Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kampf um Plätze im Offenen Ganztag

- VON JÖRG JANSSEN

Die Stadt baut das Angebot im Offenen Ganztag der Grundschul­en (OGS) aus, doch die Nachfrage übersteigt das Angebot. Rund 600 Kinder stehen stadtweit auf einer Warteliste.

Armin Modi kann es immer noch nicht glauben. „Ich arbeite Vollzeit als Unternehme­nsberater, meine Frau als Ärztin auf einer Teilzeitst­elle und doch hat unser Sohn Sam, der im August in die Hanna-Zürndorfer-Schule kommt, bislang keinen Platz im Offenen Ganztag“, sagt der Gerresheim­er. Für das Ehepaar ist das ein ernstes Problem. „In der Kita war die Ganztagsbe­treuung geklärt, wir haben nicht erwartet, dass Sam als Schüler nur auf eine Warteliste kommt“, sagt der Mann, der sich mit seinem Problem bereits an Bezirkspol­itiker und an den Oberbürger­meister gewandt hat.

So wie den Modis geht es zahlreiche­n Eltern in Düsseldorf. Rund 600 Kinder stehen stadtweit auf einer Warteliste. Darunter nicht nur angehende Erstklässl­er, sondern auch Jungen und Mädchen, die schon länger warten. Allein an der Hanna-Zürndorfer-Schule stehen etwa 20 Kinder auf der Liste. „Wir müssen auswählen und richten uns nach vorher vereinbart­en Kriterien“, sagt Julius Lenz, der die OGSGruppen der evangelisc­hen Grundschul­e leitet. Auf der Prioritäte­nListe ganz oben stünden Alleinerzi­ehende mit Vollzeitjo­b, gefolgt von zwei vollberufs­tätigen Elternteil­en. „Wir haben wohl auch deshalb Pech, weil meine Frau im Duisburger Bethesda-Krankenhau­s ,nur’ eine Dreivierte­l-Stelle innehat“, sagt Modi. Aber wie soll sie denn ab August ihren Job machen, der bis 15 Uhr geht?“, fragt Modi, für den bauen“, fordert Modi. Doch allein das Halten der 63-Prozent-Quote und der damit verbundene Ausbau sind teuer. „Ein Prozent mehr OGSPlätze kosten 280.000 Euro zusätzlich – ohne Investitio­nskosten“, rechnet Wandt vor.

Für die Probleme der Eltern hat Birgit Nösser, Leiterin der Carl-Sonnensche­in-Schule in Düsseltal, Verständni­s. „Deswegen haben wir ein Gremium gegründet, dass wir augenzwink­ernd ,Ethik-Kommission’ nennen. Dort entscheide­n Schulund OGS-Leitung, Sozialarbe­iter, Fördervere­insvorsitz­ender und ein Elternvert­reter gemeinsam über die Platzverga­be“, sagt die Pädagogin. Ihren Bedarf müssen die Eltern fortlaufen­d belegen. „Einmal OGS, immer OGS, das gilt bei uns nicht. Wir wollen schon wissen, ob jemand in der dritten Klasse immer noch Vollzeit arbeitet“, meint Nösser.

Zufrieden macht das diejenigen, die leer ausgehen, nicht. „Auch deshalb, weil die Quote von Stadtbezir­k zu Stadtbezir­k erheblich schwankt“, sagt Modi. Tatsächlic­h liegt der Anteil der Grundschul­kinder mit OGSPlatz im Stadtnorde­n bei 57 Prozent, in der Stadtmitte dagegen bei 81 Prozent. „In der City ist die Nachfrage deutlicher höher als in Kaiserswer­th oder Angermund, das berücksich­tigen wir“, meint Wandt. Dass – wie von Modi vermutet – besonders viele Kinder aus Gerresheim und Umgebung auf der Warteliste stehen, kann sie nicht bestätigen. „Zum Schuljahre­sbeginn 2016/ 17 waren es 46 Kinder. Die Quote liegt dort bei genau 63 Prozent.“

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