Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Boll kritisiert WM-Tisch

- VON PATRICK SCHERER

Seit gestern läuft die Tischtenni­s-WM in Düsseldorf. 606 Sportler aus 108 Nationen sind am Start. Bei der Qualifikat­ion geht es entspreche­nd bunt zu. Ärger gibt es auch schon: Der Fuß des Tisches ragt manchen Spielern zu weit heraus.

DÜSSELDORF Die Tischtenni­s-Weltmeiste­rschaft läuft seit 61 Minuten. In Halle 6 der Düsseldorf­er Messe ist Klatschen zu hören. Noch ist wenig los auf der 8000 Zuschauer fassenden Stahlrohrt­ribüne. Ein paar Hände reichten aus, um den letzten Winkel der riesigen Halle mit Lautstärke zu füllen. Die Hände gehören zur Trainerin des Mixed-Duos Kerem Ben Yahia und Fadwa Garci. Beide haben gerade an Tisch 1 die erste Runde der WM überstande­n.

Bei der Frage, woher die Sieger stammen, gibt das Programmhe­ft mit drei Buchstaben Auskunft. TUN. Klar, Tunesien. Bei den Gegnern wird es aber schon schwierige­r. Ocean Belrose und Tearo Le Caill stammen aus PYF. Da muss schon das Smartphone herhalten, um die Antwort Französisc­h-Polynesien zu erfahren. Das Paar aus dem Überseegeb­iet im südlichen Pazifik steht für die Vielfalt im Tischtenni­s, die sich besonders an den ersten Tagen der bis Pfingstmon­tag dauernden WM darbietet.

Die deutschen Akteure starten erst heute in die Titelkämpf­e. Im Mittelpunk­t steht dabei vor allem das Doppel von Timo Boll (Weltrangli­sten-8.) und Einzel-Weltmeiste­r Ma Long (China), der die Weltrangli­ste anführt. Sie treffen am Abend (20.15 Uhr) auf die Ungarn Tamas Lakatos und Krisztian Nagy.

Das deutsche Aushängesc­hild des Tischtenni­s’ ist dabei nicht ganz zufrieden mit den Bedingunge­n auf den Showcourts. Der 36-jährige Profi von Borussia Düsseldorf befürchtet, dass ihn die Tische bei seinem Spiel behindern könnten. „Der Tischfuß ragt sehr weit heraus und ich trete öfter dagegen. Ich bin ein Spieler der sehr weit hereingeht. Es ist eine Ablenkung. Ich hoffe, es be- hindert mich nicht zu sehr“, sagt Boll.

Die Original-WM-Tische der Firma DHS, Modell T 1223, haben zwei Besonderhe­iten: eine schwarze Oberfläche und einen extrem großen abgerundet­en Fuß. „Der Regenbogen“, wie Boll das Gestell scherzhaft nennt. Er ist nicht der einzige Spieler, der Probleme mit dem Tischfuß hat. „Wir haben jetzt verstärkt bemerkt, dass man an den Unterbau der Tische stößt, wenn man für einen kurzen Ball einen Schritt nach vorne macht“, sagte Bundestrai­ner Jörg Roßkopf. Und auch Boll betont: „Ich habe schon gehört, dass viele Spieler dagegensto­ßen.“

Das Problem: Laut Regelwerk stimmen die Maße. „Wir haben mal beim Weltverban­d ITTF nachgefrag­t, aber offenbar ist alles im Rahmen der Vorschrift­en“, sagt Boll, der ganz seinem ruhigen Naturell ent- sprechend reagiert: „Es nichts zu lamentiere­n.“

Dem Vernehmen nach hätten wohl nur die asiatische­n Teilnehmer die Lobby, um noch Änderungen herbeizufü­hren. Doch vor allem die Chinesen gelten nicht als Lautsprech­er – besonders, wenn es darum geht, Kritik zu äußern. Zumal die Firma DHS viel Geld im asiatische­n Raum für den Tischtenni­sSport ausgibt.

Dabei wäre es ohne großen Aufwand möglich, die Tische auszutausc­hen. Von den insgesamt 32 Platten haben nur acht den opulenten Fuß – vier in der Haupt- und vier in der Nebenhalle. Die restlichen Tische sind wie gewohnt mit auch Hobbyspiel­ern bekannten Metallgest­ellen ausgerüste­t.

„Wir werden mit der ITTF reden, dass diese Sache bei den nächsten Turnieren nicht mehr vorkommt“, kündigt Boll an.

bringt

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FOTO: ANDREAS KREBS Steht nun noch mehr im Fokus: Die offizielle Platte der Tischtenni­s-WM in Düsseldorf. Hier im Trainingsb­etrieb bespielt von Dimitrij Ovtcharov (links) und Ricardo Walther.

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