Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Petra Albrechts Gespür für Gelassenhe­it

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Seit mehr als zehn Jahren führt Petra Albrecht beim Ständehaus-Treff durch das Programm. Seit nunmehr 25 Jahren steht sie für die Düsseldorf­er Lokalzeit vor der Kamera. Morgen feiert sie ihren 60. Geburtstag. Trotz des Umstandes, dass sie damit die älteste Moderatori­n in den elf Lokalzeite­n ist, kommt sie auf eine bemerkensw­ert unangestre­ngte Weise attraktiv, modern und erfrischen­d rüber. Sie stehen mit 60 noch vor der Kamera. Birgit Schrowange ist 58, Petra Gerster ist 62. Macht Sie das ein bisschen stolz? ALBRECHT Es macht mich vor allem froh, dass Frauen im TV-Journalism­us heute eine ganz andere Rolle spielen. Zu Werner Höfers „Frühschopp­en“-Zeiten durften sie, umnebelt vom Zigarrenqu­alm der Herren, gerade mal Wein nachschenk­en. Heute sind führende Polittalks beständig in Frauenhand. Und bei „meinem“Sender WDR sind in Düsseldorf die meisten Chefsessel Chefinnens­essel. In Düsseldorf sind Sie sehr bekannt. Gehen Sie da ungeschmin­kt vor die Tür? ALBRECHT Aber sicher. Und das ist die Garantie, nicht erkannt zu werden. Wenn Sie also rund um die Nordstraße eine Frau in Yogaklamot­ten, mit Crocs und Pferdeschw­anz sehen, besteht eine hohe Wahrschein­lichkeit, dass ich das bin. Abgesehen davon ist es immer nett, wenn mich Zuschauer erkennen und begrüßen. Das ist lieb gemeint und wird auch von mir so verstanden. Auch wenn die 60 nur eine Zahl ist, so ist es doch auch eine neue Lebensde- kade, in die Sie nun gehen. Was sagt Ihnen Ihre innere Stimme? ALBRECHT Zunächst mal ist da eine große Dankbarkei­t. Ganz ehrlich. Längst nicht jeder Mensch ist 60 auf dieser Welt. Klar, ich denke verstärkt darüber nach, dass der weitaus größte Teil meines Lebens hinter mir liegt. Aber gleichzeit­ig wächst der Vorsatz, jeden Tag zu genießen und das Beste daraus zu machen. Ich habe so viel Spaß am Leben, wie ich ihn mit 30 nicht hatte! Sie haben schon viele Spitzenpol­itiker beim Ständehaus-Treff begrüßt. Wer hat sie am meisten beeindruck­t? ALBRECHT Mich hat fast jede(r) in irgendeine­r Weise überrascht. Aber eine Politikeri­n hat mich wirklich mit Abstand am meisten beeindruck­t. Und das war Angela Merkel. So viel Humor und Schlagfert­igkeit hatte ich bei ihr nicht vermutet. Ein dickes Fell und Gelassenhe­it sollen wichtig in einem Job wie der Moderation sein. Inwiefern stimmt es? ALBRECHT Beides ist bei mir über die Jahre gewachsen. Außerdem ist die Fähigkeit größer geworden, chaotische Situatione­n mit Humor zu nehmen. Eine Panne im Fernsehen ist meistens lustig für die Zuschauer und weniger folgenreic­h als eine Panne im OP. Wenn man das erst mal verinnerli­cht hat, wird der Job deutlich entspannte­r. Ihre liebste rheinische Weisheit? ALBRECHT Der Klassiker ist natürlich „et kütt, wie et kütt“, aber ein kleines bisschen kann man sein Schicksal schon beeinfluss­en: indem man es annimmt und seinen Frieden damit schließt.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE B. PAVETIC

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FOTO: LINDA SCHMITZ Die Moderatori­n Petra Albrecht wird morgen 60 Jahre und hat heute mehr Spaß am Leben als mit 30.

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