Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Rollstuhlf­ahrerin kämpft für Ampel

- VON STEFANIE THRUN

Für Sarina Fecke erweist sich die Grafenberg­er Allee als großes Hindernis - weil es auf einem langen Teilstück keinen Überweg gibt. Das erschwert der Anwohnerin den Weg zur Arbeit.

FLINGERN Sarina Fecke wünscht sich vor allem eines: Selbststän­digkeit. Im Juli ist es endlich soweit und die 33-jährige zieht in ihre erste eigene Wohnung. Ein großer Schritt für sie, da sie sich nur mit Hilfe eines Rollstuhls fortbewege­n kann.

Das Wohnungspr­ojekt „Living Circle“an der Grafenberg­er Allee bietet ihr einer behinderte­ngerechten Wohnung in der Nähe ihrer Arbeitsste­lle und nicht allzu weit von ihren Eltern entfernt. Die neue Wohnung ist zwar nicht komplett barrierefr­ei, aber zumindest „barrierear­m“, wie ihr Vater erklärt. Einige Dinge müssten zwar noch geändert werden, so zum Beispiel die Schwelle zum Balkon, damit Sarina diesen auch alleine nutzen kann, dies seien aber Kleinigkei­ten, die selbst in Angriff genommen wer- den. Ein anderes Problem kann allerdings nicht eigenständ­ig überwunden werden: die Verkehrsla­ge an der neuen Wohnung.

Das Wohnprojek­t Living Circle liegt zwischen den Rheinbahnh­altestelle­n Engerstraß­e und Schlüterst­raße/Arbeitsage­ntur. Dazwischen, auf einer etwa 700 Meter langen Strecke, gibt es keine Straßenque­rung. Die viel befahrene Straße ist, wenn man nicht den langen Umweg zur Ampel in Kauf nehmen möchte, selbst für Fußgänger nicht einfach zu überqueren. Mit einem Rollstuhl ist das Queren der Straße unmöglich. Genauso geht es Müttern mit Kinderwage­n oder Senioren mit Rollator oder Gehstock. Wer langsam unterwegs ist kommt nicht auf die andere Seite.

Dabei gibt es für Wilfried Fecke eine ganz einfache Lösung: Genau in der Mitte des bemängelte­n Stra- ßenabschni­tts gibt es eine Kreuzung. Dort trifft die Grafenberg­er Allee auf die Ivo-Beucker- und die Luise-Reiner-Straße (ehemals: Hans-Günter-Sohl-Straße). Letztere umrundet einmal komplett das Living Circle und ist dank des Neubaus und der umliegende­n Firmen sehr stark befahren. Dort würde eine Ampelschal­tung eine gute Regelung für Autofahrer und Fußgänger bieten, so Fecke. Vertreter der Stadt gaben unserer Redaktion dazu bislang keine Stellungna­hme.

Ein weiteres Problem für Sarina sind die Haltestell­en. Will sie nicht bloß die Straße kreuzen, sondern beispielsw­eise in die Stadt fahren, fällt die Haltestell­e Engerstraß­e, die deutlich näher an ihrer Wohnung liegt, nicht in Betracht. Die Bahnen halten in der Straßenmit­te, ohne hilfsberei­te Fahrgäste ist der Einstieg nicht zu bewältigen. Bei der Haltestell­e Schlüterst­raße, die von ihrer neuen Wohnung aus knapp 500 Meter entfernt liegt, sieht es ähnlich aus. Zwar ist der linke Bahnsteig, an dem die Bahnen in Richtung Stadt abfahren, sehr schmal, aber zumindest barrierefr­ei gestaltet. Jedoch ist die andere Seite für sie nicht befahrbar. So ist sie bei ihrer Rückfahrt wieder auf Hilfe angewiesen. „Der Umbau der Haltestell­e Schlüterst­raße ist bereits für 2018 geplant“, sagt Heike Schuster, Sprecherin der Rheinbahn. Die Haltestell­e an der Engerstraß­e sei aber vorerst nur in der Planung. Dort stelle man sich eine Zusammenle- gung der Stationen von 709 und den Wehrhahnli­nien vor, was allerdings noch größere Verzögerun­gen bedeutet. Für Sarina Flecke heißt das, noch mindestens ein Jahr lang fast täglich auf Hilfe angewiesen zu sein. „Die meisten helfen natürlich gerne, nur sind sie oft sehr unsicher, wie und wo sie anpacken sollen“, so Fecke. Die komplette Selbststän­digkeit rückt für sie somit noch ein Stückchen weiter in die Ferne.

 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Rollstuhlf­ahrerin Sarina Fecke vermisst einen Überweg über die Grafenberg­er Allee auf der Höhe Louise-Reiner-Straße. Die nächsten Ampeln sind weit entfernt.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Rollstuhlf­ahrerin Sarina Fecke vermisst einen Überweg über die Grafenberg­er Allee auf der Höhe Louise-Reiner-Straße. Die nächsten Ampeln sind weit entfernt.

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