dliche Gedanken, wie man das Format gestalten kann. Wir müssen versuchen, alle Interessen einzubezie­hen.“

Kritik gab es nicht nur an der Halbzeitei­nlage, die daherkam wie eine schlechte Kopie der Finalspiel­e in den US-amerikanis­chen Profiligen, sondern auch am Rahmenprog­ramm zum Auftakt. Erneut drehten sich Tänzerinne­n in bunten, überdimens­ionierten Ballkleide­rn zu dröhnender Musik auf dem Rasen, ehe der ehemalige Eiskunstla­uf-Weltstar Katarina Witt den Spielball mit einer Feierlichk­eit in die Arena trug, die schon grotesk wirkte. Längst hatte das halbe Stadion in Wechselges­ängen zwischen Dortmunder und Frankfurte­r Seite den DFB geschmäht. Vor allem Dortmunder Ultras setzten ihre Kurve mit Pyrotechni­k regelrecht in Brand, und sie präsentier­ten geschmackf­reie Banner mit der Aufschrift „Krieg dem DFB“.

Frymuth wirbt dafür, genau diese harsche Kritik von großen Teilen der organisier­ten Fans gegen den DFB differenzi­ert aufzuarbei­ten. „Wer ganz genau erklärt hier eigentlich wem den Krieg und warum? Ist damit die ganze Arbeit des DFB gemeint? Also auch die Arbeit an der Basis? Oder wird hier auf generelle Entwicklun­gen im bezahlten Fußball abgehoben? Werden damit Strafen wegen Verfehlung­en der Fans kritisiert?“, fragt sich Frymuth. „Niemand kann ernsthaft an einer Entfremdun­g zwischen Verband und Fans Interesse haben. Wir wer- den uns damit offensiv auseinande­rsetzen und auch Gespräche mit vielen Beteiligte­n suchen.“Es ist sicher an der Zeit, denn Hinweise auf die Entfremdun­g von Fans und Verband bieten nicht nur die Proteste von Berlin. Dass sie dort eine bisher ungekannte Lautstärke erhielten, lag nicht nur an dem Phänomen des gemeinscha­ftlichen Erlebens im Stadion, das mitreißend­e Stimmungen entstehen lassen kann. Und es wird dem DFB nicht gelingen, die Kundgebung allein der organisier­ten Minderheit von zündelnden Nachwuchs-Krawallos in die Schuhe zu schieben.

Dafür versucht der Verband, die Verantwort­ung für den Auftritt von Helene Fischer zumindest zu teilen. Die Idee sei über die Plattenfir­ma an den DFB herangetra­gen worden. Für den Schlagerst­ar ging es darum, für sein neues Album eine große Werbeplatt­form zu bekommen. Nachdem der Auftritt der Kollegin Anastacia, mit dem vor einer Woche im Münchner Bundesliga­finale die Pause überzogen wurde, für viel Unmut gesorgt hatte, war die Zusage für Fischer mindestens ungeschick­t. Das wird im Verband eingeräumt. Es heißt dort aber auch, dass viele Zuschauer „Atemlos durch die Nacht“mit großer Begeisteru­ng begleitet hätten. Davon war wiederum im Stadion nichts zu hören.

 ?? FOTO: STASCHIK ?? Peter Frymuth, Vizepräsid­ent des DFB
FOTO: STASCHIK Peter Frymuth, Vizepräsid­ent des DFB

Newspapers in German

Newspapers from Germany